- Basel 09/08
BILDER DENKEN / THINKING IMAGES
eikones SUMMER SCHOOL
1.-6. September 2008
CfP: Deadline 23.05.2008
Wer sich ein Bild von einem Sachverhalt macht, gewinnt Einsichten.
Manche Erkenntnisse haben wir nur, weil wir die Welt in Bildern und als
Bilder sehen. Gegenständliche und gedankliche Bilder ermöglichen und
strukturieren Denkprozesse. Das Bildermachen ist ein wichtiger Teil des
Denkens. Was erkennen wir, wenn wir die Welt als Bild betrachten? Denken
wir immer in bestimmten Bildermustern oder gar Weltbildern? Wie lässt
sich das Denken in Bildern analysieren? Die Eikones Summer School fragt
nach dem Verhältnis von Bildsystemen, Weltbildern und Denkfiguren.
To get a picture of something means to gain insight. There is knowledge
we only have because we see the world in and as images. Pictures as well
as mental images enable and structure thinking processes. Making images
is an important part of thinking. What do we discern when we consider
the world as an image? Are we subject to particular image patterns, or
even specific views of the world? How can thinking in images be
analyzed? The eikones Summer School examines the relationship of systems
of images, views of the world and figures of thought.
SEMINARE
Kurs 1: Ägyptische Hieroglyphen. Schriftkultur - Bilderschrift -
Weltbild / Egyptian Hieroglyphs. Writing Culture - Image Writing - World
Image
Carsten Knigge Salis mit Frank Kammerzell
Kurs 2: Eidola. Vom Sehen zum Wissen / Eidola. From Seeing to Knowing
Florian Wöller mit Michael Weichenhan
Kurs 3: Das Bild als Denkfigur / The Image as Concept
Johannes Grave, Arno Schubbach mit Christoph Asmuth
Kurs 4: Denken sehen - Das Bild im Entwurf / Visual thinking - The Image
in the Process of Design
Helga Aichmaier, Nicolaj van der Meulen und Michael Renner mit N.N.
Öffentliche Vorträge / Evening Lectures:
Antonio Loprieno, Emanuele Coccia, Michael Hagner, Susanne Bickel,
Birgit Sandkaulen.
BEWERBUNG
Die Ausschreibung richtet sich an fortgeschrittene Studierende,
Graduierte und Doktorierende der Ägyptologie, der Philosophie und
Theologie, der Wissenschaftsgeschichte, der Kunst-, Literatur-, Film-
und Medienwissenschaften und benachbarter Fächer, sowie Forschende im
Bereich Bildende Kunst und Designtheorie und -Praxis.
Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird erwartet, dass sie sich
sowohl durch Referate als auch durch aktive Beteiligung an den
Diskussionen für das Gelingen des Kurses einsetzen. Tagungssprachen sind
Deutsch und Englisch. Der NFS "Bildkritik" übernimmt die Kosten der
Unterkunft und vergütet die Hälfte der tatsächlich entstandenen
Fahrtkosten. Zusätzlich wird ein Taggeld gewährt.
Mit der Bewerbung bitten wir einen tabellarischen Lebenslauf
einzureichen. Die Bewerberinnen und Bewerber werden gebeten, in einer
Projektskizze (Umfang ca. 350 Wörter) ihr Interesse für zwei der
Kursthemen deutlich zu machen oder eigene Vorschläge zur Ergänzung des
jeweiligen Kursprogramms einzureichen. Nähere Details sowie eine
Literaturliste zu den einzelnen Seminaren erhalten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer nach dem Auswahlverfahren. Die Bewerbungsunterlagen
können nicht zurückgesandt werden.
APPLICATION
The eikones Summer School 2008 is intended for advanced, graduate and
doctoral students in Egyptology, Philosophy, Theology, the History of
Science, for those in Art History, Literary Studies, Film and Media
Studies and related fields, as well as researchers in the areas of
Visual Arts, Design theory and practice.
The participants are expected to contribute to the success of the
courses by giving presentations and actively participating in
discussions. The presentations should be given in German or English. The
NCCR Iconic Criticism will pay for accommodations and refund half of
actual travel expenses, as well as provide a per diem allowance.
Applications should include a professional curriculum vitae and copies
of diplomas (where applicable). The applicants are requested to state
their interest in two of the topics listed within the seminars or,
alternatively, to submit their own suggestions to supplement the program
in an abstract (approx. 350 words). Further details and a bibliography
will be sent to the selected participants. Application documents will
not be returned.
