TOC 18.03.2007

Wiener Jb. f. Kunstgeschichte 54 (2007)

Friedrich

Kunst, Liturgie und Erotik.
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte: Band. 54 erschienen

Das vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien gemeinsam mit
dem Österreichischen Bundesdenkmalamt herausgegebene „Wiener Jahrbuch für
Kunstgeschichte“ zählt aufgrund seiner Vorläufergründung im Jahre 1856
nicht nur zu den ältesten noch bestehenden Publikationsorganen, sondern
auch zu den renommiertesten. Es wurde nämlich vor kurzem beim
internationalen Ranking geisteswissenschaftlicher Zeitschriften durch die
European Science Foundation in die Katagorie A gereiht. Nach einem Band,
der der Geschichte und den Perspektiven der „Wiener Schule der
Kunstgeschichte“ gewidmet war, versammelt der jetzt präsentierte Band
sieben Aufsätze zu unterschiedlichen Fragestellungen. Dieser Wechsel von
monothematischen und Sammel-Bänden soll das Programm des Jahrbuchs auch in
Zukunft bestimmen. Das „Wiener Jahrbuch“ bietet diesmal einen Querschnitt
durch aktuelle Forschungsansätze. So widmen sich zwei Aufsätze (Boeckl,
Gludovatz) der historischen Selbstreflexion des Mediums Malerei, zwei
weitere (Wibiral, Schwartz) rekonstruieren liturgische und räumliche
Kontexte sakraler Kunst. Die Beiträge stammen von renommierten
internationalen AutorInnen bzw. von jungen KunsthistorikerInnen, die hier
die Ergebnisse ihrer Diplomarbeiten am Wiener Institut für Kunstgeschichte
vorstellen (Gludovatz, Grünwald, Ties). Damit wird eine gute Tradition des
„Jahrbuchs“ fortgeführt, ein Forum u. a. auch für herausragende Leistungen
des Wiener kunsthistorischen ‚Nachwuchses’ zu bieten.

Inhaltsverzeichnis

CHRISTINE M. BOECKL, The Legend of St. Luke the Painter: Eastern and
Western Iconography

In einer weit angelegten Überschau verfolgt Christine M. Boeckl (Bethseda;
U. S. A.) die Wandlungen der Ikonographie des hl. Lukas als Maler, also
der zentralen für die Kunst der Malerei identitätsstiftenden christlichen
Bildprägung. Es entspricht einem Schwerpunkt der Wiener
kunstgeschichtlichen Forschung, dass dabei die westeuropäische Kunst nicht
isoliert, sondern in Konfrontation mit der byzantinischen untersucht wird.

NORBERT WIBIRAL, Altarort und Altarzahl. Bemerkungen zu Aachen, York und
Centula

In der Verbindung von minutiöser Quellenkritik und archäologischen
Befunden zeigt sich Norbert Wibiral (ehemals Landeskonservator von
Oberösterreich) einer anderen Wiener Tradition verpflichtet, nämlich dem
Fruchtbarmachen der historischen Hilfswissenschaften für die
Kunstgeschichte. Die von ihm vorgestellte Rekonstruktion der Altäre in der
Aachener Pfalzkapelle ist ein neuer Beitrag zu einem kontroversen Thema
der Mittelalterforschung.

MICHAEL GRÜNWALD, Das 'Evangeliar von St. Peter' und seine ikonographische
Bedeutung für die Salzburger Buchmalerei des Hochmittelalters

Michael Grünwald (Graphische Sammlung, Stift Göttweig) untersucht erstmals
zusammenfassend ein Hauptwerk der salzburgischen Buchmalerei des 11.
Jahrhunderts, das aus der Benediktinerabtei von St. Peter stammende
Evangeliar (New York, Pierpont Morgan Library, M. 781), wobei er dessen
Gesamtprogramm und die komplexe ikonographische Formulierung einzelner
Darstellungen im Kontext der von St. Emmeram in Regensburg ausgehenden
Reichsklosterreform interpretiert.

FRITHJOF SCHWARTZ, In medio ecclesiae. Giottos Tafelkreuz in Santa Maria
Novella

Frithjof Schwartz (Mainz) gelingt es unter Zuhilfenahme der komplizierten
(Um-) Baugeschichte der Kirche und bisher kaum beachteter Gewölbefresken
den ursprünglichen Standort von Giottos Croce dipinta in Santa Maria
Novella genau zu rekonstruieren; seine Forschungen stehen in Zusammenhang
mit dem großen Giotto-Projekt, das am Wiener Institut von Michael Viktor
Schwarz geleitet wird.

KARIN GLUDOVATZ, Der Name am Rahmen, der Maler im Bild.
Künstlerselbstverständnis und Produktionskommentar in den Signaturen Jan
van Eycks

Ausgehend von einem nur scheinbar ‚marginalen’ Phänomen wie den Signaturen
in den Tafelbildern Jan van Eycks zeigt Karin Gludovatz (Kunsthistorisches
Institut der Freien Universität Berlin; 2007 ausgezeichnet mit dem
Deubner-Preis für aktuelle kunsthistorische Forschung) in subtilen
Analysen, wie der Hauptvertreter der frühniederländischen ‚ars nova’ in
seinen Bildern selbst über das Wesen seiner Kunst und seiner
Künstlerschaft reflektiert.

HANNS-PAUL TIES, Albrecht Altdorfers 'Lot und seine Töchter' und die
Ambivalenz von Erotik und Moral in der Aktmalerei der nordischen Renaissance

Hanns-Paul Ties (Bozen / Wien) macht in seinem Beitrag Altdorfers ‚Lot und
seine Töchter’ im Wiener Kunsthistorischen Museum zum Gegenstand eines eng
geknüpften ‚close reading’‚ das die Frage nach der historischen Rezeption
solcher ambivalenten profanen erotischen Bilder in der frühen Neuzeit
stellt. Gerade der Widerspruch zwischen moralischer Abwehr und sexuellem
Begehren konnte in einem vom ethischen Diskurs distanzierten autonomen
Kunstwerk für ein männliches elitäres Publikum unterhaltsam-satirisch
thematisiert werden.

CHRISTIAN HECHT, Säkularisation und Memoria. Das Grabdenkmal des letzten
Passauer Fürstbischofs Leopold Leonhard Grafen von Thun und Hohenstein auf
dem Kleinseitner Friedhof in Prag

Christian Hecht (Universität Erlangen-Nürnberg) stellt mit dem Grab des
letzten Passauer Fürstbischofs nicht nur ein kaum bekanntes Monument vor,
sondern zeigt auch auf, wie seine Invention auf die schwierige
geschichtliche Situation nach 1806 reagieren mußte.

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Bundesdenkmalamt Wien (Hrsg.); Institut für Kunstgeschichte der
Universität Wien (Hrsg.)
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIV

2007. 240 Seiten, 102 s/w-Abb.
25 x 18 cm
Gb.

EUR 49,00

ISBN 3-205-77557-0
ISBN-13: 978-3-205-77557-7
Lieferbar:
http://www.boehlau.at/main/book.jsp?bookID=3-205-77557-0

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Quellennachweis:
TOC: Wiener Jb. f. Kunstgeschichte 54 (2007). In: ArtHist.net, 18.03.2007. Letzter Zugriff 05.01.2025. <https://arthist.net/archive/29049>.

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