KOLLOQUIUM 2005
Der frühe Film bis 1915
24. - 25. Juni 2005 im Kino Arsenal
1981 beschäftigte sich ein Symposium der Stiftung Deutsche Kinemathek
bereits mit der Frühgeschichte des deutschen Films. Die Eingrenzung auf die
nationale Kinematografie verdeutlichte den enormen Nachholebedarf, sich mit
dieser Schaffensperiode ernsthaft auseinander zu setzen. Denn noch haftete
den Anfangsjahren des neuen Mediums die Nähe zum Jahrmarkt und verräuchertem
Ladenkino an. Schnelles Geld mit der Sensationsgier. Goldgräberstimmung ohne
Anspruch. Kintopp eben.
Seit 1981 hat sich die Filmwissenschaft intensiv mit den Anfängen
auseinander gesetzt und deutlich andere Erkenntnisse erarbeitet. Der frühe
Film verdient eine Neubewertung als eigenständige Schaffensperiode, die
nicht nur mit Filmstilistiken experimentierte und technische Innovationen
kreativ umsetzte, sondern den kurzen Film bis zur Reife formte. Obwohl
technisch möglich, bevorzugten damalige Produzenten die Länge bis 200 Meter
und nicht nur, weil das Publikum an die Nummernprogramme gewöhnt war.
Verschiedene filmästhetische und ökonomische Entwicklungen liefen in dem
Zeitraum von 1895 bis 1915 in Deutschland parallel. Mit der Sensation der
lebenden Bilder verdienten sich fahrende Kinoreisende ihr Auskommen und
mussten mit ortsfesten Unternehmen konkurrieren, die zunehmend von
Filmverleihern abhängig wurden, die neue "Sujets" einzeln oder als fertiges
Programm lieferten.
Nie wieder war Kino so international wie zu dieser Zeit. Dänische,
französische, italienische und bald auch amerikanische Filme drängten auf
den deutschen Markt, der um 1910 reichsweit bis 1.500 Kinematografentheater
umfasste.
Die Sammlung von Gerhard Lamprecht bildete den Grundstock für das Filmarchiv
der Stiftung Deutsche Kinemathek. Wir sind in der glücklichen Lage, die wohl
umfangreichste Kollektion in Deutschland von frühen Filmen anbieten zu
können. Fast 550 nationale und internationale Filmtitel sind gesichert und
verleihbar und wir werden diesen Sammlungsschwerpunkt auch in Zukunft
ausbauen.
Viele Gründe also, sich mit dem frühen Film erneut zu beschäftigen. Wir
wollen uns auf drei Schwerpunkte konzentrieren:
- Alles schon mal da gewesen: Der frühe Film ein ästhetisches und
ökonomisches Experimentierfeld
- Der Rest vom Erbe: Überlieferung und Archivierung
- Brauchen und Gebrauchen: Nachdenken über heutige
Präsentationsmöglichkeiten
Wie auch in den Vorjahren wollen wir ein Forum für Wissenschaftler,
Programmgestalter und Filminteressierte schaffen, das einen Austausch von
Erfahrungen und Erkenntnissen ermöglicht.
Doch im Gegensatz zu den Vorjahren wollen wir, dem mehrschichtigem Thema
entsprechend, die bisher übliche Praxis, Einzelreferate aneinander zu
reihen, variieren. Zu einer großen Runde von Filmhistorikern werden
Schauspieler und Regisseure eingeladen, die aus heutiger Sicht eine Haltung
zum frühen Film artikulieren sollen. Diese informativen Gespräche sollen bei
Bedarf durch kurze Filmvorführungen unterbrochen werden, falls sich dies
thematisch anbietet. Das Programm, das in Zusammenarbeit mit der Universität
Siegen angedacht wurde, dient eher zur groben Orientierung.
Das Programm
Freitag, den 24.6.2005
13.00 Begrüßung durch Herrn Prinzler
13.15 Gesprächsrunde zu den Themen: Die Entstehung des Kinos in Deutschland,
Filmtechnik als Innovator, Laden- und Wanderkino (mit Filmbeispielen)
Joseph Garncarz, Klaus Kreimeier, Corinna Müller, Helmut Herbst
15.00 Pause
15.30 Filmvorführung: Rekonstruktion eines zeitgenössischen Filmprogramms
Musik: Jürgen Kurz
16.00 Gesprächsrunde zu den Themen: Der kurze Film und der
Kilometerschlager, Kopienkauf oder/und Verleihprogramme, Filmprogramme in
ausgewählten Städten, Entwicklung von Filmgenres (mit Filmbeispielen)
Joseph Garncarz, Corinna Müller, Mariann Sträuli Farinelli, Martin
Loiperdinger, Thomas Schadt
18.30 Pause
19.00 Filmvorführung: Das Kino als Zeitzeuge
Einführung: Klaus Kreimeier
Musik: Steven Garling
21.00 Filmvorführung: Erste Filmarbeiten bekannter Stars
Einführung: Martin Loiperdinger
Musik: Jürgen Kurz
Sonnabend, den 25.6.2005
11.00 Überlieferung und Archivierung (mit Filmbeispielen)
Karl Griep (Bundesarchiv), Eva Orbanz (SDK), Mark-Paul Meyer (NFM)
13.00 Pause
14.00 Neue Forschungsprojekte
Uni Siegen, Uni Hamburg, Uni Trier
15.30 Pause
16.00 Der frühe Film heute im Kino
Alfred Meyer (Kinemathek Karlsruhe), Karl-Heinz Schmid (Kommunalkino
Bremen), Matthias Groll (interfilm), Carsten-Stephan Graf v. Bothmer
(Musiker)
18.00 Pause
18.30 Filmvorführung: Frühe Detektivfilme
Musik: Simon Jakob Drees
20.00 Verleihung des Kinopreises des Kinematheksverbundes
anschließend Filmprogramm mit frühen Komikern. Musik: Jens Bogedain
Um Anmeldung wird gebeten.
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Kontakt:
Dr. Holger Theuerkauf
Filmmuseum Berlin - Deutsche Kinemathek
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin
Tel: 0049-(0)30 - 300 903 - 31
Fax: 0049-(0)30 -300 903 - 13
htheuerkauffilmmuseum-berlin.de
<mailto:htheuerkauffilmmuseum-berlin.de>
Reference:
CONF: Der fruehe Film bis 1915 (Berlin, 24-25 Jun 05). In: ArtHist.net, May 15, 2005 (accessed May 4, 2025), <https://arthist.net/archive/27245>.