Bitte senden Sie Ihre Unterlagen bis spätestens 23. Mai 2008 an die
betreffenden Dozenten:
Please send your application, indicating the preferred seminar, by 23
May 2008 to the responsible lecturer:
Carsten Knigge Salis - Seminar 1
NFS Bildkritik
Rheinsprung 11
CH-4051 Basel
Tel +41 (0)61 267 1851
c.kniggeunibas.ch
Florian Wöller - Seminar 2
eikones / NFS Bildkritik
Rheinsprung 11
CH-4051 Basel
Tel +41 (0)61 267 1832
florian.woellerunibas.ch
Johannes Grave und Arno Schubbach - Seminar 3
NFS Bildkritik
Rheinsprung 11
CH-4051 Basel
Tel +41 (0)61 267 1861
johannes.graveunibas.ch
arno.schubbachunibas.ch
Helga Aichmaier, Nicolaj van der Meulen und Michael Renner - Seminar 4
NFS Bildkritik
Rheinsprung 11
CH-4051 Basel
Tel +41 (0)61 267 1860
helga.aichmaierunibas.ch
Programm unter: www.eikones.ch
Bewerbungsschluss ist der 23. Mai 2008.
Application deadline: 23 May 2008.
Verantwortlich/Responsible: Ludger Schwarte
Email: summerschool-eikonesunibas.ch
Eikones, NFS Bildkritik, Rheinsprung 11, CH-4051 Basel
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Kurs 1: Ägyptische Hieroglyphen
Schriftkultur - Bilderschrift - Weltbild
Wie in vielen vorantiken Kulturen, so haben im pharaonenzeitlichen
Ägypten soziale, regionale, politische und religiöse Rahmenbedingungen
maßgeblichen Einfluss auf die Produktion und visuelle Gestaltung von
Texten gehabt. Der stark piktorielle Charakter des ägyptischen
Schriftsystems hat diese Wechselwirkungen in gleichem Maß befördert, wie
diese umgekehrt eine Vermehrung und Entfaltung des ikonischen Potenzials
der Schrift bedingten. Die altägyptische Hieroglyphenschrift eröffnete
die Möglichkeit, das Denken in Bildern unmittelbar in die Explikation
und Fixierung verbaler Kommunikation einfließen zu lassen und diese
gleichzeitig um eine non-verbale, metasprachliche Ebene zu erweitern.
Gleichzeitig erzeugten die hieroglyphischen Schriftbilder stets neue
Interpretationsmuster und Denkschemata für alle denkbaren Bereiche der
ägyptischen Kultur. Das vielseitige Erscheinungsbild hieroglyphisch
geschriebener Textdokumente lässt sich nur unter Berücksichtigung der
genannten Parameter erklären und bewerten, weniger mithilfe
schematisierender Philologie oder mit phantasiereicher Symbolik.
Im angebotenen Kurs soll versucht werden, das ägyptische
Hieroglyphensystem möglichst umfassend zu betrachten, es typologisch und
funktional zu beschreiben, seine Bedeutung für die ägyptische Kultur,
seine Wirkung auf die Nachwelt und seine wissenschaftliche Rezeption
herauszuarbeiten. Dabei ist "umfassend" nicht mit "vollständig" zu
verwechseln. Vielmehr sollen in Referaten und Workshops verschiedene
Aspekte der ägyptischen Kulturgeschichte, der Schriftwissenschaft und
-geschichte oder der europäischen Geistesgeschichte in den Blick
genommen werden.Junge Kolleginnen und Kollegen vornehmlich aus den
Bereichen Ägyptologie, Linguistik, Germanistik und Philosophiegeschichte
sowie alle, die ein Interesse am Thema in dem umrissenen Rahmen haben,
sind herzlich eingeladen, sich mit Referatsvorschlägen zu den
angegebenen Themenblöcken vorzustellen und zu bewerben. Das detaillierte
Programm wird nach Eingang und Sichtung der Bewerbungen erstellt.
Themenliste (Auswahlmöglichkeiten)
1. Die ägyptischen Hieroglyphen als Zeichensystem
- Zeichenkategorien und Zeichenfunktionen
- Semiotische/ semiologische Verfahren in der Ägyptologie
- Die Determinative als Zeichenkategorie
- Wie adäquat ist der Ideogramm-Begriff?
