CONF May 3, 2005

The Re-Turn of Beauty (Berlin, 13-14 May 05)

Petra Stegmann

THE RE-TURN OF BEAUTY

Internationale Konferenz
Haus der Kulturen der Welt

John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin

13. und 14. Mai 2005

Eintritt frei mit Anmeldung (stegmannhkw.de)
Englisch und Deutsch mit Simultanübersetzung

Nach einem langen Schattendasein nimmt der Begriff der "Schönheit"
wieder eine zentrale Rolle im künstlerischen Schaffen und
Ästhetikdiskurs ein. Nimmt man aber eine Rückkehr der Schönheit an, so
kehrt sie doch nicht unverändert zurück. Sie hat andere Bedeutungen
aufgenommen, wirft Fragen über ihr Verhältnis zur Technologie, zur
Globalisierung, der Genderdebatte, internationaler Politik und Terror auf.
Ackbar Abbas, Kurator der Konferenz

Was bedeutet die neuerliche Konzentration auf das Schöne für eine
zeitgenössische Kunst, die nicht mehr regionalen Traditionen verhaftet
ist? Ist Schönheit Mittel und Trost gegen den globalen Terror unserer
Zeit oder ist sie in ihrer allgegenwärtigen Präsenz selbst zum Terror
geworden? Was bedeutet Schönheit in den Kulturen der Welt; sind
Vorstellungen von Schönheit interkulturell übersetzbar? Untergräbt die
Globalisierung lokale Vorstellungen von Schönheit und schwächt so die
nationale oder kulturelle Identität?

Programm 13. Mai 2005

10 Uhr - 13.15 Uhr
Begrüßung
Lydia Haustein, Haus der Kulturen der Welt

Keynote
Gayatri Chakravorty Spivak: Why beauty now?

Gayatri Spivak lehrt Englisch und die Politik der Kultur an der
Columbia University, New York. Sie ist aktiv in der internationalen
Frauenbewegung, dem Kampf für ökologische Gerechtigkeit und gegen
Analphabetentum. Ihren Schwerpunkt legt sie auf Ausbildung in den
Geisteswissenschaften als "die beste und ausdauerndste Waffe, um den
Imperialismus zu bekämpfen."
Zu Ihren Publikationen gehören A Critique of Postcolonial Reason:
Towards a History of the Vanishing Present, (1999), Death of a
Discipline (2003) und Red Thread (im Druck).

Ackbar Abbas: The Deception of Beauty

"Neben einer Kunst der Wahrnehmung (percept), die sich auf die
sinnliche Erscheinung der Welt konzentriert, und einer Kunst des
Konzepts (concept), die das Visuelle/Sinnliche negiert, gibt es eine
dritte Möglichkeit: Eine Kunst der Täuschung (decept), die das
Visuelle/Sinnliche betont, indem sie die Visualität gegen sich selbst
richtet. Solche Kunstwerke geben uns manche der überzeugendsten
Beispiele dessen, das diese Konferenz "Die Rückkehr der Schönheit" nennt."
Ackbar Abbas ist Direktor des interdisziplinären Centre for the Study
of Globalization and Cultures (CSGC), Hong Kong, und Kurator der Reihe
Beauty Politics im Rahmen von Über Schönheit.

Wolfgang Welsch: Schönheitsflut und -ebbe

"Alles wird schön. Dies Schöne aber ist flach. In all der
Ästhetisierung ist der Begriff, ist der Sinn für die Kraft des Schönen
uns abhanden gekommen. Es gab immer zwei Typen des Schönen: der eine
zielte auf Annehmlichkeit, der andere verstörte. Nur der zweite lohnt
heute noch."
Wolfgang Welsch, Professor für Philosophie, Friedrich Schiller
Universität Jena. Welsch ist Autor u.a. von Ästhetisches Denken (1990,
6. Auflage 2003), Grenzgänge der Ästhetik (1996) und Undoing
Aesthetics (1997).

14.30 - 18.00 Uhr

Giuliana Bruno: Folds of Beauty: Film, Fashion and Architecture

"Der Vortrag richtet seinen Blick auf die Falte, die ihre Schönheit
aus der Fähigkeit zur Veränderung bezieht. Während er eine Vorstellung
der Schönheit entfaltet, bewegt er sich von der Philosophie der Falte,
wie sie von Gilles Deleuze entwickelt wurde, über die
Modeerscheinungen Isseey Miyakes bis hin zum 'Stoff' der Schönheit,
wie ihn das Kino Wong Kar-Wais verkörpert. Unterwegs entfaltet sich
die Schönheit in der Architextur der Kleidung. Der Vortrag wird eine
Geschichte der Falten"
mehr
Giuliana Bruno ist Professorin of Visual and Environmental Studies an
der Harvard University. Bruno ist u.a. Autorin des Atlas of Emotion:
Journeys in Art, Architecture, and Film, (2002).

Olu Oguibe: Beauty in African Art (Arbeitstitel)

Olu Oguibe ist Kunsthistoriker und Krititker. Er ist Autor von Reading
the Contemporary: African Art from Theory to the Marketplace (1999)
und The Culture Game (2004). Oguibe ist außerordentlicher Professor
für Kunst und Afro-Amerikanische Studien. Er ist Mitbegründer des Nka:
Journal of Contemporary African Art und Mitglied der Redaktion von
Third Text.

