TAGUNG
Prostitution - Tauschhandel zwischen Körper und Zeichen
17. bis 18. März 2006
Tagung des Graduiertenkollegs
„Geschlecht als Wissenskategorie“
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
Raum 3075
Prostitutionsforschung war bis in die 1980er Jahre vornehmlich
Devianzforschung. Durch die feministischen Diskussionen der 70er Jahre, in
denen Prostituierte zumeist als Opfer gesellschaftlicher Verhältnisse
dargestellt wurden, sowie durch die gleichzeitig stattfindende sexuelle
Liberalisierung hat sich jedoch ein Perspektivwechsel in der Forschung
ergeben.
Während es vorher darum ging, Devianzen zu untersuchen - etwa indem der
Körper der Prostituierten vermessen wurde, um auf diese Weise die Ursache
für die Wahl der Erwerbsquelle herauszufinden, oder Freier nur
pathologisierend betrachtet werden konnten - gilt es heute, die
vielfältigen Wissensformationen über Sexualität und ihre Verwobenheit mit
ihrer kommerziellen Ausprägung, der Prostitution, zu ergründen. Auch der
Streit, ob kommerzielle Sexualität nun 'gut' oder 'schlecht' sei, ist in
den Hintergrund getreten. Vielmehr konzentriert sich die Forschung darauf,
Prostitution als gesellschaftliches Phänomen zu begreifen. Dadurch wird
das bestehende Wissen über Geschlecht zum einen praktiziert und zum
anderen wird Wissen hergestellt, dass dann wiederum in andere
gesellschaftliche Bereiche zurückfließt. Prostitution wird so zum
integralen Bestandteil der gesellschaftlichen Produktion und Aneignung von
Wissen über Geschlecht und Sexualität.
Die Tagung ist dem Austausch und der Präsentation aktueller
Forschungsarbeiten aus unterschiedlichen Disziplinen und verschiedenen
europäischen Ländern gewidmet: der Kulturwissenschaft, Soziologie,
Politologie, Kunstgeschichte, den Geschichtswissenschaften, der
Germanistik und den Gender Studien. Die Tagungssprache ist deutsch. Eine
separate Anmeldung ist nicht erforderlich.
PROGRAMM:
Freitag 17.03.2006
10:00: Begrüßung
Eröffnungsvortrag:
Prof. Dr. Christina von Braun: „Das Geld und die Prostitution“
11:30 – 13:00: Prostitution in politischen Diskursen
Prof. Dr. Birgit Sauer: „Der lange Weg zur Sexarbeit.
Prostitutionspolitiken im Vergleich“
Susanne Dodillet: „Kulturschock Prostitution: Eine Analyse deutscher und
schwedischer Prostitutionsdebatten der 1990er Jahre und ihrer Geschichte“
14:30 – 16:00: Sexualwissenschaftliche und politische Diskurse zur
Prostitution in Polen
Prof. Dr. Bozena Choluj: „Kann man eine Prostituierte überhaupt
vergewaltigen?“ – Zum Prostitutionsdiskurs in Polen
Dr. habil Dorothea Dornhof: „Prostitution als wissenschaftliche Tatsache:
Einschreibungen, kulturelle Markierungen und Verkehrungen“
16:30 – 18:00: Männlichkeiten in der Prostitution
Dr. Sabine Grenz: „Jeder Besuch bei einer Prostituierten eine
Vergewaltigung? Spannungen in kulturellen Konstruktionen von Sexualität
bei Feministinnen
Martin Lücke: „'Erst Ekel, dann Gleichgültigkeit'. Sexuelles Erleben und
sexuelle Identität männlicher Prostituierter in der Weimarer Republik“
Samstag 18.03.2006
10:00 – 11:30: Prostitution und Menschenhandel
Dr. Petra de Vries: „Prostitutes and white slaves. The Dutch and Jewish
fight against woman trafficking 1900- 1920“
Loretta Ihme: „Zur Erfindung des Frauenhandels: Feldspezifische Semantiken
in der Arbeit spezialisierter Beratungsstellen und ihren
Kooperationspartnern“
11:45 – 13:15: Räume der Prostitution
Prof. Dr. Martina Löw: „Blickfänge. Räumlich-geschlechtliche
Inszenierungen am Beispiel der Prostitution“
Romana Filzmoser: „Partie nach Berliner Art. Die geschlechtliche
Konnotierung liederlicher Räume um 1800“
14:30 – 15:15: Prostitution in Kunst und Literatur
Nicola Behrmann: „Sucht. Abgründiger Körper. Die Prostituierte als Medium
in der Literarischen Moderne“
15:30: Abschlussvortrag
Dr. Bettina Mathes: „Von der Prostitution lernen? Neue Perspektiven auf
die Psychoanalyse“
Abendprogramm
19:00 – 21:00: Birgit Michaelis: Führung zur Geschichte der Prostitution
in Berlin. „Von Tauentzien Girls, Bordsteinschwalben und kunstseidenen
Mädchen – Prostitution in Berlin“
Treffpunkt: KaDeWe, U-Bahnhof Wittenbergplatz
Voranmeldung erforderlich.
Bitte schreiben Sie eine E-Mail (über das Kontaktformular).
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Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“
Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Raum 3075
Kontakt
Viola Beckmann
Humboldt-Universität zu Berlin
Kulturwissenschaftliches Seminar
Koordinatorin Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“
Sophienstr. 22a, 10178 Berlin
Tel: 030 2093-8248 oder -8237, Fax: 030 2093-8258
E-Mail (über das Kontaktformular)
Webseite: http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/prostitution/index.php
Organisation / Nachfragen
Sabine Grenz, Tel.: 030 2093-4776
E-Mail: sabine.grenzgender.hu-berlin.de
Martin Lücke
E-Mail: tagungmartinluecke.de
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Quellennachweis:
CONF: Prostitution - Koerper und Zeichen (Berlin, 17-18 Mar 06). In: ArtHist.net, 06.02.2006. Letzter Zugriff 01.05.2024. <https://arthist.net/archive/27929>.