CFP Jun 17, 2006

Imagination, Repräsentation & das Neue (Berlin, 1-3 Feb 07)

Christiane Kruse

CALL FOR PAPERS

Imagination, Repräsentation und das Neue.
Zur Imaginations- und Technikgeschichte frühneuzeitlicher Bilder

1.-3.2.2007

Berlin, Humboldt-Universität

Im Zentrum der Tagung steht die Relationen einer frühneuzeitlichen
Imaginations- und Technikgeschichte des Bildes im Kontext der neuartigen,
sich verändernden Repräsentationsformen. Entlang der systematisch wie
historisch-spezifisch zu erarbeitenden Fragestellungen soll erörtert
werden, wie Imagination als die kreative Potenz des Geistes schlechthin
über die Erfindung oder Modifizierung von bildgebenden Verfahren und
Techniken auf die Repräsentationsformen einwirkt und somit die
Bildkulturen einer Epoche gestaltet und verändert. Dies betrifft
Darstellungsmodi sowohl konventioneller Art (wie das Zeichnen, Malen,
Skulptieren) als auch innovativen Charakters (wie das Drucken, die
Ingenieurskunst, Visualisierungstechniken der Optik etc.).
Frühneuzeitliche Philosophen, Theologen, Künstler, Ingenieure und
Literaten leiteten aus dem Hirnmodell der tres cellulae (imaginatio,
logica, memoria), das bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts auch für die
Anatomie verbindlich war, die außerordentliche Bedeutung der Imagination
für alle Teilbereiche gesellschaftlicher und kultureller Prozesse ab. Der
Imagination wurde ein vorausschauendes, planendes und schöpferisches
Vermögen des Intellekts sowie eine dynamische, modellierende und
modifizierende Geisteskraft zugeschrieben. Die Imagination wurde als eine
verändernde, gestaltende Energie betrachtet, als eine Triebfeder jeder
Invention und des Handelns, die zielorientiert arbeitet und nach
Perfektion strebt. Im beweglichen Fluss der Gedanken entfaltete der
imaginative Prozess unendliche Spielräume für Ideen und Gestalten. Der
geistige Entwurf, den die Imagination verfasst, fand sein Ziel in der
Realisierung neuartiger und stets komplexer werdender
Repräsentationsformen und Artefakte, sei es in Form eines Deckenfreskos
oder eines Capriccios, eines Automatens, eines Fluggeräts, der
Kartographie oder anderer sich bildlich ausformulierender Strategien von
politischer, religiöser oder weitergehender gesellschaftlicher Bedeutung.
Die Erfindung neuer bildlicher Repräsentationsformen setzte in
konsequenter Weise die Erfindung neuer (Bild)Techniken und
Verfahrensweisen voraus, derer sie zu ihrer Realisierung bedurfte.
Imagination ist daher der grundlegende Ausgangspunkt für jede Überlegung,
die sich mit der Relation von Kulturtechnik und Repräsentation bzw. mit
Repräsentation als Kulturtechnik befasst. Imagination, Repräsentation und
Innovation bilden eine Triade, deren kulturschaffende Bedeutung in
Hinsicht auf eine frühneuzeitliche Bildkultur anhand der folgenden
Fragestellungen betrachtet werden kann:

- Wie wirkt die Imagination über die Erfindung und Modifikation von
bildgebenden Instrumenten und Verfahrensweisen auf die Repräsentation ein?
In welchem Zusammenhang stehen Imagination und Repräsentation hinsichtlich
der verwendeten Techniken, Materialien, Bildqualitäten?
- Welche Funktion und welchen Stellenwert haben die Erfindung und
Modifizierung von spezifischen Verfahrensweisen und Techniken der
Bilderzeugung für die kulturelle Hierarchie der Bilder und Artefakte?
Welche Erfindungen und Bildprodukte werden als besonders zukunftsweisend
und fortschrittlich erachtet? Welche Repräsentationsformen werden als
veraltet angesehen und ausgesondert?
- Auf welche Art und Weise greifen Imagination und Repräsentation
ineinander, um beispielsweise Veränderungen im Welt- und Kosmosbild der
frühen Neuzeit vorzubereiten oder auch zu verhindern.
- Vor welchen Innovationen wird gewarnt: Wer stellt sich mit welchen
Argumenten gegen die Erfindung von neuen Kulturtechniken und
Repräsentationsformen?
- Welcher intellektueller Voraussetzungen bedarf es, um die komplexer
werdenden Bildformen wahrzunehmen und zu verstehen?
- An welchen technischen Parametern scheitern Innovationsentwürfe: Was
lässt sich nicht realisieren?

Exposées für 20-minütige Referate (1/2 –1 Seite) werden bis zum 30.
September 2006 erbeten an:
kruse.christianet-online.de
pablo.schneiderrz.hu-berlin.de
oder per Post an: Pablo Schneider: Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik,
Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, D-10099 Berlin
Tagungsleitung: Prof. Dr. Horst Bredekamp, Humboldt-Universität zu Berlin
PD Dr. Christiane Kruse, Philipps-Universität Marburg
Pablo Schneider, Humboldt-Universität zu Berlin

Reference:
CFP: Imagination, Repräsentation & das Neue (Berlin, 1-3 Feb 07). In: ArtHist.net, Jun 17, 2006 (accessed Jul 5, 2025), <https://arthist.net/archive/28328>.

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