CONF 01.12.2009

Nonkonforme Kunst u. alternative Kultur in Sachsen vor 1989 (Dresden, 14-15 Jan 10)

Tanja Matthes

8060 Dresden / 7050 Leipzig / 9040 Karl-Marx-Stadt.
Nonkonforme Kunst und alternative Kultur in Sachsen vor 1989

Ort: Dresden, Hygiene-Museum, Marta Fraenkel-Saal

Zeitraum: Donnerstag, 14.1.2010, 15 Uhr bis Freitag 15.1.2010, ca. 19
Uhr

Veranstalter: Kooperationsprojekt zwischen der Sächsischen
Landeszentrale für politische Bildung, der Stiftung Deutsches
Hygiene-Museum, der Technischen Universität Dresden und der Ausstellung
"ohne uns! Kunst und alternative Kultur in Dresden vor und nach 89"
(Informationen zur Ausstellung: www.ohne-uns-dresden.de)

Leitung: Frank Eckhardt, Kurator "ohne uns", riesa efau. Kultur Forum
Dresden und Dr. Paul Kaiser, Kurator "ohne uns", Technische Universität
Dresden

Kosten: Es wird eine Tagungsgebühr in Höhe von 10 Euro p.P. erhoben
(zahlbar im Tagungsbüro)

Anmeldung: Dr. Paul Kaiser, Institut für Soziologie, Technische
Universität Dresden, 01062 Dresden, email: kaiser.paul@gmx.de, T
0351-463 37452

Thema: Die Postleitzahlen verfallender und auf 'Abriss gestellter'
Gründerzeitviertel in den sächsischen Bezirksstädten Leipzig, Dresden
und Karl-Marx-Stadt avancierten in der Honecker-Ära der DDR zu Synonymen
alternativer Lebensentwürfe. Die 'Äußere Neustadt' in Dresden
(Postleitzahl 8060), Leipzig-Connewitz (Postleitzahl 7050) oder das
verfallende Stadtquartier Sonnenberg hinter dem Karl-Marx-Städter
Hauptbahnhof (Postleitzahl 9040) wurden bereits mit Beginn der 1970er
Jahre zu besetzten Sozialräumen städtischer Subkulturen. Diese standen
in besonderer Weise im Fokus der Bezirksverwaltungen des Ministeriums
für Staatssicherheit, welche diese Inbesitznahmen städtischer Räume
anfangs mit offener Repression, später mit dem perfiden Instrumentarium
der 'Zersetzung' bekämpfte. Die Tagung thematisiert erstmals den
formativen Beitrag der sächsischen Bezirksstädte für die Etablierung
einer künstlerischen Gegenkultur in der DDR.

Mit dem auf der Tagung gesetzten Schwerpunkt auf die bildkünstlerisch
intendierten Aktionsfelder (und deren interdisziplinären und
intermedialen Verkettungen mit Literatur, Film, Musik und Tanz) sollen
die Eigenheiten der jeweiligen Stadtsubkulturen vorgestellt werden,
welche sich etwa durch differente Rahmenbedingungen und
Programmpolitiken ausdrücken (so im Vergleich der künstlerischen
Hochschulstandorte Dresden und Leipzig zur Industriestadt
Karl-Marx-Stadt). Zugleich werden die Interferenzen und übergreifenden
Aktionsfelder zwischen den Akteuren der drei Städte und ihren ländlichen
Rückzugsräumen thematisiert, die in Pleinairs, Künstlerfesten oder
Festivals ihren Ausdruck fanden.

Neben der angesprochenen Repressionspolitik durch SED, Staat und MfS
sollen aber auch die städtischen Schutzmächte (Kirchen,
Hochkulturinstitutionen, Künstlerverbände) dargestellt werden, die in
unterschiedlicher Weise in allen drei Städten existierten, sowie jene
halboffiziellen Aktionsorte, welche vor allem zwischen 1971 und 1976 und
dann ab 1985 der Gegenkultur erweiterte Spielräume boten - in Dresden
etwa das städtische "Leonhardi-Museum", in Karl-Marx-Stadt die
genossenschaftliche "Galerie Oben" oder in Leipzig das Klubhaus
Steinstraße 18.
Die Tagung stellt ebenso die Frage nach der Verortung der hier am
sächsischen Beispiel diskutierten künstlerischen Gegenkultur in der DDR
- zwischen osteuropäischen Dissidenzkulturen und westeuropäischen
Protestbewegungen sowie zwischen den Modellen einer Amerikanisierung und
Sowjetisierung im Kalten Krieg.

