CONF 06.09.2005

Seelenheil & Irdischer Besitz (Irsee 18-20 Nov 05)

Dr. Markwart Herzog

SEELENHEIL UND IRDISCHER BESITZ
Testamente als wirtschafts-, rechts- und sozialhistorische Quellen für den
Umgang mit den "letzten Dingen"
V. Tagung der Reihe "Sterben, Tod und Jenseitsglaube"

Schwabenakademie Irsee, Tagungs- und Bildungszentrum Kloster Irsee (Allgäu)
Freitag bis Sonntag, 18. bis 20. November 2005

Testamente verfügen über den materiellen Besitz der Erblasser.
Hinterbliebene Angehörige und / oder begünstigte Institutionen werden mit
Erbanteilen bedacht. In verhältnismäßig großem Umfang haben Erblasser vor
allem in vorreformatorischer Zeit die vererbten Güter zur Sicherung ihres
"Seelenheils" im Sinne einer "Jenseitsvorsorge" verwendet: Der Testierende
setzt sich in seiner letztwilligen Verfügung mit dem auseinander, was man
traditionell als das "Jenseits" oder als die "letzten Dinge" bezeichnet. Im
Horizont dieser letzten Dinge - Himmel, Hölle, Fegefeuer, Tod - entscheidet
sich nach vormoderner Auffassung die Frage nach dem Seelenheil jedes
Einzelnen.
Nach wie vor sind Testamente nicht nur Dokumente für Rechts-, Wirtschafts-
und Sozialbeziehungen, sondern zugleich auch ungemein aussagekräftige
Quellen für den Umgang mit und die Bewertung von Sterben und Tod. Häufig
regeln auch heute Testamente das Bestattungsritual, die Gestaltung der
Grabstätten, gelegentlich auch die Formen der Totenmemoria.
Veränderungen in der medizinischen Versorgung sind maßgeblich dafür
verantwortlich, dass sich der Erblasser weniger um die letzten als um die
"vorletzten" Dinge sorgt. Testamente versuchen immer häufiger, auch die
über die Bedingungen des physischen Sterbens, über lebensverlängernde
Maßnahmen und über den Körper des Erblassers im Hinblick auf die
Möglichkeiten der Organspende zu verfügen.
Die Tagung möchte an bereits vorliegende Forschungsergebnisse und deren
Diskussion anknüpfen und diese erweitern bzw. weiterführen. Thematischer
Schwerpunkt sind Testamente als kulturgeschichtliche Zeugnisse für die
Einstellung zu Sterben, Tod und Jenseitsglauben und deren Wandel.

FREITAG, 18. NOVEMBER 2005

16.00 - 16.30 Uhr
MARKWART HERZOG / CECILIE HOLLBERG
Begrüßung & Einführung

16.30 - 17.30 Uhr
LINDA GUZZETTI
Testamentsforschung in Europa

HERRSCHER - BÜRGER - HANDWERKER

17.30 - 18.30 Uhr
CHRISTOPH WINTERER
Ellipsen und Erwartungen:
Das Testament Karls des Großen

19.30 - 20.30 Uhr
CORNELIA SOLDAT
Testamente und Sterben russischer Herrscher in Mittelalter und früher
Neuzeit

20.30 - 21.30 Uhr
SUSAN RICHTER
Politische Erfahrungen als säkularisierte letzte Dinge:
Das Beispiel des Landgrafen Georg II. von Hessen Darmstadt

SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2005

8.30 - 9.30 Uhr
OLIVIER RICHARD
"Fromme Klauseln" - "profane Klauseln"?
Regensburger Bürgertestamente des späten Mittelalters

9.30 - 10.30 Uhr
DORIS BULACH
"tho ewigen tyden to ghevende":
Handwerksämter im südlichen Ostseeraum als Garanten für das Seelenheil

11.00 - 12.00 Uhr
CECILIE HOLLBERG
Den Tod vor Augen:
Testamente deutscher Handwerker in Venedig