- Graphematik
2. Diaphase/ Triaphase: hieroglyphisch - hieratisch - demotisch
- "Schrifthierarchien" vs. "Texthierarchien"
- Verhältnis von Sprachstufen und "Schrifthierarchien"
3. Ägyptische Hieroglyphen als typologische oder historische Vorläufer
der Alphabetschriften
- Die Sinaischrift als Bindeglied zwischen Hieroglyphen und griechischem
Alphabet?
- Das "ägyptische Alphabet". Zur historischen Rolle der
Einkonsonantenzeichen
4. Bedingungen der Textproduktion in Ägypten: Tempel, Schreiber,
Schulen
- Das per-anch
- Orthographieregeln vs. Individualität
- War die Schreiberausbildung ein Staatsmonopol?
- Musterbücher
5. Verhältnis von Text und Bild. Funktionale Einbindung von Texten
- Welche Texte brauchen Bilder?
- Welche Bilder brauchen Text?
- Hieroglyphische Bilder
6. Hieroglyphenrezeption in Antike, Nachantike und Neuzeit
- Bewertung der Hieroglyphen durch die Spätantike
- Neuzeitliche Rezeption in Wissenschaft (Kircher, Leibniz) und
Literatur (Paul)
Weitere Themenvorschläge sind jederzeit willkommen.
Konzeption und Leitung: Carsten Knigge Salis (eikones, Modul 4)
Gastdozent: Frank Kammerzell (AKNOA, HU Berlin)
Abendvortrag: Susanne Bickel
//
Seminar 1: Egyptian Hieroglyphs.
Writing Culture - Image Writing - World Image
As in many pre-Greek cultures, the framing social, regional, political
and religious conditions in pharaonic Egypt had deep impact on the
production and visual composition of texts. The strongly pictorial
attitude of the Egyptian writing system promoted these reciprocal
effects, as they conversely conditioned an augmentation and development
of the iconic potential of writing. Ancient Egyptian hieroglyphic
writing opened up the possibility of immediate incorporation of thinking
in images into the explication and fixation of verbal communication,
extending it simultaneously towards a non-verbal, metalingual level. At
the same time, the hieroglyphic writing images continuously engendered
new patterns of interpretation for all fields of Egyptian culture. The
versatile appearance of hieroglyphically written texts can only be
explained and evaluated through consideration of the parameters named,
and less with the help of schematizing philology or imaginative
symbolism.
The aim of the course offered is to consider the Egyptian hieroglyphic
system as comprehensively as possible, to describe it typologically and
functionally, and to extract its significance for the Egyptian culture,
its effect on ensuing ages and its reception history. Here,
'comprehensive' must not to be confused with 'complete.' Rather, in
presentations and workshops various aspects of Egyptian cultural
history, history of writing, as well as European intellectual history
will be brought into focus.
Young colleagues particularly from the fields of Egyptology,
Linguistics, German Language and Literature Studies and History of
Philosophy as well as anyone with an interest in the topic as outlined
are encouraged to apply with suggestions for presentations to the
indicated topic segments. A detailed program will be drawn up following
the submission and evaluation of applications.
List of topics (selection possibilities)
1. The Egyptian hieroglyphs as a sign system
- Categories and functions of signs
- Semiotic/ semiologic methods in Egyptology
- The determinatives as sign category
- How adequate is the concept of ideography?
- Graphemics
2. Diaphasis/ triaphasis: hieroglyphic - hieratic - demotic
- "Hierarchies of writing" vs. "hierarchies of texts"
- Relationship between language phases and "hierarchies of writing"
3. Egyptian hieroglyphs as typological or historical forerunners to
alphabetic writing
- The Sinai Script as link between hieroglyphs and the Greek alphabet?
- The "Egyptian alphabet." The historical role of uniliteral signs
4. Conditions of text production in Egypt: temples, scribes, schools
- The per-anch
- Orthographic rules vs. individuality
- Was the scribal education a state monopoly?
- Sample books
5. The relationship between text and image. Functional integration of
texts
- Which texts need images?
- Which images need texts?
- Hieroglyphic images
6. Reception history of hieroglyphs in Antiquity, Post-Antiquity and
Modern
Times
- Evaluation of hieroglyphs through Late Antiquity authors
- Modern reception in scholarship (Kircher, Leibniz) and literature
(Paul)
Additional topic suggestions are welcome at any time.
