Call for Papers:
"Inszenierung, Fiktion, Narration - Begriffsnavigationen im Feld des
Fotografischen"
Tagung am Fachgebiet Kunstgeschichte der Technischen Universität Berlin
17.-18. Juli 2009
Deadline: 31. Januar 2009
Konzept und Organisation: Prof. Dr. Lars Blunck
"Inszenierung, Fiktion, Narration - Begriffsnavigationen im Feld des
Fotografischen"
Indexikalität gilt seit Charles Sanders Peirce als das "Grundprinzip
der Fotografie" (Barthes). Die Absolutsetzung indexikalischer Referenz
hat allerdings zu einer fototheoretischen Vernachlässigung bestimmter
ikonischer Aspekte von Fotos geführt. So verfügt die Fotogeschichte
bislang allenfalls in Ansätzen über ein begriffliches Instrumentarium,
um der Ikonizität insbesonders jener Fotos gerecht zu werden, die
bislang unter dem Begriff "Inszenierte Fotografie" rubriziert werden.
Vor diesem Hintergrund ist es der erklärte Zweck der Tagung, die
Begriffe Inszenierung, Fiktion und Narration zur Diskussion zu stellen
und ihre fototheoretische Validität sowie fotohistorische Bonität zu
prüfen. Die Tagung will dabei folgende Fragekomplexe in den Blick
nehmen:
- Inszenierung: Ist die Annahme einer Dichotomie von "dokumentarisch"
versus "inszeniert" überhaupt haltbar? Hat nicht auch die so genannte
dokumentarische Fotografie ihr fundamentum in re in Praktiken der
Inszenierung? Zur Debatte steht damit die Frage, ob der Begriff der
Inszenierung trägt. Wenn ja, auf Grundlage welchen
Begriffsverständnisses? Wenn nein, was sind dann die theoretischen
Alternativen? Sollte man stattdessen Begriffspaare wie etwa
"authentisch" versus "fiktional?" einführen? Sollten wir überhaupt mit
derartigen Begriffspaaren operieren? Wie hart oder weich können und
müssen derartige Unterscheidungen und Klassifizierungen ausfallen, um
anwendbar und tragfähig zu sein? Überdies: Wie steht es überhaupt um
das Verhältnis von Indexikalität und Ikonizität? Und in welchem Maße
sollten, ja müssen Gebrauchsweisen der Fotografie einbedacht werden?
- Fiktion: Lässt sich in Analogie zu einem literatur- oder
filmwissenschaftlichen Fiktionsbegriff der Begriff der Fiktion in die
Fototheorie/-geschichte einführen? Wenn ja, welche theoretischen
Grundlagen müssen hierfür geschaffen werden, welche Art Theorie gilt
es zu entwickeln, um die Fiktionalität von und Fiktivität in
fotografischen Darstellungen ansprechen zu können? Und wie ließe sich
der Fiktionsbegriff auf ausgewählte Beispiele anwenden bzw. aus diesen
ableiten? Auf welcher theoretischen Grundlage ließe sich zwischen
fiktionaler und non-fiktionaler Fotografie unterscheiden? Gibt es
überhaupt so etwas wie ein fiktionales und ein non-fiktionales, gar
ein authentisches Bild? Und wenn ja, wie vermittelt es sich? Nicht
zuletzt: Wie schlüge sich eine solche oder auch anders akzentuierte
Unterscheidung in der fotohistorischen Praxis nieder?
- Narration: Erzählen Fotografien? Wenn ja, auf welche Weise? Auf der
Grundlage welchen Begriffs ließe sich von narrativen Fotos und/oder
von Narration in Fotos sprechen? Oder umkehrt gefragt: Wann erzählen
Fotografien? Unterscheiden sich so genannte dokumentarische und
inszenierte bzw. fiktionale und non-fiktionale Fotografien in dem, was
sie in Bezug auf eine angebliche Erzählung leisten? Wenn ja, welche
Begriffe erscheinen anwendbar, um das zu fassen, was manche
Fotografien diesbezüglich leisten und andere nicht? Und ganz
grundsätzlich: Welche Rolle spielt die Imagination bei der Betrachtung
von Fotografien?
Erwünscht sind Beiträge zu diesen Fragekomplexen, die - möglichst
rückgebunden an anschauliche Fallbeispiele oder von solchen ausgehend
- kritisch die Anwendbarkeit und Tragfähigkeit der drei für das
Kolloquium zentralen Begriffe reflektieren und/oder weitere Begriffe
fundiert in die Diskussion einspeisen.
Bitte senden Sie Ihren Themenvorschlag (maximal 300 Worte), versehen
mit einer Kurzvita und Ihren Kontaktdaten, bis spätestens 31. Januar
2009 an: Lars.BlunckTU-Berlin.de . Eine Publikation geeigneter
Tagungsbeiträge ist vorgesehen, entsprechend originär und unpubliziert
sollten diese sein.
Die Auswahl der Beiträge und eine entsprechende Benachrichtigung
erfolgt bis spätestens Ende Februar 2009.
Prof. Dr. Lars Blunck
Technische Universität Berlin
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
Fachgebiet Kunstgeschichte
Sekr. A56
Straße des 17. Juni 150/152
10623 Berlin
Fon: 030 - 314 25998
Fax: 030 - 314 23844
http://www.kunstgeschichte.tu-berlin.de/index.php?id=60
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Reference:
CFP: Inszenierung, Fiktion, Narration (TU Berlin, 17.-18.07.09). In: ArtHist.net, Dec 13, 2008 (accessed Oct 25, 2025), <https://arthist.net/archive/31062>.