IFK_Akademie 2006
13.-19. August 2006
(Bewerbungsfrist: 6. Maerz 2006)
Rahmenthema: A SENSE OF PLACE - ZUR RAEUMLICHKEIT VON KULTUR
Die historischen und sozialen Dimensionen von Kulturen lassen sich auch als
ihre zeitlichen und raeumlichen Artikulationen lesen. Das ueberlieferte Erbe
und die aktuell realisierten Erscheinungen einer Kultur werden nicht nur an
raeumliche Verhaeltnisse angepasst, sondern praegen ihrerseits die
Repräsentationen von Orten und die Struktur raumgebundener kultureller
Praktiken. Die Kultur findet so ihren Ausdruck im Raum, und die Geographie
schreibt sich dieserart als angeeigneter und sinnerfuellter Raum in das
Symbolische ein. Das Sichverhalten der Menschen zu ihren Lebensumstaenden
ist damit nicht nur eine Frage von Dispositionen und Praktiken, sondern
ebenso eine Frage des Sichverortens, also der Situierung in Raum und Zeit.
Selbst die dem Prozess der Globalisierung innewohnende Tendenz, Regionen und
Staedte ueber große Distanzen in einen verschaerften Wettstreit um
Ressourcen und Kapital zu zwingen, verringert keineswegs die Bedeutung von
Raeumen und Orten, sondern verstaerkt eher die Wirkung territorial
gebundener und ortsabhaengiger kultureller Besonderheiten. Gestaltete und
ungestaltete "Natur", Nationalstaaten, schwache und starke Lokalitaeten,
regionale Sozialstrukturen und Identitaeten, Haushalte und der Habitus des
Ortes bestimmen weiterhin das Leben der Menschen, seien sie nun arm oder
reich. So besehen hat sich die deutschsprachige kulturwissenschaftliche
Debatte nach dem Zweiten Weltkrieg sehr weit von den topographischen
Voraussetzungen und Rahmungen kultureller Phaenomene entfernt - nach Parolen
wie "Volk ohne Raum" oder "Blut und Boden" ist dies nicht verwunderlich. Die
rezente Zunahme offensichtlich raumgebundener Verhaltensweisen - von der
Guerilla bis hin zum Massentourismus und der Wirtschaftsmigration - die
Rueckkehr "Heimat"-orientierter Rhetoriken und Praktiken sowie die
Formulierung lokaler "Reserven" gegenüber supranationalen Phänomenen legen
jedoch eine Revision kulturwissenschaftlicher Perspektiven in Begriffen des
Raumes nahe. In der IFK_Sommerakademie soll es daher um die
Repraesentationen von Raeumen, Territorien und Orten, um die Uebersetzung
von Geographie in Landschaften, um die Kulturen der Überschreitung
raeumlicher Grenzen und um die raeumliche Begrenzung und Ausdifferenzierung
von Kultur gehen.
Ende der Bewerbungsfrist: 6. Maerz 2006 (Datum des Poststempels).
Die Antraege sind per Post an das IFK, z.Hd. Dr. Lutz Musner zu senden.
Thematische und organisatorische Informationen sowie das Antragsformular zum
Download finden Sie auf www.ifk.ac.at/home.php
Zielsetzungen:
Mit den seit 2003 jaehrlich stattfindenden Sommerakademien will das IFK
folgende Ziele realisieren:
- Staerkung kulturwissenschaftlicher Verfahren und Perspektiven in den
Geistes- und Sozialwissenschaften
- Nachwuchsfoerderung im Wege einer intensiven Zusammenarbeit von jungen und
bereits arrivierten ForscherInnen
IFK_faculty:
Leitung:
Prof. Dr. Thomas Hauschild, Ethnologie und Zentrum für Allgemeine
Kulturwissenschaften, Universitaet Tübingen
Weitere Mitglieder:
PD Dr. Iris Daermann, Philosophie und Institut für Kulturtheorie,
Universitaet Lüneburg
Dr. Kirsten Mahlke, Romanistik und interdisziplinäre Nachwuchsgruppe,
Universitaet Konstanz
Prof. Dr. Christof Parnreiter, Institut für Geographie, Universitaet Hamburg
Prof. Dr. Erhard Schuettpelz, Germanistik und Medienwissenschaft,
Universitaet Siegen
Reference:
CFP: IFK_Akademie 2006 (Wien, 13-19 Aug 06). In: ArtHist.net, Jan 13, 2006 (accessed Mar 28, 2025), <https://arthist.net/archive/27836>.