"Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste"
6. Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs 626 "Ästhetische Erfahrung
im Zeichen der Entgrenzung der Künste"
"'Ästhetisierung' - Geschichte und Gegenwart einer Krisendiagnose"
06.11.2008 - 08.11.2008
Ort: ICI Kulturlabor Berlin, Christinenstr. 18/19, Haus 8, 10119 Berlin,
U2 Senefelder Platz
Wo von "Ästhetisierung" die Rede ist, geht es gemeinhin um die Diagnose
einer Krise, von der unsere Lebenswelt insgesamt betroffen sein soll.
Denn der Prozess der "Ästhetisierung" steht für eine Aushöhlung der
Substanz maßgeblicher Bereiche des Lebens: die epistemologische
Orientierung an Wahrheit soll von diesem Prozess ebenso unterminiert
werden wie die Orientierung der politischen Kultur an Normativität oder
die Orientierung an Transzendenz im Bereich der Religion. Indes ist der
entsprechende Krisendiskurs keineswegs so neu, wie es in den Debatten um
die Postmoderne den Anschein haben mag. Vor dem Hintergrund seiner
langen, bis auf die antiken Diskussionen um Theatrokratie und Rhetorik
zurückreichenden Tradition soll daher nach der systematischen Substanz
der zeitgenössischen Ästhetisierungskritik selbst gefragt werden.
Zudem bleibt zu diskutieren, ob die Entgegensetzung von Ästhetischem und
Nicht-Ästhetischem, die der Kritik an der Ästhetisierung vorausgesetzt
ist, überhaupt plausibel ist: Ist das, was unter dem Begriff des
Ästhetischen angesprochen wird, den jeweils nicht-ästhetischen Bereichen
tatsächlich ursprünglich extern, oder haben wir es hier vielmehr mit
immanenten Problemen dieser Bereiche zu tun? Wenn letzteres zuträfe:
hieße dies, dass das Ästhetische weniger als externer Einfluss denn als
konstitutives Moment der jeweiligen Bereiche verstanden werden müsste?
Und welche Konsequenzen hätte das wiederum für unser Verständnis von Kunst?
Diesen Fragen wird die Tagung in drei Sektionen nachgehen. In ihnen soll
das je spezifische Verhältnis des Ästhetischen zu den Bereichen der
Episteme (Sektion I), der Politik (Sektion II) und der Religion (Sektion
III) diskutiert werden, ohne dabei jedoch die Frage nach dem
Zusammenhang dieser Bereiche aus den Augen zu verlieren, so wie sie
durch die Diagnose einer die verschiedenen Bereiche übergreifenden
"Ästhetisierung der Lebenswelt" vorgegeben ist.
Tagungsprogramm:
6. November:
[18.00h] Eröffnung: Werner Busch / Einleitung: Christoph Menke
[18.30h] Abendvortrag Hans-Georg Soeffner: Funktionale Zweckfreiheit.
Vom ‚praktischen Sinn' der Ästhetik
7. November:
Sektion 1: WISSEN UND ÄSTHETIK
[9.30h] Einleitung: Dorothea von Hantelmann und Antje Wessels
[10.00h] Astrid Deuber-Mankowsky: Ästhetische Illusion als Bestandteil
des Wissens. Zu Kants Opponenten-Rede / Respondenz: Dirk Setton
[12.00h] Peter Geimer: Die Hemden von Jacques Derrida. Zur
Ästhetisierung von Erkenntnis / Respondenz: Thomas Becker
Sektion 2: POLITIK UND ÄSTHETIK
[15.00h] Einleitung: Juliane Rebentisch
[15.30h] Josef Früchtl: Vom Nutzen des Ästhetischen für eine
demokratische Kultur. Ein Resümee in neun Punkten / Respondenz: Anja
Streiter
[17.30h] Helmut Lethen: Das esoterische Spiel mit dem Feuer.
Ästhetisierung heißt Auslöschung der Mittelzone der Gesellschaft /
Respondenz: Brigitte Obermayr
08. November
Sektion 3: RELIGION UND ÄSTHETIK
[10.00h] Einleitung: Cornelia Temesvári
[10.30h] Heike Behrend: Popular Photography, Aesthetics and the Islamic
Interdiction of Images on the East African Coast / Respondenz: Hannelies
Koloska
[12.30h] Bruce Lincoln: Aesthetics, Religion, and Politics: Reflections
on Walter Benjamin, by way of Achaemenian Persia / Respondenz: Daniel Illger
[15.00h] Finissage mit Carl Hegemann / Diskussionspartner: Ilka Brombach
und Benjamin Wihstutz
Kontakt:
www.sfb626.de
e: sfb626zedat.fu-berlin.de
t: 030-838 57400
Reference:
CONF: 6. Jahrestagung SFB "Aesthet Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Kuenste" (Berlin, 6-8 Nov 2008). In: ArtHist.net, Oct 25, 2008 (accessed Oct 15, 2025), <https://arthist.net/archive/30929>.