Werkmeister der Spätgotik. Tagung zur Architektur des 14. bis 16.
Jahrhunderts am 20./21.04 2007, Dompropstei Meißen, Domplatz 7
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Bauprozesse sind durch drei wesentliche Phasen bestimmt: Idee, Entwurf und
Ausführung. An den Schnittstellen ist jeweils der Werkmeister als
Entscheidungsträger beteiligt, so dass ihm im formbildenden Werkprozess
die bedeutendste Stellung zukommt. Die Forschung hat somit berechtigtes
Interesse an Werkmeistern und Werkzuschreibungen. Allerdings standen in
der spätmittelalterlichen Bauwesenhierarchie die Werkmeister hinter den
Baumeistern (Bauverwaltern) zurück; ein Umstand, der sich in einer
verwirrenden Quellenlage widerspiegelt und zu gravierenden
Fehlinterpretationen führt. Das Projekt hat zum Ziel die Position und
Aufgabenbereiche eines spätmittelalterlichen Werkmeisters zu definieren
und WERKMEISTER als kunstwissenschaftliche Kategorie für eine an Quellen
orientierte Forschung nutzbar zu machen.
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Fragen zur Stellung der
Werkmeister in der Bauorganisation, zu ihren Aufgabenbereichen in den
Entwurfs- und Bauprozessen und zur Wandlung ihrer Position in der
Hierarchie der Bauorganisation und in ihrer gesellschaftlichen Stellung.
Die ersten beiden Aspekte zielen vor allem auf die Beschreibung und
Abgrenzung der Kompetenzen und Tätigkeitsbereiche aller wichtigen am Bau
bzw. an den Formbildungsprozessen beteiligten Personen, um auf diesem Weg
architektonische Formen und ihre Qualität zu beurteilen, zuzuweisen und in
eine Form- und Architekturgeschichte einzubinden. Quellen bieten die
Möglichkeit für ein konkretes Bauvorhaben die praktischen Organisations-
und Formbildungsstrukturen im Umfeld der Werkmeister offen zulegen. Im
Forschungskomplex zur Stellung des Werkmeisters in Organisation und
Gesellschaft werden diese punktuellen Ergebnisse mit Erkenntnissen zu
Kommunikations- und Kompetenzstrukturen zwischen Werkmeistern und
Auftraggebern verknüpft, um ideelle Anteile der Werkmeister an den
Bauwerken herausfiltern zu können. Letztlich sind alle
Untersuchungsergebnisse in eine entwicklungsgeschichtliche Betrachtung
einzubinden und zu konstatierende Veränderlichkeiten und Fehlstellen
darzustellen. Auf diesem Wege soll nicht nur die Kontinuität zwischen
hochmittelalterlicher handwerklicher Baukunst und den Verfahrensweisen
frühneuzeitlicher Architekten bewiesen, sondern auch eine spezifische
Methodik zur kunstwissenschaftlichen Bearbeitung spätmittelalterlicher
Architektur entwickelt werden.
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Das Programm:
Freitag, 20. April 2007
10.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Bruno Klein, Dresden
Werkmeister, Handwerksmeister, Baukünstler, Architekt
10.30 Uhr: Werkmeister. Ein methodisches Kernproblem der Spätgotikforschung
Stefan Bürger, Dresden
11.15 Uhr: Die Werkmeister am Bau der Zwickauer Hauptkirche zwischen 1476
und 1565. Vom Hüttenmeister zum Ratssteinmetzen?
Wolfram Günther, Leipzig
12.00 Uhr: Pause
Invention, Imitation und Tradition Zur Qualität werkmeisterlicher Betätigung
13.30 Uhr: Spätgotische Architektur des Domberges – Führung
Günther Donath, Meißen
16.00 Uhr: Stildiskurse, Architekturdiskurse und Relikte Zum Einfluss der
Bildkünste auf mitteleuropäische Baumeister um 1500
Stephan Hoppe, Köln
16.45 Uhr: Die Raumentwürfe des Hans von Burghausen und die Ökonomisierung
des Bauens
Norbert Nußbaum, Köln
Samstag, 21. April 2007
Bestallung, Verdingung, Entlohnung
Werkmeisterliche Anteile im Bauprozess
09.30 Uhr: Wie kamen die Werkmeister an ihre Aufträge bzw. in ihre
Dienststellung - Bewerbungs-, Empfehlungs- und Anforderungsschreiben
Franz Bischoff, Berlin
10.15 Uhr: Reizende Bouwmeester - Der Werkvertrag zwischen den
Kirchenherren von St. Peter zu Leiden und dem Werkmeister Rutger aus Köln
aus dem Jahre 1391
Leonhard Helten, Halle/Saale
11.00 Uhr: Pause
11.30 Uhr: Überlegungen zu den Baumeistern der Familien Ensinger und
Böblinger und ihren Arbeitsverhältnissen
Marc Carel Schurr, Fribourg
12.15 Uhr: Pierre Perrat - Le Masson Maistre de Louraige
Christoph Brachmann, Berlin
13.00 Uhr Pause
Werke und Werkmeisterbiographien
14.00 Uhr: Hinrich Brunsberg und die märkische Backsteinarchitektur des
15. Jahrhunderts
Dirk Schumann, Berlin
14.45 Uhr: Madern Gerthener - Vom Aufstieg einer Reichsstadt zum
Architekturzentrum
Christian Freigang, Frankfurt/Main
15.30 Uhr: Pause
16.00 Uhr: Das Epitaph von Hans von Burghausen
Seine Rolle als Memoria und Werkverzeichnis eines Baumeisters
Peter Kurmann, Fribourg
16.45 Uhr: Abschlussdiskussion
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten.
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Projektleitung Prof. Dr. Bruno Klein / Dr. des. Stefan Bürger
Mit freundlicher Unterstützung der Gerda-Henkel-Stiftung
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Quellennachweis:
CONF: Werkmeister der Spaetgotik (Meissen, 20-21 Apr 07). In: ArtHist.net, 02.04.2007. Letzter Zugriff 22.12.2024. <https://arthist.net/archive/29199>.