Institut für Medienwissenschaften Basel
medias in res
Kulturwissenschaftliche Positionen der Medienforschung
Internationale Tagung
11.-13. Juli 2008
In medias res oder eben auch medias in res steht als rhetorische Figur
seit Horaz’ ars poetica für die Kunst, ohne Umschweife zur Sache zu
kommen, mitten in die Dinge hinein. Das in der Mitte Befindliche wiederum,
so der begriffsgeschichtliche Befund, wurde Medium genannt und bezeichnete
zunächst den Zwischenraum, aber auch das Gemeinwohl und die Öffentlichkeit.
Das Wort Medium bzw. Medien oszilliert seither im kultur- und
medienwissenschaftlichen Kontext zwischen einer schwachen und einer
starken Bedeutungsvariante: Medien als Mittel der Kommunikation oder als
kulturelle Vermittlung sind oder kommen stets ‚dazwischen’. Von dieser
Definition der Medialität als eines verbindenden und trennenden Dazwischen
ausgehend, lassen sich unterschiedliche Theorien und Methoden ausmachen,
die seit den 1980er Jahren das kulturwissenschaftliche Profil der
Medienwissenschaft und benachbarter Disziplinen konturieren.
medias – in res in diesem Sinne ist also der Fokus der Tagung, die den
Stand der Grundlagenforschung der Medienwissenschaft, insbesondere der
erkenntnisleitenden Theorieansätze – Diskursanalyse, Dekonstruktion,
Systemtheorie und Psychoanalyse – reflektieren und diskutieren möchte;
exemplarisch und an ausgewählten Fallbeispielen.
Die Tagung gliedert sich in vier thematische Sektionen mit
Workshop-Charakter, begleitet von drei größeren Vorträgen.
Programm
Freitag, 11.7.2008
Aula der Universität Basel (Kollegienhaus, Petersplatz 1)
18.30 – 20.00
Grussworte des Rektors und des Dekans
Eröffnung der Tagung: Prof. Dr. Georg Christoph Tholen
Festvortrag: Prof. Dr. Avital Ronell
Samstag, 12.7.2008
Grosses Auditorium im Bildungszentrum Mission21(Missionsstrasse 21, 4003
Basel)
Sektion I:
Medialität. Grenzgänge zwischen Philosophie und Theorie der Medien
Was ist ein Medium? Worin besteht die Medialität der Medien? Die
systematische Reflexion über die Bedingungen der Möglichkeit einer
eigenständigen Medienphilosophie und Medientheorie ist in den letzten
Jahren erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Die Sektion hat das
Ziel, den Stand der Reflexion zu diskutieren und Forschungsdesiderate zu
benennen.
09:30-10:15 Prof. Dr. Dieter Mersch
res medii. Von der Sache des Medialen
10:15-11:00 Prof. Dr. Lorenz Engell
Kinematographie und Medialitätsphilosophie in Orson Welles Film „Im
Zeichen des Bösen“
(Moderation: Juniorprof. Dr. Timo Skrandies)
11:00-11:30 Kaffeepause
11:30-12:15 Prof. Dr. Rainer Leschke
Vom Verschwinden des Medialen in der Universalität der Medien
12:15-13:00 Prof. Dr. Hans-Joachim Lenger
Die Sache des „Inmitten“
(Moderation: PD Dr. Stefan Münker)
13:00-15:00 Mittagspause
Sektion II:
Das Imaginäre und die Imagination. Psychoanalytische Studien
An Freud und Lacan orientierte psychoanalytische Studien zu Malerei,
Photographie, Kino und Internet haben die Interferenzen des Imaginären,
Symbolischen und Realen, den Zusammenhang von Körper, Blick und Bild, die
Schaulust und auch die Sprache des Unbewussten thematisiert. Doch wie und
worin korrespondiert der kulturwissenschaftliche Begriff der Medialität
mit dem psychoanalytischen Diskurs?
