ANN Jul 20, 2005

Reihe - Das Heilige & der Leib (Baden-Baden Jul-Sep 05)

Dirk Teuber

Warschau

Veranstaltungsreihe

Im Rahmen der Ausstellung

Das Heilige UND DER LEIB -
Schätze aus dem Nationalmuseum Warschau
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
23. Juli bis 25. September 2005

veranstaltet die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden in der Reihe Dialog
\diagonal die folgenden Veranstaltungen

Sonntag, 24. Juli 2005, 11:30 Uhr
"Wie heilig ist uns der Leib?
Religion und Leiblichkeit"

Wir sind von Körperbildern und Idealkörpern umgeben, alle medial
inszeniert. Die Körper heißen Lara Croft oder Brad Pitt; wenn sie
veröffentlicht werden, in Filmen z.B., sind sie in der Regel digital
bearbeitet, geschönt, konstruiert: Körperphantasien, die als Vorbilder den
Markt beherrschen, vom Bodybuilding bis zur Schönheitschirurgie. Der
individuelle Körper wird machbar, ein Kunstprodukt, nicht als Leib
geheiligt. Das ist die heutige Sakralisierung des Körpers in der
Massenkultur. In welchem Verhältnis steht sie zur religiösen Darstellung
des Heiligen und seines Leibes - zu Inszenierungen der Fleischwerdung
Gottes?

Es diskutieren: Dr. Gabriele Sorgo, Kulturwissenschaftlerin, Wien; Prof.
Dr. Karl-Josef Kuschel, katholischer Theologe, Universität Tübingen; Dr.
Matthias Winzen, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden; Moderation: Dietrich
Brants, SWR.
Aufzeichnung für die Reihe SWR2 Forum, Sendung: SWR2, Dienstag, 27. Juli
2005, 17:05 bis 17:50 Uhr.
In Zusammenarbeit mit der Redaktion SWR2 Forum
Eintritt frei

Mittwoch, 27. Juli 2005, 19 Uhr
"Stylish Bodies. Der Kult um den perfekten Körper"
Dr. Barbara Wagner, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
In Zusammenarbeit mit der VHS Baden-Baden

Als Sensor der Wahrnehmung gesellschaftlicher Prozesse befasst sich
zeitgenössische Kunst seit den 1970er Jahren intensiv mit der Darstellung
von Körperbildern im Alltag. Unter Verwendung der Werkzeuge der
Werbeindustrie entwerfen in jüngster Zeit u. a. Inez van Lamsweerde,
Rosemarie Trockel, Vanessa Beecroft und Orlan hybride, virtuelle oder gar
reale Bilder und Gegenbilder, die dem geschönten Entwurf des allgegenwärtig
präsenten Ideals einen Spiegel vorhalten. Diese unterschiedlichen
Herangehensweisen zeigen eine Annäherungen an die Wahrnehmung von Bildern
der Werbung und gleichzeitig auch den darin ablesbaren Stellenwert des
Körperbildes. Es gilt, einen Blick hinter die Fassade des geformten und
genormten Körperbildes zu werfen.

Dr. Barbara Wagner, geb. 1966; Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und
Germanistik in Heidelberg; Promotion an der Johann Wolfgang
Goethe-Universität in Frankfurt a. M. über die Medialisierung des
Körperbildes in der Kunst um 1970; seit Dezember 2004 wissenschaftliche
Volontärin an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.

Mittwoch, 14. September 2005, 19 Uhr
"Oh gegeißelter Leib"
Eine Lesung zu lebenden und toten Körpern in der Literatur
Mit Mitgliedern des Schauspielerensembles des Theaters Baden-Baden

Die Darstellung von Körpern gehört in die Domäne der bildenden Künste
Malerei und Bildhauerei. Diese feiern die Schönheit der Athleten und
Göttinnen oder verherrlichen das Leiden Christi. Auch die statt des Auges
das Ohr erreichende Literatur lässt es sich nicht nehmen, Körper in Worte
zu fassen: Ein Streifzug durch die Literatur zeigt lebende und tote Körper
in Texten von Christoph Geiser, Witold Gombrowicz, Joris-Karl Huysmans,
Thomas Mann, Botho Strauß, Peter Weiss und Josef Winkler.

Mittwoch, 21. September 2005, 19 Uhr
"Leiblichkeit ist das Ende der Wege Gottes - Fleisch und Religion"
Professor Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Dresden
In Zusammenarbeit mit der Quadriga und SWR2 Redaktion: Kulturelles Wort

Nicht wenige religiöse Überlieferungen nähren einen Verdacht gegen "das
Fleisch": von den Griechen, denen der Leib durchaus ein "Gefängnis" schien,
über asketisch-gnostische Traditionen der Antike bis zur indischen Lehre
von der Wesenlosigkeit des Leibes (Maya). Nicht weniges davon ist auch in
die europäische religiöse Welt eingeflossen - und doch hält diese
abschätzige Betrachtung des Fleisches vor der Bibel nicht stand. Schon das
Alte Testament der Juden kennt die Freude Gottes und seine Gegenwart im
Leibe seines Volkes. Das Neue Testament setzt konsequent mit der
Fleischwerdung Gottes ein, der am Ende ein leibhafter Tod entspricht.
Dennoch ist auch dies nicht "das Ende der Wege Gottes" (wie der Pietist
Friedrich Christoph Oetinger formuliert), da von leibhaftiger Auferstehung
und nachtodlicher Leiblichkeit berichtet wird.

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, geb. 1945 in Oberwappenöst/Oberpfalz; Studium
der Philosophie, Germanistik und Politischen Wissenschaften in München und
Heidelberg; Promotion 1970 in München; 1979 Habilitation über die
italienische Renaissancephilosophie; seit 1993 Lehrstuhl für
Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaft an der TU
Dresden.

Homepage: www.kunsthalle-baden-baden.de

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
Lichtentaler Allee 8 A
76530 Baden-Baden

Dr. Dirk Teuber
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
Lichtentaler Allee 8 A
76530 Baden-Baden

T 07221 30076-404
F 07221 38590

Reference:
ANN: Reihe - Das Heilige & der Leib (Baden-Baden Jul-Sep 05). In: ArtHist.net, Jul 20, 2005 (accessed Dec 22, 2024), <https://arthist.net/archive/27383>.

^