CONF 17.09.2005

Privates Sammeln und Oeffentlichkeit (Wien, 8 Oct 05)

Private goes Public
Privates Sammeln und Öffentlichkeit

Symposium

Zeit: Samstag, 8. Oktober 2005, 11.00 - 19.00 Uhr

Ort: Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Auditorium

Eintritt frei

Anlässlich der Ausstellung "Entdecken und Besitzen. Einblicke in
österreichische Privatsammlungen" veranstaltet das MUMOK am 8. Oktober ein
international besetztes Symposium, bei dem PrivatsammlerInnen,
MuseumsdirektorInnen, GaleristInnen und KunsttheoretikerInnen über die
gegenwärtige und zukünftige Bedeutung privater Sammlungsaktivitäten
diskutieren. "Private goes Public" ist das Zweite von insgesamt drei
Symposien, die sich im "Jahr des Sammelns" mit verschiedenen Aspekten und
Problemstellungen des öffentlichen und privaten Sammelns von moderner und
zeitgenössischer Kunst beschäftigen.

Die Sammeltätigkeit von Privaten und Wirtschaftsunternehmen hat in den
letzten Jahren quantitativ und qualitativ Dimensionen bisher unbekannten
Ausmaßes erreicht. Man könnte diesbezüglich von einer neuen Gründerzeit
sprechen, die in zunehmendem Ausmaß auch Österreich erfasst. Angesichts der
zahlreichen Kooperationen zwischen Museen und privaten KunstsammlerInnen
lohnt sich ein kritischer Blick auf die Erfahrungen in anderen Ländern. Auf
erfolgreiche Modelle - etwa im Fall der Zusammenarbeit zwischen dem K21 in
Düsseldorf und den Privatsammlungen Schürmann und Ackermanns - ebenso wie
auf kontroversiell diskutierte Beispiele. Gerade in den letzten Monaten
haben international Aufsehen erregende Kooperationen zu kulturpolitischen
Skandalen geführt: denkt man z.B. an die Leihgabe der umstrittenen Sammlung
Flick an den Hamburger Bahnhof in Berlin oder an die "so genannten"
Dauerleihgaben von Sammlern wie Hans Grothe oder Christian Bock an Museen in
Bonn und Frankfurt, die überraschend abgezogen und gewinnbringend verkauft
werden sollten.

Das Interesse des Symposiums gilt dem Moment, zu dem sich PrivatsammlerInnen
entschließen, an die Öffentlichkeit zu treten: Welche konzeptuellen und
strategischen Überlegungen sind dabei maßgebend? Welche gesellschaftliche
Funktion wird der Kunst in diesem Zusammenhang zugewiesen? Welche räumlichen
und institutionellen (Re)Präsentationsmöglichkeiten haben sich in den
letzten Jahren hierfür herausgebildet?

Nach einem Eröffnungsvortrag von Boris Groys wird Julian Heynen ausgehend
von seinen eigenen Erfahrungen als Direktor des K21 in Düsseldorf über
verschiedene Formen und Modelle der Kooperation zwischen öffentlichen Museen
und privaten SammlerInnen sprechen. Immer mehr SammlerInnen haben sich
jedoch in den letzten Jahren unabhängig von öffentlicher Unterstützung ihre
eigenen musealen Strukturen geschaffen. In einer Diskussion mit Harald
Falckenberg, Beatrix Ruf, Wilhelm Schürmann und Karlheinz Essl werden die
Motivationen und Strategien dieser "Sammlermuseen" analysiert, vor allem
aber auch, welche institutionellen Verschiebungen sich für öffentliche
Museen dadurch ergeben.

Nicht zuletzt aufgrund der enormen Entwicklung des Kunstmarkts hat sich in
den letzten Jahren ein Typus von SammlerInnen herausgebildet, der als
flexibler Akteur offensiv in die Produktion und Definition von Kunst
eingreift. Isabelle Graw, Mitherausgeberin von Texte zur Kunst, wird im
Gespräch mit Michaela Neumeister über diesen Typus des
"Investment-Collectors" und über die dadurch ausgelösten Verwerfungen des
Kunstmarktes diskutieren. Andrea Fraser untersucht in einem "performativen
Vortrag" die durch das Investment-Collecting ausgelösten Auswirkungen auf
das Kunstgeschehen und den Kunstmarkt.

