[English version see below]
NOW Das Jetzt der Erkennbarkeit.
Orte Walter Benjamins in Kultur, Kunst und Wissenschaft
Eine Veranstaltung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in
Kooperation mit dem Archiv der Akademie der Künste, dem Kino Arsenal, dem
Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart und der Staatsoper Unter den Linden
Berlin, 17.-22.10.2006
Konzeption und Organisation: Prof. Dr. Sigrid Weigel und Dr. Sabine Flach.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Die Homepage des Festivals informiert Sie ausführlich über den aktuellen
Stand des Programms:
http://www.benjamin-festival-berlin.de/
Dort haben Sie auch die Möglichkeit, unseren Newsletter zu abonnieren:
http://www.benjamin-festival-berlin.de/german/newsletter.htm
Hier möchten wir Ihnen nur kurz die verschiedenen Programmteile vorstellen:
1) Zur Konzeption des Festivals
2) Filmprogramm
3) Kunst
5) Lectures
6) Musiktheater
7) Performance
8) Szenische Lesung
9) Tagung
1) Zur Konzeption des Festivals
Jede Generation und jede Kultur scheint sich ihren Benjamin aufs Neue
anzueignen. Trotz der bestehenden Fülle an Werken, die seinem Denken
gewidmet sind, zieht die Auseinandersetzung mit dem deutsch-jüdischen
Kulturphilosophen immer weitere Kreise. Durch Übersetzungen in andere
Sprachen und Übertragungen in andere Ausdrucksformen und Medien erweitert
sich ständig der Kreis derjenigen, die Walter Benjamins Überlegungen als
Grundlage ihres eigenen Denken setzen. Ausgangspunkt des Festivals ist die
Beobachtung, dass Benjamins Schriften oftmals auf Fragen zu antworten
scheinen, die zu formulieren uns überhaupt erst angesichts von gegenwärtig
drängenden Herausforderungen möglich ist. Aktuelle Themen, für die Benjamins
Denken jenseits der Grenzen einzelner Gebiete, Nationen und Disziplinen
heute bedeutsam ist:
die Perspektiven europäischer Kultur im Horizont globaler Entwicklungen,
die Bedeutung der Religion(en), die Kritik der Gewalt und die
internationalen Verhandlungen über 'Gerechtigkeit',
das Auseinanderdriften von Naturwissenschaften und Kunst/Kultur,
die Entwicklung einer globalen Medienkultur.
2) Film (Kino Arsenal)
Leitfaden der von den Freunden der Deutschen Kinemathek/ Kino Arsenal
konzipierten Veranstaltung soll sein, nicht ÜBER, sondern MIT Benjamin zu
arbeiten. Der gewählte Zugang ist ein prozeßhafter, ganz im Sinne jener
durch Film möglich gewordenen "abenteuerlichen Reisen", von denen Benjamin
im Kunstwerk-Aufsatz spricht. Es werden auf drei verschiedenen Ebenen
Arbeiten MIT Benjamin initiiert: dem Kuratieren, dem Filmemachen/
Produzieren und dem wissenschaftlichen Arbeiten.
3) Kunst (Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart)
Die Ausstellung untersucht in einem experimentellen Rahmen das Verhältnis
von Text und Bild bzw. die Idee, Text als Bild wahrzunehmen. Vertreten sind
Arbeiten von Günter Karl Bose, Marcel Broodthaers, Tomas Schmit, Eran Scherf
und Arnold Dreyblatt. Weiterhin werden Werke aus den Sammlungen gezeigt, die
sich mit dem hier angeschlagenen Thema auseinandersetzen, u.a. von Lawrence
Weiner, Heimo Zobernik und Joseph Beuys.
