CONF 03.05.2005

Ausstellen von Video- und Medienkunst (Bonn, 8 May 05)

Kathrin Ann Bender

Videonale 10 - Festival für zeitgenössische Videokunst:

Symposium zur "Ausstellungsgestaltung für Video- und Medienkunst"

Termin: 8. Mai 2005, 10.00-18.00 Uhr

Ort: Kunstmuseum Bonn, Auditorium
Friedrich-Ebert-Allee 2
53113 Bonn

Um eine zeitgemäße Lösung für die Präsentation von Video- und
Medienkunst zu finden, hat die Videonale 10 gemeinsam mit den
Architektur-Lehrstühlen der RWTH Aachen und der Bergischen Universität
Wuppertal einen Wettbewerb für innovative Ausstellungsarchitektur
ausgeschrieben. Ausgewählt wurde der Entwurf von dem
Architekturstudenten Jochen Specht (RWTH Aachen), dessen Konzept auf
einer getrennten Behandlung von Bild- und Tonebene basiert. Die für die
Präsentation von Malerei entworfenen Wechselausstellungsräume des
Kunstmuseums Bonn werden als Projektionsflächen genutzt; die Wände
bleiben unmittelbare Bildträger. Den auditiven Teil der Videoarbeiten
übernimmt ein durch alle Räume laufendes Band aus Filz, die Tonspur, die
hölzerne Tore überzieht, in deren Decken Lautsprecher integriert sind.
Beim Betreten dieser Tonräume sind die Umgebungsgeräusche weitgehend
ausgeblendet, und der Besucher kann sich ungestört auf das einzelne
Video konzentrieren. So nimmt er die Ausstellung in ihrer Gesamtheit als
einen fließenden Audio/Video-Raum wahr, der die einzelnen Arbeiten nicht
nur als singuläres Werk, sondern als Teil einer Menge von
ausgezeichneten Kunstwerken - als Teil der Videonale - präsentiert.

Das Symposium zur »Ausstellungsgestaltung für Video- und Medienkunst«
vertieft die im Vorfeld der Videonale aufgeworfenen Fragen nach einer
geeigneten Präsentationsform von Video- und Medienkunst jenseits der
„Black Boxes“. In einem interdisziplinären Spektrum werden
Ausstellungsgestalter und Architekten sowie Kunst- und
Medienwissenschaftler ausgewählte Fallbeispiele vorstellen. Die
Veranstaltung thematisiert das Spannungsverhältnis zwischen Museum,
Medientechnik und Medienkunst in der kuratorischen Praxis und befasst
sich mit konkreten Ausstellungsprojekten. In diesem Rahmen wird auch die
Ausstellungsarchitektur von Jochen Specht für die Videonale 10 diskutiert.

Programm

10:00 // Begrüßung Dr. Christoph Schreier // stellv. Direktor des
Kunstmuseums Bonn Georg Elben // Kurator der Videonale 10 Nadine Müseler
// Videonale 10, Konzeption des Symposiums

10:20 // Einführung & Moderation Sandrine von Klot // Architektin und
Kuratorin, Wien

10:45 // M3 : Museum - Medientechnik - Medienkunst // Rudolf Frieling //
Medienwissenschaftler und Projektleiter Zentrum für Kunst und
Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe

Das Spannungsverhältnis von Museum, Medientechnik und Medienkunst ist
komplex und von wechselnden Konjunkturen abhängig. Der Vortrag widmet
sich der künstlerischen Geschichte technologischer Formate und
Plattformen und fragt, inwieweit sich mit den benutzten Technologien und
Medien auch eine Änderung der Kunstrezeption erkennen lässt, wie Walter
Benjamin das schon für den Einfluss der massenmedialen Verbreitung von
Kunstreproduktionen angemerkt hat. In wieweit lässt sich dies mit einer
Geschichte der Orte und Institutionen verbinden, an denen mediale Kunst
produziert und/oder präsentiert wurde?

11:30 // Audiovisualizers. Visualisierung und Milieu in der
Erlebnisgesellschaft // Dr. Hans Dieter Huber // Professor für
Kunstgeschichte der Gegenwart, Ästhetik und Kunsttheorie an der
Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart

Der Beitrag befasst sich mit der spannenden Grauzone zwischen Visual
Music, Musikvideo, Videoinstallation, Szenografie und Messedesign, die
in den letzten 10 Jahren weltweit entstanden ist. Er untersucht die
verschiedenen Herangehensweisen von Grafikdesignern, Innenarchitekten,
Szenografen, Künstlern, Programmierern und Komponisten in der Frage der
Visualisierung von Sound, dem Hörbarmachen von Bildern und ihrem
räumlichen Display. Die verschiedenen sozialen Milieus, die von der
Party über den Club, die Bühne, zur Werbung, zum Fernsehen bis hin zur
Messe und zum Museum reichen, kalibrieren die Bedeutungsfelder der
Arbeiten entscheidend vor.

