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ACT LOCAL!
Perspektiven für entleerte ländliche Räume
Tagung am 20. + 21. Mai 2006 in Baruth/Mark
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Veranstalter: Stadt Baruth/Mark
Idee und Realisation: I-KU, Institut zur Entwicklung des ländlichen
Kulturraums, Baruth/Mark

Als Ende der 90er Jahre in namhaften deutschen Tageszeitungen Artikel
erschienen, in denen von einer ”Rückkehr der Wölfe” nach Brandenburg und
Mecklenburg-Vorpommern die Rede war, wurde der Einbruch der Wildnis in
unsere durch und durch gezähmten Landschaften noch eher als Kuriosum
abgetan. Inzwischen hat sich die Einschätzung der Lage grundlegend
gewandelt. Von Wölfen spricht heute keiner mehr. Der Einbruch des
”Anderen”, des Fremden und Ungewohnten in die vertrauten Strukturen
gesellschaftlicher Räume wird mit Begriffen markiert, die Verlust anzeigen
und ein Nicht-mehr markieren: Entleerung, De-Ökonomisierung und
Entsiedelung sind die geläufigen Vokabeln in zeitgenössischen Diskursen,
die vor dem Hintergrund von Globalisierungsprozessen, wachsender
Arbeitslosigkeit und demografischen Verschiebungen einen tiefgreifenden
gesellschaftlichen, sozialen und ökonomischen Wandel konstatieren. Mehr
oder weniger unvorbereitet stehen wir grundlegenden Veränderungen der
Arbeits- und Lebensverhältnisse gegenüber, die mit Habermas’ Begriff des
”Strukturwandels” nur mehr unzureichend charakterisiert werden können.
Eher schon handelt es sich um einen Strukturbruch, denn die ökonomischen,
politischen und sozialen Gewissheiten des Industriezeitalters verlieren
rapide an Relevanz. Sichere und langfristige Arbeitsverträge, Absicherung
der sozialen Systeme, eine funktionierende Infrastruktur sind in den
ländlichen Regionen bereits heute zum Teil nicht mehr gewährleistet; die
vielbeschworene Entleerung von Räumen ist längst nicht mehr bloß
apokalyptisches Zukunftsszenario, sondern in der Entsiedelung ganzer
Landstriche unmittelbar erleb- und erfahrbar. Während diese Entwicklungen
im Bereich der Urbanismusforschung unter dem Stichwort ”schrumpfende
Städte” in den vergangenen Jahren auf breiter Ebene diskutiert wurden und
durch entsprechende Ausstellungen und Publikationen auch beim
Nicht-Fachpublikum inzwischen ein Problembewusststein vorhanden ist,
geraten die Konsequenzen für ländliche Räume erst langsam in den Blick
(die hierarchisierende Logik von Zentrum und Peripherie scheint auch in
diesem Fall zu wirken). Eine Art Schockstarre angesichts der
erdrutschartigen Veränderungen in den letzten 15 Jahren scheint ein
kreatives Nachdenken über neue Strukturen, sich verändernde
gesellschaftliche Bedingungen und mögliche – neue? – Zielsetzungen zu
beeinträchtigen.

Hier setzt die Tagung ACT LOCAL! an. Den Begriff des ”entleerten Raums”
kritisch in Frage stellend, sollen Möglichkeiten zu einer Neu- oder
Umbesetzung von Räumen angedacht und diskutiert werden. Von einem je
besonderen, der jeweiligen Disziplin verpflichteten theoretischen Rahmen
ausgehend, reflektieren Fachleute aus den Bereichen Kulturwissenschaft,
Architekturgeschichte, Landschaftsplanung, Soziologie und Kunst die
Entwicklungen der letzten Jahre und zeigen mögliche Perspektiven und
kreative Handlungsmodelle auf. Wie kann mit den veränderten
Voraussetzungen umgegangen werden und wie lassen sich die aus ökonomischen
Verwertungszyklen herausfallenden Räume jenseits des Begriffs der
”Entleerung” positiv beschreiben? Welche Potenziale eröffnen die
dergestalt ”frei” werdenden Räume jenseits der üblichen Raumordnungs- und
Bebauungspläne und auf welche Weise lassen sich daraus etwaige
Handlungsmodelle entwerfen? Welche Rolle spielt der Rekurs aufs Lokale im
Zeitalter der Globalisierung? Diese und verwandte Fragen werden unter
Bezugnahme auf die brandenburgische Kleinstadt Baruth erörtert, die für
die Tagung als Modellfall funktioniert. So können am konkreten Beispiel
theoretische Annahmen überprüft und mögliche Handlungsszenarien entworfen
werden. Außerdem soll die Einbeziehung von AkteurInnen vor Ort die Chance
eröffnen, die zu entwickelnden kulturellen Strategien immer wieder an den
lokalen Bedingungen und Anforderungen zu überprüfen.
Ein besonderes Interesse der Tagung gilt der Rolle der Kreativen in diesem
Bereich. Ausgehend von der Beobachtung, dass der kulturelle Sektor in den
letzten Jahren zunehmend Bedeutung als Experimentierfeld heutigen Lebens
und Wirtschaftens erhält und KünstlerInnen / Kulturschaffende plötzlich
als role models für eine krisengeplagte Wirtschaft und einen finanziell
ausgetrockneten öffentlichen Verwaltungsapparat herangezogen werden, ist
zu fragen, was dieser Statuswandel von Kreativen im Kontext der
neoliberalen Kulturökonomien bedeutet. Künstler als Heilsbringer? Dabei
sollen die Ambivalenzen zwischen Prekarisierung von Arbeit und
künstlerischer Selbstständigkeit, zwischen Selbstverwirklichung und
(Selbst-)Ausbeutung kritisch diskutiert werden.