Concept and direction: Carsten Knigge Salis (eikones, Module 4)
Guest Lecturer: Frank Kammerzell (AKNOA, HU Berlin)
Evening Lecture: Susanne Bickel
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Kurs 2: Eidola. Vom Sehen zum Wissen
Der aristotelische Lehrsatz, dass der Geist ohne Bilder (phantasmata)
überhaupt nicht denkt, hat die europäische Geistesgeschichte bis weit in
die Frühe Neuzeit hinein beschäftigt. Der Zusammenhang von Bild und
Wissen, der in dieser grundsätzlichen Aussage bestimmt wird, wurde
vielfach problematisiert und im Gefüge mannigfacher Traditionen zu
komplexen Theorien über das Bild, das Sehen und das Wissen ausgebaut.
Dabei spielten epistemologische, medizinische und optische Erwägungen
eine ebenso bedeutende Rolle wie theologische und ontologische
Probleme.
Das Bild eines Objekts der Wahrnehmung, mithin das, worauf sich der
Gesichtssinn richtet bzw. gerichtet wird, kann dabei ganz
unterschiedlich konzipiert werden; als Ähnlichkeit, als Repräsentation,
als Intention, als Qualität usw. Erst mit der nominalistischen
Fundamentalkritik, die solche Wahrnehmungsbilder als unnötige
Verdoppelung der Realität ablehnte, begann der Glanz der Bilder, die
unserer Wahrnehmung reale Informationen vermitteln, zu verblassen.
Im Rahmen der eikones Summer School wollen wir versuchen, der Theorie
von den Wahrnehmungsbildern, den species, auf ihre historische und
systematische Spur zu kommen. Diese Entitäten, die die Identität
zwischen Objekt und den äußeren Sinnesvermögen sichern, sind in vielen
mittelalterlichen Wahrnehmungs- und Erkenntnistheorien das entscheidende
Scharnier zwischen "Anschauung" und "Begriff". Ausgehend von Roger
Bacons De multiplicatione specierum und der in dieser Schrift
grundgelegten Species-Theorie wollen wir den angerissenen systematischen
Fragen anhand zweier Traditionen nachgehen, der antiken Lehre von den
eidola sowie der Wahrnehmungs- und Erkenntnislehre bei Augustinus. In
diesem Spannungsfeld sollen die Probleme, die für den Weg vom Sehen zum
Wissen entscheidend sind, diskutiert werden. Mögliche Leitfragen lauten:
Auf welchen optischen und physiologischen Voraussetzungen beruht eine
Wahrnehmungstheorie, die mit epistemisch signifikanten (ikonischen)
Bildern arbeitet?
Welche metaphysischen Voraussetzungen sind zu bedenken, wenn man einen
bildhaften Zugang zur Außenwelt vertritt?
In welches Verhältnis treten Bild und Begriff beim Sehen solcher
Entitäten?
Thematische Seiten- und Ausblicke auf die Kunst- oder
Theologiegeschichte sind nicht nur möglich, sondern ausdrücklich
erwünscht.
Ziel des Kurses, der in einer Mischung von Referaten und Workshops
stattfinden wird, ist das gemeinsame Nachdenken über Theorien der
Wahrnehmung in Antike und Mittelalter mit einer besonderen Betonung auf
der Frage der Bildlichkeit. So ergibt sich ein Arbeitsfeld, auf dem
Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Disziplinen in Referaten
und Projektpräsentationen zu Wort kommen sollen. Fortgeschrittene
Studierende, Promovierende und Postdocs aus den Bereichen
Wissenschaftsgeschichte, Philosophie, Kunstwissenschaft und Theologie
sind ebenso angesprochen wie Historikerinnen und Historiker der in
Betracht kommenden Epochen.
Die folgende Auflistung der Themen soll für unsere Diskussion leitend,
aber keineswegs verpflichtend sein. Weiterführende Vorschläge sind
jederzeit willkommen.
Wahrnehmungstheorie im Mittelalter
- Species-Theorien im 13. und 14. Jahrhundert.
- Die Ontologie des Sichtbaren.
- Die Species intelligibiles und der Weg vom Bild zum Begriff.
Vom Sehen zum Bild
- Die optische Wissenschaft nach Alhazen.
- Die Perspectiva in der Kunst des Tre- und Quattrocento.
- Theologische Bild- und Blickallegorese.
Sehen in Bildern
- Die Eidola-Theorie und ihre antiken Wurzeln.
- Sehen und Wissen bei Augustin.