12:15 ­ 12:30 // Pause

12:30 // Drei Fallstudien: Zu den Bedingungen der Präsentation von
Videoinstallationen // Hans D. Christ & Iris Dressler // Leiter des
Württembergischen Kunstvereins Stuttgart. Gründer des hartware-
MedienKunstVereins Dortmund

Anhand von drei Fallbeispielen wird der Vortrag versuchen, Bedingungen
für die adäquate Präsentation von Videoinstallationen aufzuzeigen. Der
Vortrag geht von den Kunstwerken Win, Place or Show (1998) von Stan
Douglas, GregorŒs Room II (1999) von Teresa Hubbard & Alexander
Birchler, sowie Franciska Lambrechts dialogues (1995 ­ 2001) aus, um
diese als Fallstudien für die in der Medienkunst enge Verbindung
zwischen der inhaltlichen Konzeption auf der Ebene der Produktion und
deren evidenten Fortsetzung auf der Ebene der Präsentation im
Ausstellungsraum zu thematisieren.

13:15 // Die Verhandlung der Grenze // Nikolaus Hirsch & Michel Müller
// Architekturbüro in Frankfurt am Main. Professoren an der
Architectural Association London, am Institut für Angewandte
Theaterwissenschaften Der Universität Gießen und der Hochschule für
Gestaltung Karlsruhe

Die Architekten Nikolaus Hirsch und Michel Müller werden anhand ihrer
Projekte (u.a. Videonale 9, Sound-Architektur für Frequenzen-Hz,
Soundchambers für das Museum Serralves in Porto, die Intervention für
Kraft der Negation und Making Things Public) die Beziehung zwischen
künstlerischen Medien und Architektur als Gegenstand einer permanenten
Verhandlung untersuchen. Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten „White
Cubes“ und „Black Boxes“ für die Behauptung eines architektonisch
neutralen Zustandes standen, wird zunehmend deutlich, dass es in Zukunft
weniger um generische, verallgemeinernde Positionen als vielmehr um die
Herstellung von spezifischen Ausstellungssituationen gehen wird. Der
Begriff der Grenze wird dabei im doppelten Sinn verstanden. Zum einen
wird das strukturelle Verhältnis zwischen Kurator und Architekt in einem
offenen Prozess verhandelt. Zum anderen werden die räumlichen Elemente
Wand, Decke, Boden als Grenze und Übergang interpretiert, die auf Grund
spezifischer Materialitäten visuelle, akustische und taktile Parameter
übersetzen.

14:00 ­ 15:00 // Mittagspause

15:00 // Werk, WerT, Ware: Videokunst im Wandel // Dr. Dieter Daniels //
Professor für Kunstgeschichte und Medientheorie an der Hochschule für
Grafik und Buchkunst Leipzig. Mitbegründer der Videonale

Die Anfangszeiten der „Videokunst“ waren von der Utopie einer
Demokratisierung der Kunst durch die Massenmedien geprägt. Heute bilden
Videoarbeiten einen Bestandteil von Kunstmarkt und Sammlungen, ihre
Preise erreichen mittlerweile fast das Niveau von Fotografie und
Malerei. Doch hat dieser Wandel nicht auch den Werkbegriff der
Videokunst entscheidend verändert? Und wenn ja, was bedeutet dann
überhaupt noch der Begriff Videokunst?

15:35 // Site-specific Installations - zwischen Idealinstallation und
real gegebener Architektur // Dr. Stephan Urbaschek // Kurator für Film
und Video der Sammlung Goetz, München

Im Juni 2004 eröffnete die Sammlung Goetz ihren neuen Medienbereich BASE
103, der speziell für die Bedürfnisse von Film- und Videoarbeiten
eingerichtet wurde. Entwicklung und Konzeption für den Umbau der Räume
werden vorgestellt. Anhand der ersten beiden Ausstellungen mit Werken
von Emmanuelle Antille und Doug Aitken wird der praktische Umgang mit
den vorhandenen Gegebenheiten und der notwendigen Anpassung der
jeweiligen Installationen erläutert. Aitkens Eraser und Antilles Radiant
Spirits stellen das Bindeglied zum zweiten Teil des Beitrags dar. Dieser
geht auf die große Film- und Videoausstellung der Sammlung Goetz fast
forward ein, die 2003/04 im ZKM in Karlsruhe als eine
Gemeinschaftsproduktion der beiden Institutionen zu sehen war und von
Februar bis April 2005 im Centro Cultural Conde Duque in Madrid in
verkleinerter Form gezeigt wurde. Das Experiment des Transfers einer
Ausstellung von einem Ort wie dem ZKM, wo die Installationen meist
idealtypisch realisiert werden konnten, in das Conde Duque, wo die
Architektur enge Vorlagen lieferte, wird hier beleuchtet.

