Das an der Universität Leipzig lädt im Rahmen des Projekts "Hofkultur in
Ostmitteleuropa vom 14.-18. Jahrhundert: Kulturelle Kommunikation und
Repräsentation im Vergleich" zu einer Tagung ein.
Legitimiert durch Repräsentation?
Kulturelle Integrationsstrategien von Außenseitern und Aufsteigern in
Mitteleuropa vom 14. bis 18. Jahrhundert.
Termin: 7./8. Dezember 2007
Ort: Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur
Ostmitteleuropas, Luppenstr. 1B, 04177 Leipzig
Jede Gesellschaft hat ihre Außenseiter. Das ist heute nicht anders als
unter den gesellschaftlichen Bedingungen der Antike, des Mittelalters oder
der Frühen Neuzeit. Ebenso gleich ist das Misstrauen, das erfolgreichen
Außenseitern oder Aufsteigern häufig entgegen schlägt, wenn es ihnen
gelingt, durch eigene Fähigkeiten, glückliche Umstände oder die Hilfe
einflussreicher Förderer an wichtige Positionen inmitten der Gesellschaft
oder gar an ihre Spitze zu gelangen. Dementsprechend hoch ist ihr Druck,
diese Position gegenüber den etablierten Eliten zu legitimieren, um sich
so gegen den Vorwurf einer unberechtigten Karriere zu wehren und
eventuelle künftige Gefährdungen ihrer Position und ihres Vermögens,
möglicherweise sogar für Leib und Leben, abzuwenden - mit dem Ziel einer
vollständigen, dauerhaften Integration in diese Eliten. Dazu können
verschiedene Strategien verfolgt werden. Eine davon ist der Einsatz von
Mitteln der kulturellen Kommunikation, zum Beispiel in Form
repräsentativer Kunst.
An dieser Stelle setzt das Thema der geplanten Tagung an. Entsprechend der
thematischen, zeitlichen und geographischen Spannweite des
"Hofkultur-Projektes" sollen dabei vor allem "Newcomer" in den adeligen
und höfischen Gesellschaften des späten Mittelalters und der Frühen
Neuzeit (14.-18. Jahrhundert) in Mitteleuropa aus interdisziplinärer -
historischer und kunsthistorischer - Sicht in den Blickpunkt gerückt
werden. Dies erscheint vor allem deswegen besonders fruchtbar, weil das in
dieser Zeit und diesen Gesellschaften vorherrschende relativ statische
Rangdenken erfolgreiche Außenseiter einem besonders hohen
Legitimationsdruck aussetzte und gleichzeitig die soziale Bedeutung
visueller und symbolischer Kommunikation für die Repräsentation und
Legitimation von Rang und Herrschaft besonders groß war.
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Freitag, 7. Dezember
13:30-14:00 Begrüßung und Einleitung (Jiri FAJT / Uwe TRESP)
I. Sektion: "Neue" Könige und Fürsten
14:00-14:30 Jiri FAJT (Leipzig)
Im Spannungsfeld zwischen dem Patriziat und dem kaiserlichen Hof. Die
Hohenzollern und die Freie Reichsstadt Nürnberg in der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts
14:45-15:15 Katrin BOURRÉE (Münster)
"Private Frömmigkeit" oder religiöse Repräsentation? Strategien der
Herrschaftsetablierung Kurfürst Friedrichs II. von Brandenburg im 15.
Jahrhundert
15:30-16:00 Uwe TRESP (Leipzig)
Der "Uffgeruckte" als König von Böhmen. Georg von Podiebrad auf den
Fürstentagen zu Beginn seiner Königsherrschaft (1459/60)
16:00-16:30 Kaffeepause
16:30-17:00 Ernö MAROSI (Budapest)
Herrscherrepräsentation in Ungarn während des Übergangs von den
Luxemburgern zu den Hunyadi
17:15-17:45 István FELD (Budapest)
Die Residenzen der Familie Zápolya. Die Architekturrepräsentation einer
Aufsteigerfamilie in Ungarn (1459-1571)
18:00 vorläufiger Abschluss
Samstag, 8. Dezember
II. Sektion: Aufsteiger am Hof
9:30 - 10:00 Robert SIMUNEK (Praha)
Aufstieg im spätmittelalterlichen Böhmen: Das Beispiel der Familie von
Vrchoviste (1480-1520)
10:15-10:45 Tomas BALETKA (Novy Jicin)
Der Hof des Olmützer Bischofs Stanislav Thurzo (1497-1540): Von
Außenseitern, Hochstaplern und ehrgeizigen Aufsteigern
11:00-11:30 Kaffeepause
11:30-12:00 Jaroslava HAUSENBLASOVA (Leipzig)
Hofmann von Grünbüchel und Strechau: Der Aufstieg einer "Hoffamilie"
12:15-12:45 Vaclav BUZEK (Ceske Budejovice)
Oberkammerdiener: Repräsentation der Aufsteiger in der Rudolfinischen
Leibkammer
13:00 - 14:00 Mittagspause
14:00-14:30 Piotr OSZCZANOWSKI (Wroclaw)
Die Familie Hanniwaldt: Die politische Karriere einer schlesischen Familie
am Hofe Rudolfs II. und die daraus folgenden künstlerischen Konsequenzen
14:45-15:15 Agnieszka GASIOR (Leipzig)
Aufstieg zugewanderter Bürger in Polen-Litauen am Beispiel der Familie Boner
15:30-16:00 Kaffepause
16:00-16:30 Guido HINTERKEUSER (Berlin)
"Refulsit sol in clypeis". Zur Rolle von Kunst und Architektur in Politik
und Leben König Jans III. Sobieski
16:45-17:15 Tomasz TORBUS (Leipzig)
Die Kariere und das Mäzenatentum Graf Sulkowskis (1695-1762), des
sächsischen Ersten Ministers
17:30-17:45 Zusammenfassung / Abschlusswort
(Markus HÖRSCH)
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Organisatoren:
Dr. Jiri Fajt Jiri.fajtt-online.de
Dr. Tomasz Torbus torbusrz.uni-leipzig.de
Dr. Uwe Tresp trepsrz.uni-leipzig.de
für technische Abwicklung der Tagung zuständig:
Dr. Ewa Tomicka-Krumrey tomickarz.uni-leipzig.de , 0049-341-35564
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Reference:
CONF: Legitimiert durch Repraesentation? (Leipzig 7-8 Dec 07). In: ArtHist.net, Nov 5, 2007 (accessed May 9, 2025), <https://arthist.net/archive/29808>.