***

Donnerstag, 14.1.2010

15.00 Uhr
Begrüßung
Gisela Staupe, Stellvertretende Direktorin Stiftung Deutsches
Hygiene-Museum
Frank Eckhardt, Kurator "ohne uns" und Geschäftsführer riesa efau.
Kultur Forum Dresden

15.15 Uhr
Grußwort/Einführung
Frank Richter, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische
Bildung

15.30 - 16.15 Uhr
Karl-Siegbert Rehberg (Dresden)
Kunst als Politik.
Rückkehr der Moderne durch 'Körperprovokation'

16.15 - 16.30 Uhr
Diskussion

16.30 - 17.15 Uhr
Eckhart Gillen (Berlin)
Die Kunstszene als Familienbande.
Über verlorene Töchter und Söhne, innere Emigration, Verrat, Anpassung
und Widerstand in einem protestantischen Land

17.15 - 17.30 Uhr
Diskussion

17.30 - 18.00 Uhr
Kaffeepause

18.00 - 18.45 Uhr
Gerrit-Jan Berendse (Cardiff)
Karneval in der DDR.
Interferenzen zwischen offizieller und inoffizieller Kultur

18.45 - 19.00 Uhr
Diskussion

ab 20.00 Uhr
Abendessen (Buffet), Kuratorenführung und Diskussion in der Ausstellung
"ohne uns! Kunst und alternative Kultur in Dresden vor und nach 89"
Ausstellungsteil Prager Spitze, Prager Straße 2a, 01069 Dresden
[unmittelbar am Hbf Dresden]

***

Freitag, 15.1.2010

10.00 Uhr
Begrüßung durch Tagungsorganisatoren

10.15 - 10.45 Uhr
Paul Kaiser (Dresden)
8060 Dresden / 7050 Leipzig / 9040 Karl-Marx-Stadt.
Topographie einer Gegenkultur in den sächsischen Bezirksstädten der DDR

10.45 - 11.00 Uhr
Diskussion

11.00 - 11.30 Uhr
Christoph Tannert (Berlin)
DDR von unten.
Eine Ortsbesichtigung (mit Ton- und Bildbeispielen)

11.30 - 11.45 Uhr
Diskussion

11.45 - 12.15 Uhr
Susanne Altmann (Dresden)
"Hab ich Euch nicht blendend amüsiert?"
Weibliche Subversionen in der DDR - ein Sonderweg auf Augenhöhe

12.15 - 12.30 Uhr
Diskussion

12.30 - 14.00 Uhr
Mittagspause

14.00 - 14.30 Uhr
Andreas Thielemann (Rom)
Sächsische Künstler in der inoffiziellen Galerie Bahß (Magdeburg)

14.30 - 14.45 Uhr
Diskussion

14.45 - 15.15 Uhr
Angelika Weißbach (Berlin/Dresden)
Nord, Ost, Süd, West und Mitte.
Die Dresdner Stadtbezirksgalerien bis 1990

15.15 - 15.30 Uhr
Diskussion

15.30 - 16.00 Uhr
Klaus Michael (Dresden)
Ästhetische Strategien und Öffentlichkeit.
Die Künstlerzeitschriften "und", "u.s.w.", "usf" und ihr Umfeld

16.00 - 16.15 Uhr
Diskussion

16.15 - 16.45 Uhr
Kaffeepause

16.45 - 17.15 Uhr
Gwendolin Kremer (Göttingen/Dresden)
Zwischen Ausreise und Aufgabe.
Ein Künstlerkreis in Dresden in den späten 1970er und frühen 1980er
Jahren

17.15 - 17.30 Uhr
Diskussion

17.30 - 18.00 Uhr
Yvonne Fiedler (Leipzig)
"Drei Räume und die Küche wurde zum Büro".
Privatgalerien in der DDR zwischen Eigensinn und Illegalität

18.00 - 18.15 Uhr
Diskussion

18.15 - 18.45 Uhr
Frank Eckhardt (Dresden)
Transformationen.
Gegenkulturprojekte in Sachsen nach 1990

18.45 - 19.00 Uhr
Diskussion
19.00 Uhr
Resümee / Schlusswort / Danksagung
Frank Eckhardt / Paul Kaiser

Quellennachweis:
CONF: Nonkonforme Kunst u. alternative Kultur in Sachsen vor 1989 (Dresden, 14-15 Jan 10). In: ArtHist.net, 01.12.2009. Letzter Zugriff 20.11.2025. <https://arthist.net/archive/32144>.

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