archimaera versteht sich als Online-Zeitschrift für Architektur, die
mit einem dezidiert wissenschaftlichen Anspruch interdisziplinäre Themen
in der Beschäftigung mit Architektur und Architekturgeschichte
aufgreift, Schnittmengen aufzeigt und den Austausch zwischen Praxis,
Geschichte, Theorie und Reflexion fördert. archimaera ist als
ortsungebundenes, international erreichbares Internet-Medium konzipiert,
das die Vernetzung zwischen allen an Architekturthemen Interessierten
fördert. Als Peer-Review-Publikation wird archimaera seit 2008 vom
Programm Digital Peer Publishing (DiPP) des Landes NRW gefördert.
CALL FOR PAPERS
archimaera Heft 4: NEUTRALITÄT
DEADLINE: 15.01.10 (Exposés), 30.03.10 (Beiträge)
Neutralität steht in den Gesellschaftswissenschaften zunächst für einen
überparteilichen oder einen -- auch von Ideologien -- unabhängigen
Standpunkt. Neutralität wird von großen supranationalen Organisationen
wie der Uno ebenso beansprucht wie von Nichtregierungsorganisationen
(NGOs) wie dem Roten Kreuz oder Médecins Sans Frontières. In der
Politikwissenschaft bezeichnet der Begriff die Bündnisfreiheit von
Kleinstaaten in internationalen Konflikten. In beiden Fällen ist der
Aspekt der Exterritorialität grundlegend. Erst diese erlaubt es
neutralen Organisationen, Staaten und Individuen auch auf umkämpftem
bzw. umstrittenem Terrain und ohne Rücksicht auf Grenzziehungen und
Gebietsansprüche zu operieren.
Unser Heft setzt sich zum Ziel, unter architektonischen Gesichtspunkten
über Neutralität und territoriale Ordnungen nachzudenken. Zwei
Fragenstellungen stehen dabei im Vordergrund: Zum einen die
Schnittstelle von Politik und Architektur, zum anderen die Anwendung des
Neutralitätsbegriffs auf spezifisch architektonisch-gestalterische
Fragestellungen. Im ersten Bereich interessieren etwa folgende
Themenfelder: Was heißt es für die räumliche Ordnung einer
globalisierten Welt des ungehinderten Waren- und Kapitalflusses, wenn
einzelne Gebiete für sich Neutralität beanspruchen? Wie gelingt es
supranationalen Organisationen wie der Uno, eine neutrale Haltung
einzunehmen und wie manifestiert sich diese räumlich und
infrastrukturell? In welcher Weise beziehen sich staatliche
Institutionen im Austausch mit ihren Bürgern auf eine neutrale Position
-- etwa in der Rechtssprechung --, und wie kommt diese Position
architektonisch zum Ausdruck? Wird Neutralität demgegenüber als
Eigenschaft des architektonischen Entwurfs aufgefasst, so stehen etwa
folgende Fragestellungen zur Diskussion: In welchen Zusammenhang stehen
Typologie, Funktion und Neutralität in der Architektur? Was leistet das
Konzept des "generischen Raumes" bzw. der "generischen Architektur" für
eine Architektur der Neutralität? War/Ist der "International Style" eine
neutrale Architektur? Inwiefern stellt der "white cube" des
modernistischen Museumsbaus eine räumliche Ausformulierung von
Neutralität dar? Diesen und weiteren Fragestellungen an der
Schnittstelle von Städtebau, Architektur, Politik, Soziologie, Technik
und Geografie will unsere Nummer zum Thema Neutralität auf den Grund
gehen. Gefragt sind nicht nur theoretische und aktuelle Fallbeispiele,
sondern auch Studien, die sich Neutralität in der Architektur aus
historischer Perspektive annähern.
Bitte senden Sie Beitragsvorschläge in Form eines einseitigen Exposés
bzw. einer Arbeitsprobe bis zum 15. Januar 2010 an:
Dr. Martino Stierli
Eikones - NFS Bildkritik
Universität Basel
Rheinsprung 11
CH-4051 Basel
Oder per Mail an: martino.stierliunibas.ch
Die Auswahl der Beiträge erfolgt bis Ende Januar 2010. In einem zweiten
Schritt sind die ausgewählten Beiträge in ausgearbeiteter Form bis zum
30.3.2010 einzureichen. Verantwortlich für das Heft: Dr. Martino Stierli
(Mitglied des Herausgeber-Teams) und Reto Geiser (guest editor).
Reference:
CFP: Archimaera, Heft 4: Neutralitaet. In: ArtHist.net, Nov 4, 2009 (accessed Oct 19, 2025), <https://arthist.net/archive/32026>.