RELIGION UND KONFESSION

12.00 - 13.00 Uhr
MICHAEL PAMMER
Zeitliche und ewige Dinge:
Erbe und Seelenheil in oberösterreichischen Testamenten des 18.
Jahrhunderts

14.00 - 15.00 Uhr
OTTO DANWERTH
Letztwillige Verfügungen in den kolonialen Anden:
Indigene Testamente als religiöse Quellen aus dem Vizekönigreich Peru

15.00 - 16.00 Uhr
KADRI-RUTT HAHN
Revaler Testamente in den ersten Jahrzehnten nach der Reformation

16.30 - 17.30 Uhr
TOMÁS MALÝ
Seelenheil und Fegefeuer im Zeitalter des "langen und nahen Todes":
Das Lesen von Messen in Brünn im 17. und 18. Jahrhundert

17.30 - 18.30 Uhr
SUSANNE KNACKMUSS
"Streit bis zum bitteren Ende ...":
Zum Tod in der Konfessionsfremde und zum Testament von Sigismund Streit
(1687-1775)

KÜNSTLERTESTAMENTE UND GRABMALSKUNST

19.30 - 20.30 Uhr
THOMAS PÖPPER
Nachlass, Grabmal und Seelenheil:
Das Testament des Andrea Bregno von 1503

SONNTAG, 20. NOVEMBER 2005

8.30 - 9.30 Uhr
NICOLE HEGENER
Bandinelli und der Tod:
Todesthematik als Movens für Leben und Werk eines Renaissancekünstlers

9.30 - 10.30 Uhr
CHRISTIAN SCHUFFELS
Ein Klerikergrabmal als Testament in Stein:
Das Beispiel des Hildesheimer Domkanonikers Bruno

10.30 - 11.30 Uhr
WOLFGANG SCHMID
Die Seelenheilfürsorge einer Elite:
Grabdenkmäler und Testamente der Trierer Domkanoniker

11.30 - 12.30 Uhr
GERHARD OTTE
Letzte und vorletzte Dinge in Testamenten heute

12.30 - 13.00 Uhr
Schlussrunde

LEITUNG

DR. CECILIE HOLLBERG, Magdeburg.
DR. MARKWART HERZOG, Schwabenakademie Irsee.

REFERENTEN

DORIS BULACH M.A., Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur
Ostmitteleuropas, Leipzig.
OTTO DANWERTH, Historisches Seminar, Universität Hamburg.
DR. LINDA GUZZETTI, Technische Universität Berlin.
KADRI-RUTT HAHN M.A., Göttingen.
DR. NICOLE HEGENER, Bibliotheca Hertziana, Rom.
SUSANNE KNACKMUSS M.A., Historikerin und Bibliothekswissenschaftlerin,
Berlin.
TOMÁS MALÝ, Historisches Seminar, Masaryk Universität Brünn.
DR. GERHARD OTTE, Prof.emerit. für Deutsche Rechtsgeschichte, Bürgerliches
Recht und Juristische Methodenlehre, Universität Bielefeld.
DR. MICHAEL PAMMER, Professor für Wirtschaftsgeschichte, Johannes Kepler
Universität Linz.
DR. THOMAS PÖPPER, Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig.
OLIVIER RICHARD, Mission Historique Française en Allemagne, Göttingen.
SUSAN RICHTER M.A., Historisches Seminar, Universität Heidelberg.
DR. WOLFGANG SCHMID, Professor der Geschichte, Universität Trier.
DR. CHRISTIAN SCHUFFELS, Göttingen.
DR. CORNELIA SOLDAT, Berlin.
CHRISTOPH WINTERER M.A., Frankfurt a.M.

ANMELDUNG & AUSKUNFT

Schwabenakademie Irsee, Klosterring 4, 87660 Irsee
Tel. 08341 906 661
Fax: 08341 906 669
schwabenakademiekloster-irsee.de
www.schwabenakademie.de

Quellennachweis:
CONF: Seelenheil & Irdischer Besitz (Irsee 18-20 Nov 05). In: ArtHist.net, 06.09.2005. Letzter Zugriff 30.04.2025. <https://arthist.net/archive/27507>.

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