4) Archivausstellung (Akademie der Künste)
Bilder, Texte und Zeichen Walter Benjamins Archive
Ausstellung des Walter Benjamin Archivs in der Akademie der Künste, Berlin
2. Oktober 19. November 2006.
Benjamins Werk ist ein Reservoir von Texten, Kommentaren, Elementen des
Alltags, der Kunst und des Traums. Techniken des Sammelns und Archivierens
prägten die Arbeitsweise des Schriftstellers. Die Ausstellung zeigt
Benjamins Archive: Notizhefte, in denen jeder Zentimeter genutzt scheint;
Register, Verzeichnisse und Karteien, die zugleich akribisch und kreativ
geführt sind; Schemata und Übertragungszeichen, die Farbe und Form
kombinieren und die Organisation des Wissens ermöglichen; die
Ansichtskartensammlung des passioniert Reisenden; kommentierte Foto-Serien;
eine Sammlung früher Worte und Sätze seines Sohnes Stefan. Es ist eine
Hinterlassenschaft zu entdecken, die von der Leidenschaft des Archivierens
zeugt. Es gilt Benjamins Motto: "Ich habe nichts zu sagen. Nur zu zeigen."
5) Lectures (BBAW, Staatsoper)
Künstler, Architekten und Wissenschaftler, deren Schaffen in ideeller Weise
an Walter Benjamin anzuknüpfen ist, präsentieren ihre Arbeiten in vier
Schwerpunkten:
1. Die Geschichte wandert in den Schauplatz: Thomas Struth (Fotograf), Yona
Friedman (Architekt und Architekturtheoretiker), Jochen Gerz (Künstler),
2. Bildwelten, welche im Kleinsten wohnen: Nan Hoover (Künstlerin), Robin
Rhode (Künstler),
3. Benjamins Jetztzeit: Georges Didi-Huberman (Kunstwissenschaftler),
Stéphane Mosès (Literatur- und Kulturwissenschaftler), Giorgio Agamben
(Philosoph),
4. Laboratories of Art's Knowledge: Catherine Wagner (Künstlerin), Suzanne
Anker (Künstlerin).
In einer Sonderveranstaltung präsentiert der Künstler Dani Karavan sein
Konzept der Walter Benjamin-Gedenkstätte in Port Bou, Spanien.
6) Musiktheater (Museum für Kommunikation)
Die Performance des kalliope.ra-Teams (Regie/ Konzeption: Elena Tzavara,
Musikalische Leitung/ Einstudierung: Frank Markowitsch) im Museum für
Kommunikation umfaßt Claudio Monteverdis Liebesmadrigalen aus dem 8.
Madrigalbuch und sein Musiktheater "Il Combattimento di Tancredi e
Clorinda": Der Erzähler dieses Stückes wird zu einem Moderator unserer Zeit;
Tancredi und Clorinda bewegen sich choreographisch zu den Aktionen, von
denen der Moderator berichtet und die nur auf einer Projektion sichtbar
werden. Die Live-Kriegsberichterstattung wird durch eine
Live-Videoinstallation verstärkt, in der in poetischer Weise aktuelle Bezüge
angedeutet werden. Abgerundet wird der Abend durch die Sestina Monteverdis
und dem 8-stimmigen Chor "Lied gegen den Krieg" von Hanns Eisler (Text:
Bertolt Brecht).
6) Performances (Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart)
Drei herausragende Motive des Benjaminschen Denkens sollen im
Performance-Programm "Resonanz" aufgegriffen werden: die Stimme, das
Flanieren und der Leib- und Bildraum. Zum Motiv der Stimme ist Chris Mann
eingeladen worden: Bei ihm stehen der rhythmisch-musikalische Umgang mit
Sprache, die Untersuchung ihrer klanglichen Aspekte und Fragen der
Linguistik und Sprachphilosophie im Zentrum. Daniel Ott setzt das Motiv des
Flanierens um: Musiker bewegen sich nach seiner Partitur durch die Räume des
Museums und bringen diese mit ihren Instrumenten zum Klingen. Das Motiv des
Leib- und Bildraums wird von der japanischen Künstlerin Mariko Mori in
Zusammenarbeit mit dem Komponisten Ken Ikeda gestaltet. Für das Programm
werden die beiden Künstler eine Live-Performance entwickeln, die auf der
Grundlage der japanischen Jomon-Kultur das Verhältnis von Körper und Raum
darstellt.