- Punkte- vs. Bilder-Sehen? Species und Phantasmata.
Vom Sehen zum Wissen
- Species sensibiles und intelligibiles.
- Sensus exteriores und interiores.
- Die cartesische Scheidung von Außen- und Innenwelt.
Konzeption und Leitung:
Florian Wöller (florian.woellerunibas.ch)
Gastdozent:
Michael Weichenhan (Berlin)
Gastreferent:
Christoph Lüthy (Nijmwegen)
Abendvortrag:
Emanuele Coccia (Paris/Venedig)
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Seminar 2: Eidola. From Seeing to Knowing
The Aristotelian doctrine that the intellect is unable to think without
images (phantasmata) occupied European intellectual history well into
Renaissance times. The relation of image and cognition assigned in this
fundamental statement was problematized in many aspects, and within the
structure of manifold traditions expanded to complex theories about
image, seeing and cognition. Epistemological, medical and optical
considerations played thereby as significant a role as theological or
ontological problems.The image of an object of perception and
consequently that, upon which the visual sense directs itself or is
directed, can be hence conceived very differently; as a similarity, a
representation, an intention, a quality and so forth. It was only with
the nominalistic fundamental criticism, which rejected such perceptive
images as an unnecessary duplication of reality that the gloss of images
that transfer real information to our perception began to fade.
During the eikones Summer School we will attempt to trace the species,
the theory of images of perception, historically and systematically.
These entities, which ensure the identity between object and external
sensory capacity, are the decisive hinge between "view" and "concept" in
many medieval theories of perception and knowledge. Proceeding from
Roger Bacon's De multiplicatione specierum and the Species theory laid
out in this work, we will attempt to pursue the systematic questions
touched upon along two traditions, the ancient doctrine of the eidola as
well as the teachings of perception and knowledge from Augustine.In this
area of debate the problems that are decisive for the path from seeing
to knowing will be discussed. Possible central questions include: upon
what optical and physiological preconditions does a theory of perception
rest that operates with epistemically significant (iconic) images? What
metaphysical prerequisites must be considered if one states a pictorial
access to the external world? In what relation do image and concept
enter in the seeing of such entities? Thematic side glances and
perspectives towards art or history of theology are not only possible
but very welcome.
The goal of the course, which will take place as mixture of
presentations and workshops, is a common deliberation on theories of
perception in antiquity and the Middle Ages with a particular emphasis
on the question of iconicity. Thus results a sphere of work in which
representatives of different disciplines have their say in reports and
project presentations. Advanced students, doctoral students and
post-docs from the history of science, philosophy, art studies and
theology are addressed along with historians of the epochs under
consideration.
The following list of topics provides guidance for our discussion but is
not binding. Further suggestions are welcome at any time.
Theories of perception in the Middle Ages
- Species theories in the 13th and 14th centuries
- The ontology of the visible
- The Species intelligibiles and the path from image to concept
From Seeing to Image
- The optical science according to Alhazen
- The Perspectiva in Trecento and Quattrocento art
- Theological allegory of image and vision
Seeing in Images
- The Eidola theory and its ancient roots
- Seeing and knowing in Augustine
- Seeing point or images? Species and Phantasmata
From Seeing to Knowing
- Species sensibiles and intelligibiles
- Sensus exteriores and interiores
- The Cartesian cleavage of the external and internal worlds
Concept and direction: Florian Wöller (florian.woellerunibas.ch)
Guest Lecturer: Michael Weichenhan (Berlin)
Guest Presenter: Christoph Lüthy (Nijmwegen)
Evening Lecture: Emanuele Coccia (Venice/Paris)
//
Kurs 3: Das Bild als Denkfigur
Die aktuellen interdisziplinären Diskussionen über das Bild verdanken
sich wesentlich einem verstärkten Interesse am sichtbaren Bild in all
seinen Erscheinungsformen. Neben den Bildern der Kunstgeschichte
gelangen im Zuge des iconic turn auch Fotografien, Filme,
Visualisierungen etc. in das Blickfeld einer neuen wissenschaftlichen
Debatte. Doch ist zu fragen, ob die Kopplung des Bildes an die
Sichtbarkeit dem Phänomen des Bildlichen in all seiner Komplexität
gerecht wird.
Deshalb sollen im Gegenzug philosophische Traditionen in den Blick
genommen werden, die den Begriff des Bildes als Denkfigur im Kontext
abstrakter Fragestellungen eingesetzt haben. Dass in theoretischen
Reflexionen immer wieder auf den Begriff des Bildes zurückgegriffen
wurde, lässt auf dessen besonderes konzeptuelles Potential schließen.
