Stiftung Bibliothek Werner Oechslin
Luegeten 11
CH 8840 Einsiedeln
Der 11. internationale Barocksommerkurs der Stiftung Bibliothek Werner
Oechslin zum Thema "Barock / Ornament" findet von Sonntag, 27. Juni
bis Donnerstag 01. Juli 2010 statt.
Die Moderne hat das Ornament abgeschafft, dachte man. Allein, Rudolf
Schwarz schrieb schon 1948, man hätte stattdesssen "die ganze
Erscheinung des Baues zu einem einzigen, ungeheuren Ornament"
gestaltet und sich dabei an die gleichzeitige Plastik und Graphik
gehalten. Nun hat die Welt - in dieser modernen Tradition der
autonomen, freigesetzten Körper und Kuben - seine Gehry-Ornamente
längst erhalten, verteilt über die ganze globale Wirklichkeit. Und das
Thema Ornament ist längst wieder en vogue.
Beschrieben ist schon bei Alberti der hohe Anspruch, die universale
Bedeutung des Ornaments im Rahmen der gesamten Kunst- und
Kulturgeschichte.
Es war Semper, der aus solcher Einsicht und Erfahrung heraus den
grösstmöglichen Umfang des Begriffs des Ornaments bestimmt hat. Die
Studie "Über die formelle Gesetzmässigkeit des Schmuckes und dessen
Bedeutung als Kunstsymbol" beginnt er mit dem Satz: "Die reiche und
präcise Sprache der Hellenen hat dasselbe Wort zur Bezeichnung des
Zierrathes, womit wir uns und die Gegenstände unserer Neigung
schmücken, und der höchsten Naturgesetzlichkeit und Weltordnung."
Semper bezieht sich auf den "Doppelsinn des Wortes kosmos", der die
Weltordnung genauso wie das kleinste Ornament umfasst. Es enthält die
Tätowierung, die von Semper bis Loos und darüber hinaus irritierte,
und alles, was da so hinzukommt von der Gorgonenmaske bis zu dem, was
bei Semper - und davon abgeleitet - bei Wölfflin grundsätzlich "als
das zu künstlerischer Bedeutung erhobene Hervortreten" bemerkt wird.
Es gibt keinen Grund, bei der Erörterung des Ornaments diesen
maximalen Rahmen zu verlassen.
Und welche besonderen Aspekte und Akzente die Verbindung des
ornamentum mit der Vokabel 'Barock' erst noch hervorbringen kann, das
wird sich hoffentlich am 11. Barocksommerkurs von 2010 zeigen.
Werner Oechslin
Eine ausführlichere Version dieses Textes findet sich unter:
www.bibliothek-oechslin.ch
Wie üblich soll der Diskurs fächerübergreifend angelegt sein, sodass
man sich eine rege Teilnahme von Wissenschaftlern und Promovierenden
aus verschiedenen Disziplinen erhofft.
Da dem Gespräch, gemeinsamen Diskussionen, grosses Gewicht zugemessen
wird, sollten die Beiträge nicht länger als 20 Minuten dauern.
Bedingungen: Die Stiftung übernimmt die Kosten für die Übernachtungen,
die Exkursion und die gemeinsamen Abendessen. Reisespesen können
leider nicht erstattet werden.
Wir bitten um Bewerbungen mit einem kurzen Exposé bis spätestens 25.
November 2009 per E-mail an:
anja.buschowbibliothek-oechslin.ch
Quellennachweis:
CFP: 11. Barocksommerkurs Stiftung Bibliothek Werner Oechslin. In: ArtHist.net, 16.10.2009. Letzter Zugriff 21.10.2025. <https://arthist.net/archive/31973>.