"Gotts Wort Diener"? Stifter und Künstler - Motivation und Selbstverständnis
im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung.
Call For Paper
Workshop in Wittenberg 14.11.-16.11.2008
Veranstaltet vom Arbeitskreis "Kunst im konfessionellen Zeitalter" und der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
In den vergangenen Jahren hat die kunsthistorische Reformations- bzw.
Konfessionsforschung ihre Fragestellungen zunehmend über Bildkonzepte und
-inhalte hinaus auf kontextuelle (historische, räumliche, soziologische)
Bedingungen ausgeweitet. Der Workshop möchte hier ansetzen und die
Aufmerksamkeit auf die beiden zentralen Personengruppen lenken, die im
Zusammenhang von Bild- und Objekt-Stiftungen im Kirchenraum oder im
kirchlichen Umfeld agieren: Auftraggeber/Stifter und Künstler. Ein damit
verbundenes Ziel ist es insbesondere auch, bisherige Positionen der
Forschung kritisch zu hinterfragen. So versteht die auf
Künstlerpersönlichkeiten fokussierte Forschung die im Kontext von
Reformation und Konfessionalisierung geschaffenen Werke häufig unhinterfragt
als persönliches Bekenntnis des Künstlers, wogegen nachweisbar
"überkonfessionell" tätige Künstler des geschäftstüchtigen Opportunismus
verdächtigt oder durch Konstrukte von Werkstatt"filialen" entlastet werden.
Auch die Motivation des Auftraggebers, sich über Bildwerke innerhalb der
Gemeinschaft zu platzieren, wird oftmals eher einseitig allein unter dem
Schlagwort des "Bekenntnisses" subsumiert.
Um zu einer stärker differenzierten Sicht auf die Problemstellung zu
gelangen, will die Veranstaltung Beweggründe und Selbstverständnis von
Stifter und Künstler vor dem Hintergrund der religiösen und
kirchenkritischen Auseinandersetzungen des 16. und 17. Jahrhunderts
theoretisch, forschungs-/wissenschaftsgeschichtlich ebenso aber anhand von
konkreten Einzelstudien bzw. im größeren Überblick verhandeln. Wünschenswert
ist dabei ein interdisziplinärer Blick aus verschiedenen Perspektiven, alt-
und neugläubiger Seite.
Folgende Fragen sollten/könnten im Mittelpunkt 20minütiger
Diskussionsbeiträge stehen:
Welche Motivationen leiten Stifter, Donatoren bzw. Auftraggeber und Künstler
vor dem Hintergrund von Reformation und Konfessionalisierung?
Welchen Einfluss haben Kirchen-, Ablasskritik oder das veränderte
Jenseitsverständnis auf Stiftungen bzw. Schenkungen und deren konkrete
Gestaltung? Welche Auswirkungen finden sich in den Kunstwerken, der
Kirchenausstattung bzw. der Repräsentation der Stifter/Auftraggeber und
Künstler in Bild und Inschriften?
Welche Strategien der persönlichen und professionellen Selbstdarstellung
verfolgt der Künstler (Selbstbildnisse, Signaturstrategien)? Kann der
Auftritt des Künstlers, sein Schaffen, seine Repräsentation als
konfessionelles Bekenntnis betrachtet werden? Wie - wenn überhaupt - fließen
religiöses Selbstverständnis und persönliche Vorstellungen in die Gestaltung
der Kunstwerke ein?
Wie vereinnahmen die Glaubensgemeinschaft und damit auch Auftraggeber bzw.
Stifter den Künstler? Inwieweit definieren der Künstler und seine
Handschrift die Gemeinschaft oder schaffen eine visuelle Identifikation?
Wie prägen aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive Fragestellungen und
Methodik die Sicht auf Beweggründe, Einflussnahme und Stellung der Künstler
und Auftraggeber?
Interessenten schicken bitte eine Kurzfassung ihres geplanten Beitrags (1-2
Seiten) bis 15. Febr. 2007 an folgende Adresse oder Email:
Dr. Susanne Wegmann (susanne.wegmannkunstgesch.uni-halle.de)
Institut für Kunstgeschichte und Europäische Archäologien (Standort
Kunstgeschichte)
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
06090 Halle/S.
Fragen und Kontakt
Dr. Susanne Wegmann susanne.wegmannkunstgesch.uni-halle.de
Dr. Gabriele Wimböck gabriele.wimboecklrz.uni-muenchen.de
Reference:
CFP: Gotts Wort Diener? Stifter & Kuenstler (Wittenberg, 14-16 Nov 08). In: ArtHist.net, Jan 9, 2008 (accessed May 10, 2025), <https://arthist.net/archive/29982>.