Gewalt und Geschlecht
12. Fachtagung des Arbeitskreises Geschlechtergeschichte der Frühen
Neuzeit (AKGG-FNZ)
2.–4. November 2006
Tagungszentrum Hohenheim
Seit Oktober 1994 trifft sich der Arbeitskreis Geschlechtergeschichte
der Frühen Neuzeit einmal jährlich zu einer Fachtagung in Stuttgart-
Hohenheim. Wir freuen uns, dass wir die Mitglieder des Arbeitskreises
sowie alle fachlich Interessierten nun bereits zur 12. Fachtagung ins
Tagungszentrum der Akademie einladen können.
Inhaltlich werden wir uns diesmal mit einem ganzen Komplex von Fragen
beschäftigen: etwa, ob „politische“ bzw. institutionalisierte Gewalt
tatsächlich geschlechtsneutral ist, in welchem Verhältnis Mikro- und
Makroebenen stehen und welche Rolle geschlechtliche Fremd- und
Selbstzuschreibungen für die Frage nach Legitimität und Illegitimität
spielen. Gewaltpraktiken, Gewaltandrohung, -ausübung und -interpretation
werden insbesondere aus diesen Perspektiven untersucht.
„Gewalt“ umfasste in der Frühen Neuzeit ein sehr viel weiteres
Begriffsfeld als heute. Sie wurde verstanden als Recht und Anspruch,
als legitimes bzw. illegitimes Mittel, als Medium und Ausdruck von Macht
oder Herrschaft, als Zwang oder Rohheit, im physischen und übertragenen
Sinne, aber auch als „Kunst“ und Vermögen. Die Tagung fragt im Spektrum
dieser Bedeutungsvielfalt nach dem Stellenwert der beiden analytischen
Kategorien „Gewalt“ und „Geschlecht“. Sie will Möglichkeiten ausloten,
mit Hilfe dieser „Werkzeuge“ laufende Diskussionen um „Gewalt in der
Frühen Neuzeit“ zu präzisieren.
Die vielfältige Resonanz auf den Call-for-Papers zeigte, dass bei diesem
Thema das interdisziplinäre Interesse besonders groß ist. So freuen wir
uns, dieses Mal vermehrt literaturwissenschaftliche Angebote berücksichtigen
zu können. Einleitend wird ein kunsthistorischer Vortrag die visuellen
Repräsentationen von Gewalt aus geschlechterhistorischer Perspektive
vorstellen. Der Aspekt der bildhaften Symbolisierung wird schließlich
auch in jenen Vorträgen eine Rolle spielen, die sich primär mit „klassischen
“
schriftlichen Quellen auseinandersetzen. Bilder von Gewalt werden offenbar
ebenso häufig wie jene der gesellschaftlichen Ordnungssysteme insbesondere
über geschlechtliche Konnotierungen transportiert und kommuniziert.
Programm
Donnerstag, 2. November 2006
16.30 Uhr
Begrüßung mit Kaffee/Tee
17.00 Uhr
Vorstellungsrunde – Einführung in das Tagungsthema
18.00 Uhr
Abendessen
19.30 Uhr
Gewalt im Blick
Visuelle Kultur, Gewalt und Geschlecht um 1500
(Eröffnungsvortrag)
Dr. Maike Christadler, Basel
Freitag, 3. November 2006
8.00 Uhr
Frühstück
9.00 Uhr
I. Gewalt als Zerstörung und Ermächtigung
Imaginierte Gewalt – imaginative Gewalt?
Zur historischen Epistemologie von Gewalt und Geschlecht in der Frühen
Neuzeit
Dr. Monika Mommertz, Berlin/Zürich
The ethics of duelling and the construction of masculinity in 17th and
18th century Sweden
Christopher Collstedt M.A., Lund
Kaffee/Tee
Grenzen der „Mannszucht“?
Männlichkeit und Gewalt am Beispiel der irregulären Truppen im
Siebenjährigen Krieg
Dr. Marian Füssel, Münster
12.30 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
II Gewalt als Formierung und Disziplinierung
Samt Leibesfrucht im Turm vermodert?
Zum strafrechtlichen Umgang mit schwangeren Täuferinnen
Priv.-Doz. Dr. Marion Kobelt-Groch, Hamburg
Kleiderstreit und Geschlechterstreit
Die Gestalt der Gewalt: Kleiderordnungsdebatten und „Querelle des
femmes“ in der spanischen Aufklärung
Kyra Waldner M.A., Wien
Kaffee/Tee
Prügelknaben
Zur performativen Herstellung von Menschlichkeit / Männlichkeit in
der frühneuzeitlichen Schulausbildung
Dr. Anita Traninger, Berlin
18.00 Uhr
Abendessen
19.30 Uhr
Quo vadis frühneuzeitliche Geschlechtergeschichte?
