CONF Nov 28, 2009

Abschlusstagung, GK "Bild-K örper-Medium" (Karlsruhe,28-29 Nov 09

Franziska Koch

Abschlussveranstaltung des DFG-Graduiertenkollegs Bild - Körper - Medium,
eine anthropologische Perspektive

Bildwissenschaften und Bildanthropologie(n) - Eine Bilanz im Rückblick nach
vorn

Datum: Samstag, 28. November bis Sonntag, 29. November 2009
Ort: Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Raum 112 (1. Stock)
Beginn: Samstag, 17.30 Uhr

Veranstalter: Graduiertenkolleg Bild-Körper-Medium, eine anthropologische
Perspektive

Formlose Anmeldung der Teilnahme aus organisatorischen Gründen erbeten an:
Christina Irrgang, cirrganghfg-karlsruhe.de. Die öffentliche Teilnahme ist
aus Platzgründen nur beschränkt möglich und umfasst nicht die
Tagungsverpflegung.

Anfahrt: http://www.hfg-karlsruhe.de/hochschule/wegbeschreibung

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Programm

Samstag, den 28. November 2009

Beginn 17.30 Uhr; Begrüßung durch Beat Wyss und Martin Schulz

18.00 Uhr Eröffnungsvortrag; Gottfried Boehm (Direktor des NFS Bildkritik,
eikones Basel)

ca. 19. 30 Uhr Umtrunk (nicht öffentlich)

Sonntag, den 29. November 2009
Bildwissenschaftliche Bilanzierungen von Mitgliedern des Kollegs aus den
verschiedenen Förderphasen.

9.30 Uhr Bilanz I; Bildforschung und Beutekunst.
Bekenntnisse eines Bildwissenschaftlers, Sprecher:
Markus Buschhaus

10.00 Uhr Bilanz II; Wozu machen wir Bilder und was machen Bilder mit uns:
Bild-Anthropologie und Kunstgeschichte, Sprecherin: Christiane Kruse

10.30 - 10.45 Uhr Kaffeepause

10.45 Uhr Bilanz III; Sukzession und Simultaneität. Zur Mediengeschichte des
Bildes, Sprecher: Götz Großklaus

11.15 Uhr Bilanz IV; Auf die Suche geschickt oder: Was ist ein Bild?,
Sprecherin: Anette Hüsch

11.45 -12.00 Uhr Kaffeepause

12.00 Uhr Bilanz V; Zu Bildpraktiken und Bildwissenschaften im Umgang mit
bildgenerierenden Hybriden; Sprecher: Asko Lehmuskallio

12.30 Uhr Bilanz VI; Andere Bilanzen. Zur Bildwissenschaft im
Industrietransfer, Sprecher: Frank Furtwängler

13.00 - 14.30 Uhr Mittagspause

14.30 - 16.00 Uhr Podiumsdiskussion: Bildwissenschaften und
Bildanthropologie(n) - Eine Bilanz im Rückblick nach vorn

Auf dem Podium: Hans Belting (HfG Karlsruhe), Christiane Brosius
(Universität
Heidelberg), Monica Juneja (Universität Heidelberg), Klaus Krüger (FU
Berlin), Martin Schulz (HfG Karlsruhe)

Moderation: Beat Wyss (HfG Karlsruhe/ SIK-ISEA Zürich)

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Bildwissenschaften und Bildanthropologie(n) - Eine Bilanz im Rückblick nach
vorn

Das Karlsruher Graduiertenkolleg Bild - Körper - Medium. Eine
anthropologische Perspektive geht in diesen Wochen dem Ende seiner dritten
und abschließenden Förderphase entgegen. Im Oktober 2000 gegründet mit
Professor Hans Belting als Sprecher, seit seinem Beginn wissenschaftlich
koordiniert und geleitet von PD Dr. Martin Schulz und seit mittlerweile
sechs Jahren mit Professor Beat Wyss als Sprecher wurde das Kolleg von über
40 Graduierten getragen. Zum Abschluss dieser äußerst vielfältigen und
produktiven neun Jahre freuen wir uns, zu einer abschließenden Veranstaltung
mit dem Titel " Bildwissenschaften und Bildanthropologie(n) - Eine Bilanz im
Rückblick nach vorn" einladen zu dürfen. Wie es schon der Titel der
Veranstaltung andeutet, soll das Thema des Kolloquiums nicht nur die
persönliche Bilanz einzelner Kollegiatinnen und Kollegiaten in Bezug auf
ihre eigenen bildanthropologisch orientierten Forschungsprojekte sein,
sondern auch nach vorn auf die zukünftigen Aufgaben und Problemfelder der
Bildwissenschaften gerichtet werden.