Die Tagung wird unterstützt durch:
- Kulturland Brandenburg 2006 | Baukultur
- Brandenburgische Sparkassen
- Stadt Baruth/Mark

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ACT LOCAL! Perspektiven für entleerte ländliche Räume
Programm
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Veranstaltungsort:
Schulzentrum Baruther Urstromtal
Waldweg 1
15837 Baruth/Mark

Anreise:
Mit dem Auto: Ab Berlin Autobahn Richtung Dresden, bis Abfahrt Baruth,
dann B96 bis Baruth (Umleitung über Dornswalde, Glashütte und Klasdorf bis
Baruth folgen).
Mit dem Zug: Ab Berlin Friedrichstraße oder Ostbahnhof stündlich mit dem
Regionalexpress. Abfahrtszeit: 8.37 Uhr ab Friedrichstraße bzw. 8.47 Uhr
ab Ostbahnhof

Anmeldung bis zum 15. Mai bei Dr. Anja Osswald erbeten anjaosweb.de oder
Horst Heinisch, Tel. 033704/65 505
Keine Tagungsgebühr. Spenden willkommen.
Für Verpflegung wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben.

Kinderbetreuung frei (für Kinder ab 4 Jahre). Bitte vorher anmelden.

Weitere Informationen (Karte Baruth + Veranstaltungsort) unter www.i-ku.net

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Samstag, den 20. Mai 2006
Programm:

10.15 Uhr
Grußwort des Bürgermeisters von Baruth, Peter Ilk

10.30 Uhr
Einführung / Anja Osswald, Karsten Wittke

11.00 Uhr
Von Pionieren, Paten und Problemen der Kulturlandschaft – ÜberLeben in der
Provinz / Thies Schröder

11.30 Uhr
”Please enter!” – Theater als Landschaftsmodell / Stefanie Krebs

12.00 Uhr
Diskussion

12.30 – 13.30 Uhr
Mittagspause

13.30 Uhr
”Regionalexpress”. Rurbanismus oder Leben im postruralen Raum am Beispiel
Österreich / Kai Vöckler

14.00 Uhr
Projektkunst von Ort – aktuelle Kunst zwischen Umweltgestaltung und
Kommunikationsmanagement / Claudia Büttner

14.30 Uhr
Diskussion

15.00-15.30 Uhr
Kaffeepause

15.30 Uhr
Disparität als Chance: Machbare Utopien? / Wolfgang Kil

16.00 Uhr
Diskussion

16.45 – 17.00 Uhr
Vorstellung der ”Bibliobox” / Wapke Feenstra von myvillages.org

Im Anschluss: Führung durch Baruth

Abendessen

19.30 Uhr
Video-Kino ”LANDSCHAFFEN”
Videofilme zum Thema Landschaft/Kulturlandschaft der Klasse Medienkunst /
Prof. Maria Vedder / Universität der Künste Berlin.
Einführung: Anja Osswald

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Sonntag, den 21. Mai 2006

10.00 – 12.00 Uhr
Workshop Real-Modell Baruth/Mark
”Think Tank” mit TeilnehmerInnen der Tagung, lokalen Akteuren, regionaler
Politik und regionaler Wirtschaft

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Kulturland Brandenburg 2006 wird gefördert durch das Ministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie das Ministerium für Infrastruktur
und Raumordnung des Landes Brandenburg.
Mit freundlicher Unterstützung der brandenburgischen Sparkassen gemeinsam
mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Brandenburg.