CFP Nov 5, 2007

Coolness (TU Darmstadt Jun 08)

aenne soell

CALL FOR PAPERS

Coolness -
Zur Ästhetik einer kulturellen Verhaltensstrategie und Attitüde

Interdisziplinäres Kolloquium an der TU Darmstadt

13. - 14. Juni 2008

Deadline: 10. Januar 2008

"Cool" - Eine Antwort, die immer zu passen scheint und im Jugendjargon
zunächst nichts anderes meint als eine positive Zustimmung. Die diffuse
Semantik des Begriffs macht zugleich auch seine Stärke und Komplexität
aus. Verknüpft "Coolness" doch auf der kategorialen Ebene unterschiedliche
Bereiche wie das Ästhetische, Psychologische, Soziale und Politische, aber
auch das Ökonomische miteinander. Aus kulturwissenschaftlicher Sicht lässt
sich behaupten, dass "Coolness" zu jenen zentralen Kategorien gehört, die
das kulturelle Selbstverständnis der Moderne seit dem frühen 20.
Jahrhundert bis in unsere Gegenwart maßgeblich prägen.

So kann "Coolness" zunächst als individuelle Verhaltensstrategie
beschrieben werden, welche die strenge Kontrolle der eigenen Affekte
anstrebt, um dadurch Verletzlichkeit und Schwäche aber auch Wut und
Aggression zu verbergen und stattdessen Macht und Stärke sowie Ruhe und
Gelassenheit zu demonstrieren. Cooles Verhalten zeichnet sich durch eine
emotionale Kälte aus, die traditioneller Weise mit einem spezifisch
männlichen Verhalten in Zusammenhang gebracht wird, so dass "Coolness"
auch eine geschlechtsspezifische Dimension besitzt. Ein bloß
individualpsychologisches Verständnis solcher Verhaltensstrategien greift
jedoch schon aus dem Grund zu kurz, weil "Coolness" häufig erst als
Reaktion auf soziale Ungleichheit zum Einsatz kommt. Kraft ihrer
oppositionellen Haltung gegenüber hegemonialer Macht ist "Coolness" auch
mit dem Bereich des Politischen verbunden, selbst wenn damit kein direktes
politisches Engagement gemeint ist. Insofern besitzt "Coolness" trotz
einer stark individualistischen Ausrichtung auch eine Gemeinschaft
stiftende Funktion.

Ganz entscheidend für das Verständnis coolen Verhaltens ist jedoch seine
ästhetische Dimension. Schließlich geht es im Sinne einer Rhetorik darum,
sein Gegenüber durch eine Fülle visueller und akustischer Zeichen sowie
Praktiken von der eigenen "Coolness" zu überzeugen. Dazu gehören neben
Kleidung und Frisur, die den engeren Bereich der Mode ausmachen, auch
bestimmte Posen und Gesten sowie weitere Körperbewegungen, die auch im
Tanz ihren Ausdruck finden können. So soll der Fokus der geplanten Tagung
dementsprechend auf den ästhetischen Strategien der Coolness liegen, ohne
dabei die hier skizzierte kategoriale Vernetzung des Ästhetischen mit
anderen Bereichen aus dem Blick zu verlieren.

Beiträge aus allen Bereichen der kunst-, kultur- und
gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen sind willkommen. Die Themen
können aus historischer wie aktueller Perspektive formuliert sein - wie z. B.:

- Was kann uns die Selbststilisierung des Dandys über das Verhältnis von
Geschlecht und Kontrolle des emotionalen Ausdrucks sagen? Aus welchen
historischen und geschlechtsspezifischen Quellen speist sich dieses
"Self-fashioning"? Welche Rolle spielen hier Mode und Körperkultur allgemein?

- Welche Funktion hat "Coolness" im Bereich der Kunst? Wie werden in der
künstlerischen (Selbst-)Inszenierung coole Verhaltensweisen als solche
reflektiert und zugleich instrumentalisiert? Stellt "Coolness"
mittlerweile auch für Künstlerinnen und Künstler eine wichtige Lebens-,
Arbeits- und Inszenierungsstrategie dar? Lassen sich bestimmte
Kunstströmungen, wie beispielsweise die "Neue Sachlichkeit" in besonderer
Art und Weise mit "Coolness" in Verbindung bringen?

- Wie gestaltete sich der Imageaufbau der ersten coolen Filmstars in
Hollywood, wie zum Beispiel Marlene Dietrich, Clark Gable und Humphrey
Bogart? Welche filmischen Strategien kommen zum Einsatz? Und welche
Auswirkungen hatten diese "Diven" auf die Alltagskultur?

- Welcher Zusammenhang besteht zwischen "weißer" und "schwarzer" Coolness?
Und welche Dimension hat diese Problematik in Hinsicht auf die
zeitgenössische Jugendkultur und ihre visuellen Codes?

- Wenn "Coolness" eine typisch moderne Form individuellen Verhalten
darstellt, muss auch nach ihrer Funktion in der spätkapitalistischen
Konsumgesellschaft gefragt werden. Hat cooles Verhalten seine
oppositionelle Kraft verloren und ist zur bloßen Attitüde geworden?

Vorgesehen sind Vorträge von 30 Minuten mit anschließender Diskussion.
Abstract (maximal eine Seite) mit Kurzbiographie bitte per E-MAIL bis zum
10.1.08 an:

Prof. Dr. Annette Geiger
Wella-Stiftungsprofessur für Mode und Ästhetik
TU Darmstadt / FB Humanwissenschaften
Alexanderstraße 6
D-64283 Darmstadt
Mail: geigerbpaed.tu-darmstadt.de
Tel. 06151 - 165562

Konzeption und Organisation der Tagung:

Dr. Gerald Schröder, Kunstgeschichtliches Institut, Ruhr-Universität Bochum

Dr. Änne Söll, Institut für Künste und Medien, Universität Potsdam

Prof. Dr. Annette Geiger, Wella Stiftungsprofessur für Mode und Ästhetik,
Technische Universität Darmstadt

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Reference:
CFP: Coolness (TU Darmstadt Jun 08). In: ArtHist.net, Nov 5, 2007 (accessed May 9, 2025), <https://arthist.net/archive/29782>.

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