CONF Apr 14, 2009

Klosterkultur in Bayern (Muenchen, 24-25 Jul 09)

Iris Lauterbach

Klosterkultur in Bayern vor der Säkularisation - zwischen
Heilsgeschichte und Aufklärung

Öffentliche Tagung im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, und
in Kloster Raitenhaslach bei Burghausen

Veranstalter: Stadt Burghausen, Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von
Architektur, Kunst und Design der Technischen Universität München und
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München

Freitag, 24. Juli - Samstag, 25. Juli 2009

Die Tagung widmet sich der Klosterkultur in Altbayern im 18. Jahrhundert
und versucht, künstlerische Strategien im Spektrum zwischen höfischer
Repräsentation und aufgeklärter Nützlichkeit herauszuarbeiten. Anlass
für die Veranstaltung sind bauhistorische und restauratorische
Untersuchungen des Klosters Raitenhaslach, die kürzlich nach Erwerb
durch die Stadt Burghausen von der TU München durchgeführt wurden.
Das älteste altbayerische Zisterzienserstift Raitenhaslach bei
Burghausen (1146 gegründet), ein landständisches Prälatenkloster, ist
ein seit der Säkularisation bemerkenswert gut erhaltenes
architektonisches Ensemble. Seit 1694 wurde es in mehreren Etappen im
Verlauf des 18. Jahrhunderts umfassend modernisiert und erweitert:
1694-98 Umbau der mittelalterlichen Kirche und erste barocke
Ausstattung, 1737-39 Rokoko-Ausstattung, ab 1751 Prälatur und
Kirchenfassade, 1764/65 Festsaal und Wallfahrtskirche Marienberg,
1777-80 Konvent, 1782-85 Bibliothek.
Neben regionalen Kräften wie dem Trostberger Architekten Franz Alois
Mayr kamen wiederholt überregional bedeutende Wanderkünstler zum
Einsatz, so Johann Michael Rottmayr, Johann Baptist Zimmermann, Peter
Jakob Horemans, Johann und Januarius Zick. Ihre Tätigkeit in
Raitenhaslach belegt die Verbindungen des Klosters zum Münchner Hof, zum
Erzstift Salzburg sowie zu benachbarten bzw. befreundeten Abteien.
Die kurbayerischen Prälatenklöster unterlagen der Aufsicht des
"Geistlichen Rats" in München, einer landesfürstlichen Zentralbehörde,
die Einfluss auch auf die Bau- und Kunstpolitik der Konvente nahm. In
ihren künstlerischen Strategien sollten die Konvente durch zwei Mandate
des "Geistlichen Rats" direkt oder indirekt gelenkt werden: die
Empfehlung der "italiänischen" Manier (1720) und das rationalistisch
argumentierende "Simplizitätsmandat" (1770). Diese Direktiven bedeuteten
die Propagierung eines repräsentativen Stils sakraler Magnifizenz
einerseits sowie dessen offizielle Rücknahme und Distanzierung von
"lächerlichen Zieraten" andererseits. Sie formulieren nicht nur den
Paradigmenwechsel der bayerischen Kirchenpolitik zwischen
Konfessionalisierung und Aufklärung, sondern lassen sich, entsprechend
differenziert, ebenso als Rahmen auf die gesamte
süddeutsch-österreichische Klosterkultur im 18. Jahrhundert beziehen,
von der Phase ihrer gegenreformatorischen Selbstbehauptung und
Stabilisierung bis zur Öffnung gegenüber einer rationalistischen
Wissenskultur vor dem Horizont aufgeklärt absolutistischer
Nützlichkeitserwartungen.
In diesem Kontext ist die Frage nach den sozialen, ökonomischen,
politischen, künstlerischen und kulturellen Beziehungen der Abtei
Raitenhaslach in verschiedenen Netzwerken exemplarisch zu erörten:
Raitenhaslach eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt eines
regionalen und überregionalen Vergleichs in der für die süddeutsche
Kunst- und Kulturgeschichte zentralen Epoche des späten Ancien Régime.

