ANN 10.01.2006

Bilder sehen lernen (Altonaer Museum, Hamburg)

BILDER SEHEN LERNEN - Zur Geschichte der optischen Medien vom Mittelalter
bis zur Gegenwart

Vortragsreihe zur Ausstellung "Schaulust. Sehmaschinen, optische Theater &
andere Spektakel" im Altonaer Museum

Im Rahmenprogramm der Ausstellung "Schaulust", zu der wir bis zum Ende des
Jahres 2005 mehr als 17.000 Besucher begrüßen konnten, findet in den
kommenden Monaten unter dem Titel BILDER SEHEN LERNEN eine zehnteilige
Vortragsreihe statt, die den kultur- und medienhistorischen Kontext der in
der Ausstellung präsentierten Sehmaschinen und optischen Geräte beleuchtet.
Die Vorträge spannen einen Bogen von den umwälzenden Neuerungen der
Renaissance und Frühen Neuzeit über die Ursprünge des Films bis zum Kino des
letzten Jahrzehnts.

Unter den Referenten sind Kunsthistoriker sowie Literatur-, Film- und
Medienwissenschaftler, die sich anhand einzelner Schwerpunkte mit
verschiedenen Entwicklungsstationen in der Geschichte der visuellen Medien
auseinandersetzen. Im Anhang finden Sie eine Übersicht über das gesamte
Vortragsprogramm mit Kurztexten zu den einzelnen Veranstaltungen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie uns bei der Information über die einzelnen
Vorträge mit Ihrer redaktionellen Berichterstattung unterstützen könnten.

Der erste Vortrag mit dem Titel "CRASH BOOM BANG! Lumiere, Méliès und die
dynamische Kraft des Kinos" von den Berliner Kunsthistorikern Sonja Schulz
und Jens Meinrenken findet am 19. Januar um 19.00 Uhr im Altonaer Museum
statt. Zu dieser Veranstaltung und zu allen weiteren der Vortragsreihe
möchten ich Sie hiermit herzlich einladen.

Mit der thematischen Vielfalt der Vorträge möchten wir den Besuchern der
Ausstellung "Schaulust" und allen darüber hinaus an der Geschichte der
historischen und visuellen Medien Interessierten die Möglichkeit eröffnen,
den Facettenreichtum der Ausstellung in einem diskursiven Rahmen
wahrzunehmen und Fragen zur Entwicklungsgeschichte der multimedialen
Gegenwart mit wissenschaftlichen Experten zu diskutieren.

PROGRAMM

Donnerstag, 19. Januar, 19.00 Uhr
Sonja Schultz M.A., Jens Meinrenken, Berlin
CRASH BOOM BANG!
Lumière, Méliès und die dynamische Kraft des Kinos

Der Vortrag thematisiert die Inszenierung der bewegten Bilder bei Louis
Lumière und Georges Méliès bis zum Angriff auf den Zuschauerraum bei Edwin
S. Porter. Eine Reise durch die frühe Filmgeschichte: Albert Einstein, der
Wilde Westen und das Erbe der Filmpioniere im heutigen Blockbusterkino.

Donnerstag, 2. Februar, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Gerhard Neumann, München
Fernrohr, Mikroskop und Luftballon.
Wahrnehmungstechnik und Literatur in der Goethezeit

Parallel zur Epoche der Aufklärung erfolgte die Entwicklung verschiedener
technischer Geräte der Weltwahrnehmung: des Fernrohrs, des Mikroskops und
des Freiballons. Diese lösten einen Wahrnehmungsschock aus, der seinen
Niederschlag auch in der Literatur findet. Der Vortrag geht dieser Beziehung
zwischen Wahrnehmungsoptimierung und Irritation von Weltwahrnehmung nach.

Donnerstag, 9. Februar, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Jörg Jochen Berns, Marburg
Bildgeflacker in dunklen Räumen.
Von der Camera Obscura zum Kino

Seit dem 16. Jahrhundert wurden das menschliche Auge, später auch Hirn und
Herz mittels der Camera Obscura maschinell interpretiert. Der Vortrag macht
anhand bildlicher und schriftlicher Zeugnisse der frühen Neuzeit darauf
aufmerksam, wie unsere Kino-Wahrnehmung über fünf Jahrhunderte hin
vorbereitet und eingeübt wurde.

Donnerstag, 16. Februar, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Gottfried Korff, Tübingen
Mobilmachung en miniature.
Über die populäre Lust an der Kinetik

Die Faszination von in Bewegung versetzter Objekte unserer Alltagswelt
besteht nicht erst seit der Erfindung der Laterna Magica oder des
Daumenkinos. Der Vortrag geht der Frage nach, wie die Dinge laufen lernten
und analysiert das damit verbundene Phänomen der Schaulust, wie es sich im
Laufe mehrerer Jahrhunderte entwickelt hat.