7) Szenische Lesung (BBAW)
Der amerikanische Schriftsteller und Chemiker Carl Djerassi präsentiert eine
szenische Lesung unter dem Titel "Jews on Parnassus". In einem fiktiven
posthumen Dialog treten die vier Protagonisten Walter Benjamin, Theodor
Adorno, Gershom Scholem und Arnold Schoenberg auf. Als Verbindung fungiert
das durch den Künstler Paul Klee geschaffene Bildnis des Angelus Novus. Der
dramatische Höhepunkt entwickelt sich aus dem Inhalt von Benjamins Koffer,
der bei seinem Tod als verschwunden galt. Der psychologische Konflikt liegt
in der Frage, welche unterschiedliche Bedeutung das Judentum für die vier
Protagonisten hatte.
8) Tagung
http://www.benjamin-festival-berlin.de/german/tagung.htm
Die wissenschaftliche Tagung umfasst 6 Plenarvorträge und 12 Sektionen.
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
Sektionen/Betreuer:
1. Archiv und Edition (Erdmut Wizisla, AdK Berlin/ Martin Treml, ZfL)
2. "Revueformen der Philosophie" - jenseits der Systeme (Ashraf Noor,
Jerusalem/ Erik Porath, ZfL)
3. Profane Erleuchtungen / Illuminations (Willem van Reijen, Utrecht/
Karlheinz Barck, ZfL)
4. Dialektik der Säkularisierung (Uwe Steiner, Houston/ Daniel Weidner, ZfL)
5. Das Optisch-Unbewußte - Mediengeschichtliche Konstellationen (Mike
Jennings, Princeton/ Inge Münz-Koenen, ZfL)
6. Benjamins Topographien - Orte, Nicht-Orte (Bernd Witte, Düsseldorf/
Franziska Thun-Hohenstein, ZfL)
7. Benjamin on/in translation - Differenzen und Ungleichzeitigkeiten
(Willi Bolle, Sao Paulo/ Yuji Nawata, Tokio/ Robert Stockhammer, ZfL)
8. "Premier critique de la littérature allemande" - Benjamin als
Philologe und Praeceptor (Alexander Honold, Basel / Justus Fetscher, ZfL)
9. Akustische Figuren: Stimmen und Geräusche (Bettine Menke, Erfurt/ Uwe
Wirth, ZfL)
10. Das natürliche und das übernatürliche Leben - Benjamins Konzept des
bloßen Lebens (Eric Santner, Chicago/ Sigrid Weigel, ZfL)
11. "Durchdringung von Kunst und Wissenschaft" (Peter Weibel, ZKM
Karlsruhe/ Sabine Flach, ZfL)
12. Benjamins Kommunismus: Der Linksintellektuelle und die Sowjetunion
(Chryssoula Kambas, Osnabrück/ Ernst Müller, ZfL)
Fragen und Informationen: infobenjamin-festival-berlin.de
--------------------------------------------------------------------
JETZT - The Now of Recognizability
Sites of Engagment: Walter Benjamin in the history of culture, the arts and
sciences
A festival, Berlin, Oct. 17-22, 2006
organized by the Zentrum für Literaturforschung Concept and organisation:
Prof. Dr. Sigrid Weigel and Dr. Sabine Flach
in cooperation with the Stiftung Archiv der Akademie der Künste, the Museum
für Gegenwart - Hamburger Bahnhof, the Staatsoper Unter den Linden, the
movie theater Arsenal and for the Performance Programme in cooperation with
the Freunde Guter Musik. Currently, there seems to be shift in the
perception of Benjamin, moving from theoretical readings to creative
appropriations. More and more artists, cinemamakers, architects, composers
and curators are drawing on Bejaminian figures of thoughts and images. In
his texts, they find answers to questions that are of renewed interest:
€ the meaning of religion(s)
€ the critique of violence
€ the relationship between the humanities and science
€ the development of a global media culture
€ the specificity of European culture in a globalised world
The festival will present (i) international artists, architects, and
intellectuals, (ii) exhibitions, a cinema programme, an opera and
performances, and (iii) an international conference.
The festival is funded by the Kulturstiftung des Bundes.
Quellennachweis:
CONF: Internationales Benjamin-Festival (Berlin, 17-22 Oct 06). In: ArtHist.net, 23.06.2006. Letzter Zugriff 05.06.2025. <https://arthist.net/archive/28357>.