16:20 ­ 16:35 // Pause

16:35 // Das Präsentieren von Video als Kunst // Katharina Ammann //
Kunsthistorikerin, promoviert über das Ausstellen von Videokunst

Geht man davon aus, dass Video durch die gewählte Ausstellungsform
überhaupt erst sichtbar wird erhält die Frage nach dieser Präsentation
eine besondere Bedeutung: Gehört bei Video die Präsentation zur Kunst
dazu? Wie schlägt sich die Präsentationsfrage inhaltlich in der
Videokunst nieder? Hier steht die These zur Diskussion, dass die
Präsentationsform auch bei Ein-Kanal-Arbeiten zum Gesamterlebnis und
damit zur Werkrezeption gehört. Dass es sich bei der Präsentation von
Video gerade nicht um ein rein kuratorisches Problem handelt, beweisen
jene künstlerischen Positionen, die das Zeigen und Schauen von
Videoarbeiten thematisieren. Erörtert werden in diesem Zusammenhang Dan
Grahams Videopavillons, Videotheken und -lounges von Grimonprez, Vece,
Bulloch, sowie weitere Präsentations-Strategien mit dem Ziel, das
rastlose Publikum zu fesseln.

17:10 // Mit Dem Log-In Button in die Zone aktueller
Sound-Bild-Architekturen // Roland Schöny // Kurator am O.K Centrum für
Gegenwartskunst Linz & Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Wien im
Bereich Bildende Kunst und zeitgenössische Architektur

Zunehmend werden wir in ästhetische Zwischenwelten und Zonen der
Genreüberschreitung geführt, die über herkömmliche Formen der Video-oder
auch Computerkunst hinausweisen. Aus den Experimenten der Digital
Culture heraus entwickelte sich eine neue KünstlerInnen- Generation, für
die es selbstverständlich wurde, bewegtes Bild, Sound und Architektur
konzeptuell miteinander zu verschalten. Durch Laptop und PC als zentrale
Produktionsmittel in diesen ursprünglich nebeneinander liegenden
Bereichen, entstanden Möglichkeiten zur Schaffung atmosphärisch
durchgestalteter Raumsituationen, deren einzelne Parameter über die
digitale Matrix miteinander verzahnt sind. In der künstlerischen Arbeit
am Computer laufen somit mehrere Diskursebenen und Gestaltungsprinzipien
zusammen, die enorme Rückwirkungen auf das visionäre Neudenken und die
Wahrnehmung gegenwärtiger Ausstellungssituationen haben. In Ergänzung
dazu wird die Umsetzung solcher übergreifender Konzepte im Rahmen der
Reihe O.K spektral am O.K Centrum für Gegenwartskunst in Linz
(Oberösterreich) an Hand von Bildmaterial und Raumskizzen vorgestellt.

An jeden Vortrag schließt sich ein 15minütiges, moderiertes Gespräch an.
Ende ca. 18:00

Bitte melden Sie Ihre Teilnahme über unsere Website an oder schreiben
eine Email an entriesvideonale.org.

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Kontakt:
Nadine Müseler
VIDEONALE e.V.
im Kunstmuseum Bonn

Friedrich-Ebert-Allee 2
53113 Bonn
Germany
Tel. +49 (0)228 69 28 18
Fax +49 (0)228 90 85 81 7
mueselervideonale.org
www.videonale.org

Kathrin Ann Bender
Presse & Öffentlichkeitsarbeit
VIDEONALE e.V.
im Kunstmuseum Bonn
Tel. +49 (0)179 22 68 083
Fax +49 (0)228 90 85 81 7
pressevideonale.org
www.videonale.org

Quellennachweis:
CONF: Ausstellen von Video- und Medienkunst (Bonn, 8 May 05). In: ArtHist.net, 03.05.2005. Letzter Zugriff 13.05.2025. <https://arthist.net/archive/27227>.

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