Konzeption:
Hans Lange, Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst
und Design der Technischen Universität München
Iris Lauterbach, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München

Freitag, 24. Juli (Zentralinstitut für Kunstgeschichte)

10.00 Begrüßung
10.15 Peter Hersche, Bern: Warum gab es außerhalb des
süddeutsch-österreichisch-schweizerischen Raums keine "Klosterschlösser"?

10.45 Franz Matsche, Bischberg: Alter und Pracht. Die Konkurrenz der
Klöster in Altbayern

11.15 Diskussion

11.45 Kathrin Müller, München: Von Cîteaux nach Raitenhaslach.
Zisterziensische Ordensverfassung und bayerischer Barock

12.15 Sibylle Appuhn-Radtke, München: Reliquien, Stifter, Ordenslob. Die
Ehrenpforten zur Feier des 600-jährigen Gründungsjubiläums von
Raitenhaslach (1698)

12.45 Diskussion, anschließend Mittagspause

14.30 Meinrad von Engelberg, Darmstadt: Zisterzienserwallfahrt. Ein
Widerspruch in sich selbst?

15.00 Peter Heinrich Jahn, München: Invention statt Norm -
architektonische Concetti in der frühneuzeitlich-monastischen Baukultur
Altbayerns

15.30 Diskussion, anschließend Kaffeepause

16.30 Hans Lange, München: Erst die Kirche dann der Konvent oder
umgekehrt? - Planungs- und Baustrategien im süddeutschen Klosterbau des
18. Jahrhunderts

17.00 Diskussion

18.15 Abendvortrag
Bernd Roeck, Zürich: Die Architektur des Spätbarock in Süddeutschland:
Wirtschaftshistorische Perspektiven

Samstag, 25. Juli
8.00 Abfahrt mit Reisebus ab Zentralinstitut für Kunstgeschichte,
Meiserstraße 10
Ankunft Kloster Raitenhaslach circa 10.15 Uhr

Rundgänge über das Klostergelände und Begehungen der Kirche, der
Klostergebäude (Prälatenstock mit Festsaal und Abtskapelle) und der
Wallfahrtskirche Marienberg:

Wolfgang Hopfgartner, Burghausen: Historische Einführung
Cordula Böhm, München: Die Fresken
Erwin Emmerling und Studenten des Lehrstuhls für Restaurierung,
Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft der TU München:
Untersuchungen und neue Befunde
Iris Lauterbach, München: Außenanlagen und Garten

11.00-12.30 Begehungen
12.30 Mittagspause im Klostergasthof
13.30 Gemeinsamer Spaziergang zur Wallfahrtskirche Marienberg (ca. 2 km)
14.45 Busfahrt ab Marienberg zurück zum Kloster
15.00-19.00 Begehungen

19 Uhr: Klosterwirtschaft, Abendessen und Abschluss
20.30 ab Raitenhaslach Rückfahrt, an München, Zentralinstitut für
Kunstgeschichte, Meiserstraße, circa 22.30 Uhr

Veranstaltungsorte:
Freitag, 24. Juli: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Meiserstr. 10,
München, Vortragssaal, Raum 242
Samstag, 25. Juli: Kloster Raitenhaslach bei Burghausen
8.00 Uhr Abfahrt mit Reisebus ab Zentralinstitut für Kunstgeschichte
20.30 Rückfahrt ab Raitenhaslach , an München circa 22.30 Uhr
Der kostenlose Transfer München - Burghausen - München (einfach circa 90
km) nur für angemeldete Teilnehmer der Tagung:
Verbindliche Anmeldungen für die Tagung erbitten wir unter:
klosterkulturzikg.eu
Tel. 089/289-27562
Bitte geben Sie an, ob Sie den kostenlosen Transfer von München nach
Burghausen und zurück in Anspruch nehmen wollen.

Information: Dr. Iris Lauterbach, Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Tel. 089/289-27562

www.zikg.eu/klosterkultur

Reference:
CONF: Klosterkultur in Bayern (Muenchen, 24-25 Jul 09). In: ArtHist.net, Apr 14, 2009 (accessed Jul 6, 2025), <https://arthist.net/archive/31468>.

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