"Private goes Public" dient schließlich auch einer Standortbestimmung der
privaten Sammlungstätigkeit und ihrer spezifischen historischen
Rahmenbedingungen in Österreich. Eva Badura-Triska, Martin Janda, Andrea
Jungmann, Wolfgang Nolz, Peter Pakesch, Ernst Ploil und Thaddaeus Ropac
erörtern in einer Podiumsdiskussion unter anderem die steuerlichen und
rechtlichen Gegebenheiten. Im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland,
Frankreich, England oder der Schweiz verhindert in Österreich das Fehlen
steuerlicher Anreize noch immer die Etablierung eines Kunstmarktes, der im
internationalen Vergleich bestehen kann.

Ablauf Symposium

11.00 Uhr: Eröffnung des Symposiums

Franz Morak, Staatssekretär für Kunst und Medien

11.15 Uhr: Einführung
Prof. Edelbert Köb, Direktor MUMOK

11.30 Uhr: "Die Dauer der Sammlung"

Vortrag Prof. Boris Groys, Professor für Kunstwissenschaft, Philosophie und
Medientheorie, Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe

Privates Sammeln und Öffentlichkeit

Privates Sammeln und öffentliche Museen

12.15 Uhr: "Mit Sammlern kooperieren? Erfahrungen eines jungen Museums"
Vortrag Dr. Julian Heynen, Künstlerischer Leiter des K21, Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

13.00 Uhr: Mittagspause

Sammlermuseen

14.30 Uhr: Diskussion
Dr. Harald Falckenberg, Sammler, Hamburg
Beatrix Ruf, Direktorin/Kuratorin Kunsthalle Zürich
Prof. Wilhelm Schürmann, Sammler, Herzogenrath
KR Prof. Karlheinz Essl, Unternehmer und Sammler, Sammlung Essl,
Klosterneuburg

Der Kunstsammler als Investment-Collector

15.30 Uhr: Diskussion
Prof. Isabelle Graw, Professorin für Kunsttheorie an der Städelschule
Frankfurt
Dr. Michaela Neumeister, Phillips, de Pury & Luxembourg's

16.30 Uhr: Performativer Vortrag
Andrea Fraser, Künstlerin, New York

17.00 Uhr: Pause

Perspektiven des privaten Sammelns in Österreich

18.00 Uhr: Diskussion
Dr. Ernst Ploil, Rechtsanwalt und Sammler, Wien
Mag. Andrea Jungmann, Geschäftsführerin Sotheby's Österreich, Wien
Thaddeus Ropac, Galerist, Salzburg und Paris
Dr. Eva Badura-Triska, Kuratorin MUMOK
Mag. Martin Janda, Galerist, Wien
Dr. Peter Pakesch, Intendant des Landesmuseum Joanneum, Graz
Dr. Wolfgang Nolz, Sektionschef im Österreichischen Finanzministerium
Moderation: Nicole Scheyerer, Kunstkritikerin u. a. für Frieze, Falter, Die
Presse

MUMOK-MUSEUM MODERNER KUNST STIFTUNG LUDWIG WIEN
Museumsplatz 1, A - 1070 Wien, Telefon (+43-1)52500, infomumok.at
Öffnungszeiten: Di bis So 10.00-18.00 Uhr, Do 10.00-21.00 Uhr

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Pressekontakt: Barbara Hammerschmied
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Museumsplatz 1, A - 1070 Wien
Telefon (+43-1)52500-1400
Fax (+43-1)52500-1300
pressmumok.at|www.mumok.at

Quellennachweis:
CONF: Privates Sammeln und Oeffentlichkeit (Wien, 8 Oct 05). In: ArtHist.net, 17.09.2005. Letzter Zugriff 30.12.2024. <https://arthist.net/archive/27493>.

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