Es war einmal...
Der "Beginn" einer an bildwissenschaftlichen Fragen orientierten
Kunstgeschichte wurde nicht zuletzt dank der Neurezeption der Schriften Aby
Warburgs und den Herausforderungen der zunehmend digitalisierten
alltäglichen Bildwelten transnational durch zwei fast zeitgleich
veröffentlichte Publikationen und die in ihnen definierten "turns"
terminiert: Der pictorial turn des amerikanischen Kultur- und
Literaturwissenschaftlers William T. J. Mitchell datiert ebenso ins Jahr
1994 wie der iconic turn des deutschen Kunsthistorikers Gottfried Boehm.
Beide Drehbewegungen - die sich nicht nur rhetorisch an Richard Rortys
linguistic turn aus dem Jahr 1967 orientierten ñ wandten sich trotz
zahlreicher Divergenzen primär gegen ein text- und sprachwissenschaftlich
fundiertes Bildverständnis. Dementsprechend waren und sind die
Bildwissenschaften nicht nur daran interessiert, der vielzitierten
"Bilderflut" eine eigene Objektbasis jenseits des Kunstkontextes zu geben,
sie woll(t)en auch die Kunst durch ein Bildwissen anreichern, welches nicht
geistesgeschichtlich, noch formal, sondern in den "Untergründen der
Repräsentation" zu finden ist.
Bei der Gründung des Graduiertenkollegs stand als ein möglicher Ansatz die
anthropologische Perspektive Pate, welche die Frage nach dem Bild zugleich
als Frage nach dem "Menschen, der Bilder erfindet und benutzt" formulierte.
Die Annäherung an die unterschiedlichen Facetten und Phänomene der Bilder
fragte dabei insbesondere nach den Konvergenzen und Differenzen von
künstlerischen, mentalen und medialen Bildern in unterschiedlichen
historischen und kulturellen Kontexten, welche exemplarisch in
transdisziplinär angelegten Projekten zwischen Kunstgeschichte, Archäologie,
Psychologie und Hirnforschung sowie Medienwissenschaften und
Wissenschaftsgeschichte untersucht werden sollten.
Der Einbezug der Parameter "Körper" und "Medium" führte dabei zum einen zu
der Frage, in welchem Verhältnis unterschiedliche Konzepte des Körpers zu
denen des Bildes stehen. Andererseits wurde diese Frage im Hinblick auf die
Bildträger als Medien und Körper der Bilder erweitert, wobei gerade auch die
historischen und kulturellen Formen der "symbolische[n] Techniken" der
Bildproduktion und -rezeption in den Blick gerieten. Diese angestrebte
Mediologie mit Körperbezug verstand sich als Antwort auf "eine empfindliche
Lücke im heutigen Spektrum der Medienwissenschaften" und forderte
programmatisch eine neue Synthese von Bild- und Medienfragen gegen die
Dominanz sprach- und textorientierter Ansätze, wie z. B. der Semiotik und
Ikonographie, um dem Ruf nach einer neuen Ikonologie gerecht zu werden.

...heute...
In nun schon neun Jahren Förderlaufzeit bot diese Perspektive nicht nur den
Rahmen, sondern auch den Raum für verschiedenste Ausprägungen dessen, wie
eine Bildwissenschaft mit historischer und anthropologischer Perspektive
ausformuliert werden kann. Drei Generationen von Stipendiatinnen und
Stipendiaten, Postdoktorandinnen und Postdoktoranden, sowie zahlreiche
assoziierte Promovierende, Habilitierende und Professorinnen und Professoren
beschäftigt die Aufgabe, Bilder aus ihrer impliziten Prozessualität heraus
zu verstehen und deren oft beschworene "ikonische Differenz" immer wieder
neu zu hinterfragen und zu differenzieren. Gerade in den letzten
Förderphasen rückten dabei insbesondere die technischen, repräsentationalen
und transkulturellen Dimensionen der Bilder in den Mittelpunkt zahlreicher
Arbeitsprojekte und Konferenzen.
Die vielfältigen Früchte dieser Arbeit verdeutlichen die zahlreichen
Sammelbände des Kollegs, welche von mehreren Graduiertengenerationen geprägt
wurden und die zugleich fundierte Einblicke in bildanthropologische
Perspektiven bieten. Darüberhinaus lassen sich bereits an den Titeln der
Publikationen die unterschiedlichen Arbeitsbereiche und -phasen des Kollegs
ablesen: "Quel Corps - Eine Frage der Repräsentation" (2002); "Kulturen des
Bildes" (2006); "The Picture's Image. Wissenschaftliche Visualisierung als
Komposit" (2006); "Bild und Körper im Mittelalter" (2006 1. Aufl., 2008 2.
Aufl.); "Topologien der Bilder" (2008); "Techniken des Bildes" (im Druck);
"Bilder in der Archäologie - Eine Archäologie der Bilder" (in
Vorbereitung).

...und morgen?
Da die Bildwissenschaften und ihr - bei allen Unterschieden -
angelsächsisches Äquivalent, die visual studies, längst nicht mehr nur
publizistische, sondern auch institutionelle Folgen zeitigen, lädt die
Abschlußveranstaltung die assoziierten Professoren, die ehemaligen und
gegenwärtigen Graduierten und Assoziierten ganz herzlich ein, einige kurze
Vorträge für den Sonntagvormittag der Veranstaltung beizutragen. Gefragt ist
eine (ca. 20minütige) persönliche Bilanz der Entwicklung der eigenen
wissenschaftlichen Tätigkeit in Hinblick auf die anthropologische
Fragestellung des Graduiertenkollegs. Insbesondere soll dabei auch eine
persönliche Einschätzung dessen vorgenommen werden, wie gegenwärtig die
Forschung um das Verhältnis Bild, Körper und Medium aussieht und wie diese
zukünftig perspektiviert werden kann.

Reference:
CONF: Abschlusstagung, GK "Bild-K örper-Medium" (Karlsruhe,28-29 Nov 09. In: ArtHist.net, Nov 28, 2009 (accessed Apr 18, 2025), <https://arthist.net/archive/31999>.

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