Round Table
Auf dem Podium
Prof. Dr. Friederike Hassauer, Universität Wien
Prof. Dr. Claudia Opitz, Universität Basel
Dr. Gudrun Piller Gysin, Historisches Museum Basel
Prof. Dr. Heide Wunder, Universität Kassel
Ursula Schlude M.A., Historikerin/Fernsehautorin, Berlin
Leitung
Priv.-Doz. Dr. Maren Lorenz, Hamburg
Samstag, 4. November 2006
8.00 Uhr
Frühstück
9.00 Uhr
III Gewalt als Diskurs / im Diskurs
Indische Witwenverbrennungen im Spiegel europäischer
Reiseberichte
Dr. Antje Flüchter, Münster
Rhetorik und Ästhetik der Gewalt in einem katalanischen
Frauenspiegel des 15. Jahrhunderts
Priv.-Doz. Dr. Wolfram Aichinger, Wien
Kaffee/Tee
Zwischen Züchtigungsrecht und Misshandlung –
Wie viel Gewalt braucht der Hausfrieden?
Dr. Inken Schmidt-Voges, Osnabrück
Schlussdiskussion
12.30 Uhr
Mittagessen – Tagungsende
Tagungsleitung
Dieter R. Bauer, Stuttgart
Prof. Dr. Andrea Griesebner, Wien
Priv.-Doz. Dr. Maren Lorenz, Hamburg
Dr. Monika Mommertz, Berlin
Prof. Dr. Claudia Opitz-Belakhal, Basel
Zur Teilnahme
Tagungskosten
bei Übernachtung im EZ 104,00 €
bei Übernachtung im DZ 94,00 €
Studierende und Arbeitslose (nur DZ) 72,00 €
ohne Übernachtung und Frühstück 51,00 €
Studierende und Arbeitslose 41,00 €
Anmeldung und Rückfragen
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
– Geschäftsstelle –
Im Schellenkönig 61, 70184 Stuttgart
Referatsassistenz Geschichte: Kerstin Hopfensitz M.A.
Tel: +49 711 1640-752; Fax: +49 711 1640-852
E-Mail: Hopfensitzakademie-rs.de
Die Anmeldung zur Tagung erbitten wir schriftlich
(Karte, Fax, E-Mail) mit genauen Angaben bzgl. Name, Adresse
und gewünschten Leistungen bis spätestens zum 16. Oktober 2006.
Bitte kommen Sie nicht unangemeldet zur Tagung! Bei Rücktritt
von der Anmeldung zwischen 25. und 31. Oktober 2006 (Eingangsdatum)
stellen wir Ihnen die halben Kosten in Rechnung, danach bzw. bei
Fernbleiben die Gesamtkosten.
Tagungshaus und Anreise
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
– Tagungszentrum Hohenheim –
Paracelsusstraße 91, 70599 Stuttgart
Tel: +49 711 451034-600; Fax: +49 711 451034-898
Das Tagungszentrum liegt in der Nähe der Universität Hohenheim. Von
Stuttgart Hbf aus erreichbar mit der Stadtbahn (U5, U6) bis
Möhringen, von dort Stadtbahn (U3) bis Plieningen (Endstation). Bei
Anreise mit der S-Bahn aus Richtung Süden kann schon in Stuttgart-
Vaihingen in die U 3 gewechselt werden. Von der Endstation sind es
noch etwa 300 Meter – zunächst weiter in Fahrtrichtung, im
Kreuzungsbereich (Kreisverkehr) die Hauptstraße überqueren, dann
unmittelbar rechts in die Paracelsusstraße.
AutofahrerInnen, die über die Autobahn A 8 anreisen, verlassen die
Autobahn bei der Ausfahrt „Flughafen“ in Richtung Plieningen. Sie
bleiben auf der Hauptstraße durch Plieningen bis zum Kreisverkehr an
der „Wirtschaft Garbe“ mit der Abzweigung „Universität Hohenheim“.
Dort scharf rechts in die Paracelsusstraße abbiegen.
Vom Flughafen Stuttgart zum Tagungshaus benötigen Sie ca. 15
Auto-Minuten.
Reference:
CONF: Gewalt und Geschlecht (Hohenheim 2.-4.11.2006). In: ArtHist.net, Jul 9, 2006 (accessed Jul 4, 2025), <https://arthist.net/archive/28407>.