Zugleich erfährt der Bildbegriff durch seinen operativen Einsatz im
philosophischen Denkvollzug eine Entfaltung und Bereicherung, die auf
sonst oftmals übersehene Aspekte aufmerksam machen kann. Bereits bei
Platon ist das Bild weniger der gegebene Gegenstand einer
philosophischen Reflexion als ein Begriff, mit dem die Verfasstheit der
Welt und der Wirklichkeit des Menschen konzipiert wird. Platon steht
damit am Beginn einer Tradition, in der Zugänge zur Welt als bildlich
gedacht werden.
Die Summer School "Das Bild als Denkfigur" soll den besonderen
Potentialen philosophischer Bildbegriffe nachgehen. Welche Funktion
nimmt das Bild im jeweiligen Denkvollzug ein? Woraus bezieht der Begriff
des Bildes seine Attraktivität, so dass er immer wieder herangezogen
wird, um unseren Zugang zur Wirklichkeit zu beschreiben? Welche
Relationen oder Konstellationen lassen sich mit der Denkfigur des Bildes
erfassen? Hat der Rückgriff auf den Begriff des Bildes Folgen für das
Denken selbst? Erlaubt der jeweilige Gebrauch des Bildbegriffs
schließlich Rückschlüsse auf die Verfasstheit und die Leistungen von
Bildern im engeren Sinne?
Einer Annäherung an diese Fragen soll die Auseinandersetzung mit
verschiedenen Beispielen der philosophischen Bildreflexion dienen.
Fragen der Kunsttheorie und Kunstphilosophie sollen indes nicht im
Zentrum der gemeinsamen Arbeit stehen. Der Sommerkurs wird zunächst
anhand der platonischen und der christlichen Tradition historische
Ausgangspunkte erarbeiten, um sich dann vertieft philosophischen
Positionen um 1800 und im 20. Jahrhundert zu widmen. Der Kurs richtet
sich an fortgeschrittene Studierende und Promovierende der Philosophie
und der Philologien, der Kunst-, Literatur und Filmwissenschaft sowie
angrenzender Disziplinen. In den Beiträgen der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der Summer School sollten sich verschiedene Zugänge
widerspiegeln.
Folgende Themenfelder dürften dabei von besonderem Interesse sein; die
Liste
kann aber auch durch weitere Vorschläge ergänzt oder variiert werden:
Platonische Anfänge
- Platon: Die Bildlichkeit des Kosmos
- Plotin: Die Dynamisierung der bildlichen Wirklichkeit
Christliche Interventionen
- Augustinus: Der menschliche Geist als imago dei
- Meister Eckhart: Bild und Entbildung
- Nicolaus Cusanus: Das lebendige Bild
Rekonfigurationen um 1800
- Kant: Einbildungskraft und Schematismus
- Fichte: Das Bild des absoluten Seins
- Schelling: Bildliche als nichtpropositionale Erkenntnis
- Herder: Die Seele als Ort der bildlichen poesis
Neueinsätze im 20. Jahrhundert
Lebensphilosophisch-prozessuale Ansätze
- Bergson: Wirklichkeits-, Wahrnehmungs- und Erinnerungsbilder
- Deleuze: Bewegungs- und Zeitbild
Phänomenologische Ansätze
- Husserl: Die Phänomenologie von Phantasie- und Bildbewusstsein
- Heidegger: Schemabild und Weltbild
- Sartre: Die Kraft der Imagination
- Merleau-Ponty: Körper und Bild
Sprachtheoretische und kulturphilosophische Ansätze
- Cassirer: Die kulturelle Transformation der Einbildungskraft
- Wittgenstein: Propositionales Sagen und bildliches Zeigen
- Nancy: Das Bild als Distinktes
Konzeption und Leitung: Johannes Grave und Arno Schubbach
Gastdozent: Christoph Asmuth.
