Klassik Stiftung Weimar
Ambivalente Autonomie
Transformationen eines Zentralbegriffs der Aufklärung
13. bis 16. November 2008
Die Philosophie der Aufklärung formuliert erstmals in der europäischen
Geschichte das Ideal eines Menschen, der sich von jeglicher Bevormundung
emanzipiert, um ein selbstbestimmtes, allein den Forderungen der eigenen
Vernunft verpflichtetes Leben zu führen. Zahlreiche Autoren des 18.
Jahrhunderts rücken das Autonomiepostulat ins Zentrum ihrer
philosophischen Reflexionen; vielfach melden sich jedoch auch namhafte
Kritiker zu Wort, die die Ambivalenzen des Autonomiegedankens
hervorheben, indem sie deutlich machen, dass der aus allen traditionalen
Ordnungen entlassene Mensch einer offenen Zukunft gegenübersteht und
sich immer wieder neu Rechenschaft ablegen muss über die Reichweite
seiner Vernunft sowie über die Ziele und Grenzen seines Handelns.
Im Autonomie-Diskurs um 1800 kommt Immanuel Kant eine besondere
Bedeutung zu, da er den Begriff der Autonomie zunächst im Kontext seiner
praktischen Philosophie etabliert, ihn dann aber in den Bereich der
Ästhetik überführt und eine Analogie zwischen praktischem und
ästhetischem Urteil behauptet. In der Nachfolge Kants avanciert der
Autonomie-Begriff zur Gründungschiffre der ästhetischen Moderne, ohne
dabei jedoch sein moralphilosophisches Profil zu verlieren, wie die
kunsttheoretischen Schriften von Schiller bis Adorno bezeugen.
Die interdisziplinär ausgerichtete Tagung verfolgt das Ziel, das
Autonomiekonzept der Aufklärung medienspezifisch aufzufächern und seine
Scharnierfunktion zwischen den Fachdiskursen in den Blick zu nehmen. In
aufeinander abgestimmten Beiträgen soll ermittelt werden, welche
Wandlungen das Autonomiekonzept bei seiner Migration durch verschiedene
Diskussionszusammenhänge erfahren hat und welche theoretischen sowie
pragmatischen Folgelasten es hervorrief.
Programm:
Donnerstag, 13. November
14.00 Uhr
Jonas Maatsch
Begrüßung und Einführung
14.30 Uhr
Ulrich Barth
Innere Grenzen der Autonomie. Religionsphilosophische Aspekte von
Subjektivität
15.30 Uhr
Kaffeepause
16.00 Uhr
Birgit Sandkaulen
"Und dennoch gehen wir in der Vorstellungsart und in den Principien so
ganz voneinander ab".
Autonomie bei Kant und Jacobi
17.00 Uhr
Eva Kocziszky
Paradoxien in Hamanns Autonomiekritik
18.00 Uhr
Kaffeepause
18.30 Uhr
Thomas Rentsch
Die Autonomie der Sprache
Freitag, 14. November
09.00 Uhr
Jürgen Oelkers
Rousseau und die Pädagogik der Aufklärung
10.00 Uhr
Thomas Weitin
Von Büchern und Pässen. Bildung und Autonomie
in Karl Philipp Moritz' "Anton Reiser"
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Thomas Ahnert
Autonomie und Persönlichkeitsbildung:
Charakter und Theodizee bei Hugh Blair
12.30 Uhr
Marion Heinz
Gefährdete Autonomie.
Zum Geschlechterdiskurs der Aufklärung und seinen Brechungen bei Simone
de Beauvoir
13.30 Uhr
Mittagspause
15.00 Uhr
Thomas Noetzel
Autonomie und Authentizität in der politischen Philosophie der
Aufklärung
16.00 Uhr
Christoph Halbig
Das Recht der Autonomie und die Autonomie des Rechts
17.00 Uhr
Kaffeepause
17.30 Uhr
Gerhard Lauer
Autonomie der schönen Republik. Zur politischen Ästhetik im Zeitalter
der Weimarer Klassik
18.30 Uhr
Alexander Schmidt
Revolution und Autonomie von Künsten und Wissenschaften in deutschen
Debatten um 1800
Samstag, 15. November 2008
09.30 Uhr
Elisabeth Décultot
Die Kunst im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Geschichte.
Überlegungen zu Winckelmanns Antinomien
10.30 Uhr
Robert Norton
Herders "Kalligone". Auch eine Philosophie der Ästhetik der Menschheit
11.30 Uhr
Kaffeepause
12.00 Uhr
Katharina Grätz
Das Konzept der Kunstautonomie zwischen 1786 und 1848
13.00 Uhr
Mittagspause
14.30 Uhr
Reinhard Wegner
Antike Form als autonome Kunst. Karl Friedrich Schinkels Entwurf der
Moderne
15.30 Uhr
Christoph Zuschlag
Autonomie der Kunst. Ein Gründungsmythos der ästhetischen Moderne
16.30 Uhr
Kaffeepause
17.00 Uhr
Christoph Asmuth
Autonomie. Musik, Argument, Theorie
18.00 Uhr
Albrecht von Massow
Autonomie im Diskurs zwischen Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften
20.00 Uhr
Gemeinsames Abendessen
Sonntag, 16. November 2008
10.00 Uhr
Führung durch das historische Gebäude der Herzogin Anna Amalia
Bibliothek
11.00 Uhr
Ausklang der Tagung
Tagungsleitung
PD Dr. Thorsten Valk
Klassik Stiftung Weimar
Dr. Jonas Maatsch
Klassik Stiftung Weimar
Dr. Carsten Dutt
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Information und Programm
Klassik Stiftung Weimar
Referat Forschung und Bildung
Burgplatz 4
99423 Weimar
TEL 03643 | 545-561
FAX 03643 | 545-569
forschung.bildungklassik-stiftung.de
www.klassik-stiftung.de
Tagungsort
Festsaal des Goethe-Nationalmuseums
Frauenplan 1
99423 Weimar
Reference:
CONF: Ambivalente Autonomie (Weimar, 13-16 Nov 08). In: ArtHist.net, Oct 15, 2008 (accessed Sep 20, 2025), <https://arthist.net/archive/30883>.