Donnerstag, 2. März, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Jürgen Müller, Dresden
“Das Schweigen der Lämmer³ als Rede der Bilder im Film

“Das Schweigen der Lämmer³ ist der bedeutendste Psycho-Thriller der 90-er
Jahre. Er erhielt nicht weniger als fünf Oscars. Die Hauptdarsteller Anthony
Hopkins und Jody Foster wurden zu absoluten Mega-Stars. Der Vortrag bringt
den Film von Jonathan Demme mit surrealistischen Bildquellen in Verbindung,
die eine neue Sichtweise auf das filmische Geschehen ermöglichen.

Donnerstag, 9. März, 19.00 Uhr
Dr. des. Marie Theres Stauffer, Zürich
Spiegelmaschinen ­ Bildermaschinen.
Zu optischen Experimenten des 16. und 17. Jahrhunderts

Frühneuzeitliche Experimente mit Spiegelmaschinen hatten ihren Ort in
Kunstkammern. Diese Versuche fanden vor Publikum statt und können als ein
Umgang mit optischen Instrumenten und Erkenntnissen verstanden werden, der
auf der Basis des Wissenschaftlichen ästhetische Interessen beförderte. Im
Rahmen des Vortrags werden verschiedene Aspekte dieses Zusammenhangs
analysiert.

Donnerstag, 16. März, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Hartmut Böhme, Berlin
Neues Sehen in Kunst und Wissenschaft der Frühen Neuzeit

In der Malerei ist seit Jan van Eyck eine Verfeinerung des Sehens und der
Bildgestaltung zu beobachten, die zu den wichtigsten Voraussetzungen auch
der Verwissenschaftlichung der visuellen Welt gehört. Die Aufmerksamkeit für
das Kleine und Unscheinbare bereitet auf diesem Weg die mikroskopische Kunst
vor, mit der eine völlig neuartige Reflexivität der Bilder verbunden ist.

Donnerstag, 23. März, 19.00 Uhr
Dr. Ursula Harter, Offenbach
Welten hinter Glas.
Das Aquarium als Multimedium

Der Vortrag beschreibt eine Reise an Orte, an denen die Welt hinter Glas
betrachtet wurde: von der in “submarines Licht³ getauchten Pariser Passage
de l¹Opéra über das Aquarium de Paris am Trocadéro bis zum Dream of Venus,
der multimedialen Ausstellungsinstallation von Salvador Dalí auf der
Weltausstellung 1939 in New York.

Donnerstag, 30. März, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Achatz von Müller, Hamburg
Augenspiel und Augenspiegel.
Wie die Renaissance entdeckte, was wir heute sehen

Seit dem 13. Jahrhundert streiten zwei Wahrnehmungstheorien miteinander. Die
eine betont die aktive Rolle des Auges, die andere seine passive. Die
Renaissance ermöglichte mit dem Bild vom Auge als “doppelten Spiegel³ eine
Brücke zwischen diesen Theorien. Die mit diesem Bild verbundenen Einsichten
mündeten in der Konstruktion von Apparaturen wie der “Camera Obscura³ und
der “Laterna Magica³, die das Auge als aktives “Spiel³ und als passiven
“Spiegel³ mechanisch imitierten.

Donnerstag, 06. April, 19.00 Uhr
Dr. Nike Bätzner, Berlin
Optisches Spielzeug.
Von der Camera Obscura zum Kaleidoskop

Kunst, Wissenschaft und Jahrmarkt haben sich im 19. und 20. Jahrhundert
spielerisch mit optischen Phänomenen auseinander gesetzt. Der Blick in die
Box des Kaleidoskops oder der Camera Obscura eröffnete dabei neue Welten,
die zu ihrer Zeit als optische Sensationen galten. Dabei ging es auch um
Fragen der Konstitution und der Irreführung des Blicks, denen im Vortrag auf
den Grund gegangen wird.

Ort: Altonaer Museum
Zeit: jeweils donnerstags um 19.00 Uhr
Eintritt: 4 Euro / erm. 2 Euro für Vortrag und Ausstellungsbesuch zusammen
Für Schüler und Studierende ist der Besuch der Vortragsreihe kostenlos.

Die Vortragsreihe wird gefördert vom Verein der Freunde des Altonaer
Museums.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte Frau Dr. Vanessa Hirsch,
Tel. 040 - 42811 1516 oder per E-Mail: vanessa.hirschaltonaermuseum.de
<mailto:vanessa.hirschaltonaermuseum.de>

Quellennachweis:
ANN: Bilder sehen lernen (Altonaer Museum, Hamburg). In: ArtHist.net, 10.01.2006. Letzter Zugriff 27.04.2024. <https://arthist.net/archive/27835>.

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