Abendvortrag: Birgit Sandkaulen
//
Seminar 3: The Image as Figure of Thought
Current interdisciplinary discussions of the image are essentially due
to a strengthened interest in the visible image in all its forms of
appearance. In the wake of the iconic turn, photography, film,
visualizations etc. have - alongside the images of art history - entered
the field of the new scientific debate. Nonetheless it must be
questioned whether the coupling of image to visibility does justice to
the phenomenon of the image in all its complexity.Therefore,
philosophical traditions should be brought into view, which have used
the notion of image within the context of abstract questions. That in
theoretical reflections the notion of image is repeatedly resorted to
indicates its particular conceptual potential. Furthermore the notion of
the image experiences in its operative use in philosophical thinking an
expansion and enrichment that draws attention to aspects that otherwise
are often overlooked. Already in Plato the image is less a given object
of a philosophical reflection than it is a concept, with which the
reality as well as the relation between human beings and the world is
conceived. Plato stands at the beginning of a tradition in which our
access to the world is thought of by referring to the concept of the
image.
The Summer School "The Image as Figure of Thought" should pursue the
particular potential of philosophical notions of the image. What
function does the image take on in the train of thought? From what does
the notion of image derive its attraction, such that it is repeatedly
resorted to in order to describe our access to reality? What relations
or constellations can be captured with the concept of image? Does the
reference to the notion of image have consequences for thinking itself?
Does the use of the notion of image eventually allow inferences about
the nature and power of images in the narrower sense?
The discussion of various examples of philosophical thinking will serve
as an approach to these questions. Questions of art theory and
philosophy of art should however not occupy the centre of the course. At
first, we will compile historical points of departure on the basis of
the Platonic and Christian traditions, and then attend especially to
philosophical positions around 1800 and of the 20th century. The course
addresses advanced students and doctoral students of philosophy and
philology, of art history, literary and film studies as well as related
disciplines. Various approaches should be reflected in the contributions
of the Summer School participants.
The following field of topics should be of particular interest; the list
can be
complemented or varied with additional suggestions:
Platonic Beginnings
- Plato: The Iconicity of the Cosmos
- Plotinus: The Dynamization of the image
Christian Interventions
- Augustine: The Human Spirit as imago dei
- Meister Eckhart: Image and "Entbildung"
- Nicolaus Cusanus: The Living Image
Reconfigurations around 1800
- Kant: Imagination and Schematism
- Fichte: The Image of Absolute Being
- Schelling: Figurative, Non-Propositional Knowledge
- Herder: The Soul as the Site of iconic poesis
New Approaches in the 20th Century
Philosophy of Life and Process-Oriented Approaches
- Bergson: Images in Reality, Perception and Memory
- Deleuze: Movement- and Time-Image
Phenomenological Approaches
- Husserl: The Phenomenology of Phantasy and Image Consciousness
- Heidegger: "Schema-Bild" and World-Image
- Sartre: The Power of Imagination
- Merleau-Ponty: Body and Image
Theory of Language and Philosophy of Culture
- Cassirer: The Cultural Transformation of Imagination
- Wittgenstein: Proposition and Deixis
- Nancy: The Image as Something Distinct
Concept and direction: Johannes Grave and Arno Schubbach
Guest Lecturer: Christoph Asmuth
Evening Lecture: Birgit Sandkaulen
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Kurs 4: Denken sehen - Das Bild im Entwurf
Um den Begriff "Entwurf" sammeln sich eine Reihe unscharfer Bedeutungen,
die vom reflektierten Planen bis zum intuitiven Handeln reichen. In
Design und Architektur wird Entwurf auf das prozessuale Hervorbringen
noch unbekannter Gebäude und Artefakte bezogen, wobei das "Innenleben"
des Entwurfs meist in einen obskuren Schleier gehüllt wird. Die
Etymologie von Entwerfen als ein "werfendes" Verweben von Fäden beim
Weben deutet indessen an, dass es beim Entwerfen schon früh um ein
ordnendes Hervorbringen von Artefakten aus einer chaotischen Vielzahl
von Möglichkeiten ging.
Geht man von einer Eigenlogik des Bildlichen aus, so kann der Entwurf
als Prozess beschrieben werden, der auf der einen Seite vom Entwerfenden
gesteuert wird, auf der anderen Seite aber auch in der Hand des
Bildlichen selbst liegt. Wenn der Entwurfsprozess ein Wissen
hervorbringt, das sich nicht im Kopf vorwegnehmen lässt, so lässt ich
mit guten Grund von einem Denken im Entwurf, oder anders ausgedrückt von
einer eigenen Erkenntnisleistung des Entwerfens sprechen. Entwerfen in
Bildern fusst nicht nur auf einem breiten Erfahrungswissen, sondern
bringt selbst neues Wissen hervor. Und ganz allgemein lässt sich die
Frage stellen, ob nicht der Entwurfsprozess als Methode zur Untersuchung
epistemischer Fragen gewonnen werden kann. Im Zentrum des Kurses Denken
Sehen - Das Bild im Entwurf soll neben der begrifflichen Klärung der
Prozesse und der kategorialen Instanzen des Entwurfs, die
Auseinandersetzung mit dem Dreieck von Denken, Hand(eln) und Entwerfen
stehen.
