9. Laupheimer Gespräche
"Antisemitischer Film"
Kulturhaus Schloss Großlaupheim -
Museum zur Geschichte von Christen und Juden
28. bis 30. Mai 2008
Wie kaum ein vergleichbares Medium setzte Joseph Goebbels zwischen 1933
und 1945 den Film als massenwirksames Propagandamittel gegen die jüdische
Bevölkerung ein. Dem Propagandaminister war bewusst, dass nur die rigorose
Instrumentalisierung modernster Medien zur gewünschten Steigerung des
Hasses gegen Juden führen konnte - und der Film war das ideale Mittel
hierfür. Goebbels' Strategie ging auf, denn die karikierende Verzerrung
und die perfide Verteufelung jüdischer Menschen in Filmen wie "Robert und
Bertram", "Die Rothschilds", "Der ewige Jude" oder "Jud Süß" unterstützten
die Ausgrenzung, Deportationen und Vernichtung der europäischen Juden.
Die 9. Laupheimer Gespräche am 29. und 30. Mai 2008 zum Thema
"Antisemitischer Film" wollen Fragen nach den Ursachen, der Geschichte und
Wirkung der antisemitischen Filmproduktion stellen. Sie sollen aber auch
die Hintergründe ihrer Entstehung vor 1933, ihre Mechanismen und ihr
Nachleben sowie ihre aktuelle "Faszination" beleuchten.
Die Tagung, die das Haus der Geschichte Baden-Württemberg und die Stadt
Laupheim veranstalten, wird neben Einzelanalysen folgende Probleme
fokussieren: Was ist Antisemitismus im Film - oder was ist ein
"antisemitischer Film"? Welche Vorgeschichte hatte der antisemitische Film
vor 1933, und wann beginnt filmischer Antisemitismus? In welchem Kontext
entstanden solche Produktionen? Wie funktionierte die politische Kontrolle
des filmischen Antisemitismus? Schließlich: Wie wirkte sich der
Antisemitismus im Film nach 1945 aus - und wie zeigt er sich bis heute?
P R O G R A M M
Mittwoch, 28. Mai 2008
20:00 h
Konzert
Mitglieder des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau spielen
Kompositionen verfolgter jüdischer Musiker.
- Konzert zur Erinnerung an Alfred Jerg -
Donnerstag, 29. Mai 2008
13:30 h
Begrüßung
Monika Sitter, Bürgermeisterin der Stadt Laupheim
Dr. Thomas Schnabel, Leiter Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
Grußwort
* Harald Jeggle, Kreissparkasse Biberach
13:45 h
Einführung "?Antisemitischer Film"
* PD Dr. Ernst Seidl, Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Teil I:
"'Mediale Mobilmachung' - Antisemitische Filme im Nationalsozialismus"
* Moderation: Andreas Mink, New York
14:00 h
* Prof. Dr. Peter Reichel, Hamburg/Berlin
"Die Volksgemeinschaft - Nationaler Sozialismus als bildliches Versprechen"
14:45 h
* Prof. Dr. Harro Segeberg, Universität Hamburg
"''Irgend etwas muss doch dran sein' - 'Jud Süß' als Propagandafilm und
Melodram?"
15:30 h
Kaffeepause
15:45 h
* Prof. Dr. Klaus Kreimeier, Berlin
"Antisemitismus: 'Staatspolitisch besonders wertvoll' - die Fallbeispiele
'Die Rothschilds' und 'Heimkehr'"
16:30 h
* Alfons Maria Arns, Frankfurt am Main
"Lügen für Deutschland - Antisemitismus und NS-Wirklichkeit in Josef von
Bakys 'Märchenfilm' 'Münchhausen'"
17:15 h
Führung durch das Museum zur Geschichte von Christen und Juden im Schloss
Großlaupheim
20:00 h
Gespräch zum Film: "Jüdische Stereotype im zeitgenössischen Kino"
Dani Levy, Regisseur ("Meschugge", "Alles auf Zucker!", "Mein Führer"),
Berlin
Torben Fischer, Universität Lüneburg
Freitag, 30. Mai 2008
Moderation:
PD Dr. Ernst Seidl, Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Teil II:
"Antisemitismus im Film vor 1933"
09:00 h
* Dr. Philipp Stiasny, UdK Berlin
"Hass-Liebe: Antisemitische und philosemitische Positionen im deutschen
Kino der 1910er und 1920er Jahre"
09:45 h
* Simone Fleischer, TU Dresden
"Vom Mauscheln der Häuser: Paul Wegeners 'Der Golem, wie er in die Welt
kam' (1920) und die jüdische Welt"
10:30 h
Kaffeepause
Teil III:
"Antisemitismus im Film von 1945 bis heute"
10:50
* Dr. Ingo Loose, HU Berlin
"Die Ambivalenz des Authentischen.
Juden, Holocaust und Antisemitismus im bundesdeutschen Film nach 1945"
11:35
* Dr. Matthias Lorenz, Universität Bielefeld
"Im Zwielicht. Filmische Inszenierung des Antisemitismus: Schimanski und
'Das Geheimnis des Golem', Tatort, ARD 2004"
12:20 Abschlussdiskussion
* Moderation: Andreas Mink, New York
13:00 Ende des Symposions
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Anfragen und Anmeldungen an:
Herrn Wolfram Schneider
Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Urbansplatz 2
70182 Stuttgart
Telefon: 0711 212 3955
Telefax: 0711 212 3988
E-Mail: schneider@hdgbw.de
Organisation:
PD Dr. Ernst Seidl
Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Urbansplatz 2
70182 Stuttgart
Telefon 0711 212 3996
Email: seidl@hdgbw.de
Tagungsort:
Kulturhaus Schloss Großlaupheim -
Museum für die Geschichte von Christen und Juden
Claus-Graf-Stauffenberg-Straße 15
88471 Laupheim
Telefon: 07392 96 800 0
Telefax: 07392 96 800 18
E-Mail: kultur@laupheim.de
Verkehrsanbindung:
Pkw: Laupheim liegt direkt an der B 30 zwischen Ulm und Ravensburg;
Anfahrt über die A 8 von München oder Stuttgart via Ulm, B 28 und B 30,
oder über die A 7 von Ulm oder Kempten, Ausfahrt Illertissen.
Bahn: Bahnhof Laupheim Stadt; direkte Fernanbindung über Ulm (ICE, TGV).
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Quellennachweis:
CONF: Antisemitischer Film (Laupheim 28-30 Mai 08). In: ArtHist.net, 05.05.2008. Letzter Zugriff 14.05.2025. <https://arthist.net/archive/30482>.