09:30-10:15 Dr. Anna Tuschling
„Messer ohne Klinge, an welchem der Stil fehlte“. G. C. Lichtenberg zur
Camera obscura
10:15-11:00 Johannes Binotto
Io sono sempre vista. Das Unheimliche dies- und jenseits des Bildes
(Moderation: Dr. Anne von der Heiden)
11:00-11:30 Kaffeepause
11:30-12:15 Prof. Dr. Marie-Luise Angerer
Imaginäre Signale
12:15-13:00 Prof. Dr. Renata Salecl
“Become yourself, only a better one”. Subjectivity and the Media Message
of Choice
(Moderation: Dr. Anna Tuschling)
13:00-15:00 Mittagspause
Sektion III:
Dispositive der Medienästhetik. Vom Film bis zu den performativen Künsten
In den Medienkünsten sowie in postmodernen Anamnesen des Undarstellbaren
ist die Beziehung von Aisthesis und Ästhetik, von Gestaltgebung und
Gestaltentzug thematisch geworden. Wie lässt sich der Ort der
Einbildungskraft heute erneut bestimmen und wie verändern sich Narrative,
Gesten und Stile
im transmedialen Kontext?
15:00-15:45 Prof. Dr. Karl Prümm
Vorbilder des Kinos. Die Familienzeitschriften des 19. Jahrhunderts als
Dispositive der Sichtbarkeit
15:45-16:30 Prof. Dr. Ursula von Keitz
Männlichkeit, Blickverhältnisse und stimmliche performance im Musikfilm
der 1930er Jahre
(Moderation: Dr. Hansmartin Siegrist)
16:30-17:00 Kaffeepause
17:00-17:45 Dr. Sigrid Adorf
contemporary media. Dara Birnbaums videografische Analyse von Zeitbildern
17:45-18:30 Prof. Dr. Helga Finter
Der leere Raum zwischen Hören und Sehen. Strategien der Audiovision in den
performativen Künsten
(Moderation: Prof. Dr. Sigrid Schade)
Sektion IV:
Wissensordnungen und Medienumbrüche. Diskursanalytische Studien
Historisch betrachtet, fand die diskursanalytisch orientierte
Wissenschaftsgeschichte der technischen Medien ihr erstes privilegiertes
Objekt in der Turingmaschine bzw. im Computer als universellem Medium. Wie
verhält sich die These vom „historischen Apriori“ technischer Medien zu
der These von der
Wirkmächtigkeit der Diskurse im Wechselspiel von Wissen, Macht und
Technologien? Worin besteht die Aktualität der Frage nach der Archäologie
von Wissensordnungen?
15:00-15:45 Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger
Schnittstellen im Medium der Forschung
15:45-16:30 Prof. Dr. Manfred Schneider
Panopticum im 21. Jahrhundert. Von Bentham zu Google Earth
(Moderation: Dr. Peter Haber)
16:30-17:00 Kaffeepause
17:00-17:45 Prof. Dr. Wolfgang Coy
Die Kommerzialisierung des Internets
17:45-18:30 Prof. Dr. Bernhard Siegert
Halluzinationen. Kunst, Architektur, Medien
(Moderation: Till Heilmann, lic. phil.)
19:00 – 20:00
Prof. Dr. Laurence A. Rickels (Grosses Auditorium im Bildungszentrum
Mission21)
Half Life
Sonntag, 13.7.2008 (Grosses Auditorium im Bildungszentrum Mission21)
10:00 – 11:00 Prof. Dr. Sybille Krämer
Der Bote als Topos: Medien der Übertragung
11:00 – 11:45
Abschlussdiskussion
Im Anschluss an die Tagung findet von 14 bis 18 Uhr in einem Seminarraum
der Mission21 ein interner Workshop der AG Strukturkommission der
GfM/Gesellschaft für Medienwissenschaft statt.
Kontakt:
ifm – Institut für Medienwissenschaft
Universität Basel
Bernoullistrasse 28
CH - 4056 Basel
mediasinres-mewiunibas.ch
Tel. 0041 61 267 0889
http://www.mewi.unibas.ch/uploads/aktuelle_meldungen/mediasinresProgramm_160408.pdf
Reference:
CONF: medias in res (Basel, 11-13 July 08). In: ArtHist.net, May 20, 2008 (accessed May 13, 2025), <https://arthist.net/archive/30472>.