Eingeladen sind VertreterInnen aus allen Disziplinen, die ein Interesse
am Bild und an bildtheoretischen Fragen haben, wie Designpraxis und
-theorie, Bildende Kunst, Kunstwissenschaft, Philosophie und
Medienwissenschaft. In einem transdisziplinären Verständnis von Praxis
und Theorie ist eine heterogene Zusammensetzung der
WorkshopteilnehmerInnen aus unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen
und Tätigkeitsfeldern ausdrücklich erwünscht. Unsere Absicht ist es,
entlang von eigenen Forschungsprojekten die Rahmenbedingungen des
Entwurfs genauer zu erörtern. Der detaillierte Ablauf des Kurses wird
nach der Einreichung von Themenvorschlägen bekannt gegeben.
Themenliste
1. Analyse der Praxis:
- Prozess und Handlung
- Herstellung und Ergebnis
- Chronos und Kairos im Entwurf
(anhand exemplarischer Beispiele)
2. Präzisierung von Begrifflichkeiten:
- Hand - Auge - Gehirn
- Intuition - Verstand - Wissen
- Geste - Poiesis
- Reflexivität - Faktizität
- Angewandte Bildforschung
3. Über den Entwurf zur Theoriebildung:
Methodische Vorschläge zur Generierung von Rückschlüssen für eine
Theorie
des Bildes.
Weitere Themenvorschläge sind willkommen.
Dozenten: Helga Aichmaier, Nicolaj van der Meulen und Michael Renner
Gastdozent: N.N.
Abendreferent: N.N.
//
Seminar 4: Visual thinking - The Image in the Process of Design
The term design contains a number of unclear significations, ranging
from a reflected plan to an intuitive act. In design and architecture,
the process is focusing on the creation of an unknown building or
artefact. Usually the process is not a subject of a reflected inquiry
and remains hidden. The etymology of the German word entwerfen (design
process) as a "projection" of woven threads in the craft of weaving
indicates that even very early ´design` dealt with a systematic
generation of artefacts out of numerous possibilities.
Proceeding from a specific logic of the image, their generation can be
described as a process, controlled by the designer, but also guided by
the essentials of the iconic. If the design process generates some
knowledge that cannot be anticipated in mind, then one can speak with
good reason of visual thinking. Expressed differently we can speak of an
unique knowledge production through design. The generation of images is
not only based on a broad experience, but is developing itself new
knowledge. In general the question can be posed if the design process
could be employed as a method for investigation of epistemic questions.
Central to the seminar Visual thinking - The Image in the Process of
Design is the reflection upon the relationship of thinking, acting and
designing, as well as the exploration of categories and the further
development of the terminologies.
Invited are representatives of those disciplines who have an interest in
the reflection upon the image, such as design practice and theory, fine
arts, art history, philosophy and media studies. In a transdisciplinary
understanding of practice and theory, a heterogeneous group of workshop
participants is intended. It is our goal to debate the basic conditions
of the design process along the lines of specific projects of theory and
practice. The detailed procedure of the course will be announced
following the submission of the applications.
List of Topics
1. Analysis of Practice with Case Studies
- Process and Act
- Image Generation and Result
- Chronos and Kairos in the Design Process
2. Developing Terminology:
- Hand - Eye - Mind
- Intuition - Intellect - Perception
- Gesture - Poiesis
- Reflexivity - Facticity
- Applied Image Research
3. From the Design Process to Theory Formation
Methodical Suggestions concerning a Contribution to a Theory of the
Image
Further topic suggestions are welcome.
Lecturers: Helga Aichmaier, Nicolaj van der Meulen and Michael Renner
Guest Lecturer: N.N.
Evening Lecture: N.N.
summerschool-eikonesunibas.ch
Homepage <www.eikones.ch>
Reference:
ANN: Bilder Denken/Thinking Images (eikones Summer School, Basel, Sep 08). In: ArtHist.net, Apr 24, 2008 (accessed Jul 4, 2025), <https://arthist.net/archive/30367>.