CONF 10.10.2008

Ernst Kris heute (Berlin, 7-8 Nov 08)

Steffen Krueger

IM DIENSTE DES ICH
ERNST KRIS HEUTE

Fr 7. Nov + Sa 8. Nov 2008
Kleisthaus, Berlin

Eine Tagung des Instituts für Kommunikationsgeschichte
und angewandte Kulturwissenschaften der FU-Berlin
und der Sammlung Prinzhorn, Heidelberg

Drei Berufsbezeichnungen muss man bemühen, um das Schaffen von Ernst Kris
(Wien 1900-1957 New York) zu umreißen: Kunsthistoriker, Psychoanalytiker
und Kommunikationsforscher. DieseMultidisziplinarität war halb freiwillig,
halb erzwungen.Während Kris der Kontakt mit Sigmund Freud und der
Psychoanalyse seit Anfang der 20er Jahre mehr und mehr der Kunstgeschichte
entfremdete und auf die psychologischen Bedingungen des Kunstschaffens
konzentrieren ließ, zwang ihn die Annektierung Österreichs durch
Nazideutschland im Frühjahr 1938 zunächst ins englische Exil, dann in die
USA. Hier stellte Kris seine Kenntnisse in Ästhetik und Psychologie in den
Dienst der Kommunikationsforschung und des Propaganda-Abwehrkampfes gegen
Nazi-Deutschland. So gelang demWissenschaftler unter dem Druck der
zivilisatorischen Krise des 20. Jahrhunderts ein Transfer von Ideen und
Konzepten, der immer noch Aktualität besitzt: Die Psychoanalyse öffnet den
Blick auf die Vielschichtigkeit von Funktionen und Bedeutungen der Kunst
für denMenschen und führt sie, indem sie diese Funktionen analysiert,
zurück auf ihre psychosozialen Zusammenhänge - Zusammenhänge, die nicht
nur die Nazipropaganda mit ästhetischenMitteln zu formen versuchte,
sondern, wie wir seit Horkheimer und Adorno wissen, der sich auch die
„Kulturindustrie“ bis in unsere Tage zu bemächtigen versucht: „A circle is
closed. At the highest point of development the media of communication are
made to serve a social ideal which resembles to some extent that of
primitive communities“ (Kris, „The Danger of Propaganda“, 1941: S.38).
In diesem Sinne soll unsere Konferenz die Fruchtbarkeit von Ernst Kris’
Grenzgängen aufzeigen, indem sie unser Augenmerk auf die Aktualität und
Anwendbarkeit seiner Konzepte in und für unseren heutigen, medial
durchdrungenen Kulturraum richtet.

TAGUNGSPROGRAMM

Jeder Vortrag ist auf eine halbe Stunde angelegt, gefolgt von einer halben
Stunde Diskussion

Freitag, 07.11.2008: Von der Kunstgeschichte zur Psychoanalyse

11:30-13:00 Anmeldung
13:00-14:00 Führung durch das ehem. Propagandaministerium
Werner Höffken - Besucherdienst im BMAS
14:15-14:30 Begrüßung und Einführung ins Thema
14:30-15:30 Patricia Falgiuères (EHESS, Paris): „Zu Ernst Kris’ Frühwerk“
15:30-16:30 Lisa Niederreiter (Hochschule Darmstadt): „Kris und
künstlerische Therapien heute“

16:30-17:00 Pause

17:00-18:30 Panelsitzung mit Kurzvorträgen:
Thomas Röske (Sammlung Prinzhorn/Univ. Heidelberg): „Kris und die ‘Kunst
der Geisteskranken’“
Hans-Günther Richter (ehem. Univ. Köln), „Die beiden Martins“
Philipp Soldt (Univ. Bremen): „Brauchen wir das Konzept der Regression im
Dienste des Ich?“

18:30-19:00 Pause mit kleinem Abendbrot

19:00-20:00 Festvortrag: Louis Rose (Univ.Westerville, Ohio): „From Vienna
to New York: Ernst Kris and Cultural Politics“

Samstag, 08.11.2008: Von der Kunstpsychologie zur Propagandaanalyse

09 CT-09:30 Einleitung und Zusammenfassung des Vortages
09:30-10:30 Steffen Krüger (FU-Berlin):
„‘Die Legende vom Künstler? als Propagandastrategie“
10:30-11:30 Evonne Levy (Univ. Toronto):
„Ernst Kris: Art History, Propaganda Analysis and the Political Crisis of
his times“
11:30-12:30 Patrick Merziger (FU-Berlin): „Lachen im Zeitalter der
Extreme. Zu Ernst Kris’ Theorie der Karikatur vor dem Hintergrund der
deutschsprachigen Diskussion“

12:30-13:30 Mittagessen

13:30-14:30 JürgenWilke (Univ. Mainz):
„Ernst Kris’ Propagandaforschung im institutionellen und theoretischen
Kontext“
14:30-15:30 Ulrich Pfarr: „Das Lachen aus dem Fernseher“
15:30-16:00 Resümee/ Abschlussdiskussion

Eine Konferenz ausgerichtet von
Hermann Haarmann (Kommunikationswissenschaft, FU-Berlin),
Steffen Krüger (Kommunikationswissenschaft, FU-Berlin)
und Thomas Röske (Sammlung Prinzhorn, Heidelberg)

K L E I S T H A U S
Mauerstraße 53 | 10117 Berlin
Linie U2 - Mohrenstr. (100m)
nicht barrierefrei
Linie U2, U6 - Stadtmitte (500m)
barrierefrei
S-Bahnhof - Potsdamer Platz (600m)
barrierefrei

ANMELDUNG UND INFORMATION
E-Mail: kris.konferenzgooglemail.com
Telefon FU-Berlin: 0049 (0)30 838-57803
Freie Universität Berlin, BLZ: 100 200 00
Ktonr.: 3901 999 303, Verwzw.: Kris Konferenz

Quellennachweis:
CONF: Ernst Kris heute (Berlin, 7-8 Nov 08). In: ArtHist.net, 10.10.2008. Letzter Zugriff 18.09.2025. <https://arthist.net/archive/30828>.

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