Winfried Menninghaus: Schönheit - Leben - Tod. Perspektiven
evolutionstheoretischer Ästhetik

"Parallel zum alltäglichen Schönheitskult der letzten Jahrzehnte haben
sich in Biologie und Psychologie Forschungstrends entwickelt, die sehr
nüchtern nach der Funktion von physischer Attraktivität fragen. Der
Vortrag diskutiert einige der Hypothesen zu den lebensbegünstigenden
Vorteilen von Schönheit und konfrontiert sie mit gegenläufigen
Mechanismen, die Schönheit und Schädlichkeit, ja Schönheit und Tod
verschränken."
Winfried Menninghaus ist Professor für Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin. Er ist Autor von Das
Versprechen der Schönheit (2003).

Moderation: Annemarie Bonnet, Professorin für Kunstgeschichte an der
Universität Bonn

20 Uhr

SchönheitsFehler
Panel des Zentrum für Literaturforschung

Das Panel betrachtet SchönheisFehler unter drei Aspekten:
Exzessive Schönheit. Das Exzessive und Monströse üben eine besondere
Faszination aus. Doch der Status exzessiver Schönheit zwischen
Handicap und Darstellung außerordentlicher Kraft ist prekär.
Das Schöne ist der Fehler. Das Begehren nach Schönheit formt und
verformt die Sicht auf die Dinge und stellt Ideale von ihnen her, die
sehr produktiv sein können, auch wenn sie sich als falsch erweisen.
Schöne Abweichung. Gewisse Darstellungen des Schönen wie Symmetrie
oder statisch gemessene Schönheit werden verallgemeinert. Doch oft ist
es gerade die Abweichung von der Norm, die das ästhetische Begehren
weckt. Ein kulturtheoretischer Zugriff fragt danach, was hinter der so
genannten Objektivität steckt.

mit Elaine Scarry, Professorin für Literatur- und Kulturtheorie,
Department of English, Harvard University und Autorin des Buches "On
Beauty and Being Just", Princeton University Press 1999.
Sandra Mühlenberend, Kunstwissenschaftlerin und Historikerin, ZFL Berlin.
Erik Porath, Philosoph und Kunstwissenschaftler, ZFL Berlin.
Moderation: Sabine Flach, Leiterin des Projekts/Veranstaltungsreihe
WissensKünste am ZFL und Christine Blättler, Philosophin, ZfL

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Programm 14. Mai 2005

10 Uhr - 13.15 Uhr

Wendy Steiner: The Female Subject in Modernity

"Das Modell ist das körpergewordene Subjekt der Kunst. Die Künstler
der Moderne ignorierten es oder verweigerten sich ihm. Die
Feministinnen präsentierten es entweder als Opfer oder als Bürde.
Angesichts dieser Vergangenheit besteht das Problem für
zeitgenössische Künstler darin, das weibliche Subjekt darzustellen
ohne es zu entmachten oder eine Nostalgie für die vormoderne Kunst zu
entfachen. Dieses Dilemma hat das Modell in letzter Zeit zu einem
zentralen Anliegen von Literatur und Kunst gemacht."
Wendy Steiner ist Professorin für Englisch an der University of
Pennsylvania. Sie ist Autorin von The Trouble with Beauty (2001).

Marie Luise Angerer: Beauty Cuts

"Als die französische Künstlerin Orlan sich zu Beginn der 90er Jahre
unter das Messer eines Schönheitschirurgen legte, war die Reaktion des
Kunstpublikums äußerst ambivalent. Irritierend war nicht nur die
Tatsache, dass sie diese Eingriffe als Kunstpraxis inszenierte,
sondern auch der Umstand, dass wir - als Zuschauer - dieser
Schnitt-Technik ausgesetzt waren. Heute können derartige Operationen
als Real-TV, Fernsehserien (z.B. Nip/Tuck, USA2003, True Life, MTV)
und in anderen Formaten täglich konsumiert werden. Orlan wollte mit
ihren Kunst-Körper-Cuts Geschlechtsidentität als pure Fiktion
entlarven. Die Männer und Frauen, die sich heute auf dem OP-Tisch
legen, lassen sich Fett absaugen, Vagina und Penis je nach gewünschter
Identität formen, Brusthaare entfernen oder Busen
verkleinern/vergrößern, Augenlider hochziehen ... reine Alltagsroutine
inzwischen. Nicht der Körper ist obsolet (wie das letzte Jahrzehnt des
Cyberhypes uns ständig suggeriert hat), sondern die sozio-kulturelle
Matrix von Geschlechtsidentitäten ist von einer operativen
Schnittpraxis absorbiert worden. Deshalb ist es auch wenig
überraschend, dass die weit verbreiteten Essstörungen unter
Jugendlichen von der Sucht, sich bis aufs Blut aufzuritzen, schon
beinahe abgelöst worden sind. Deutlich zeigt sich in dieser
Kooperation von Medien und Medizin, wie Michel Foucaults
Gouvernementalität und Gilles Deleuzes Kontrollgesellschaft den
Alltagswahn(sinn) strukturieren."
Marie Luise Angerer ist Professorin für Gender und Medien an der
Kunsthochschule für Medien, Köln. Angerer ist Autorin von Future
Bodies. Zur Visualisierung von Körpern in Science und Fiction (2002).

Lev Manovich: Info-Aesthetics

"Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erklärten Künstler, Architekten und
Designer, dass Maschinen und maschinell produzierte Formen schön
seien. Diese Vorstellung hat die Ästhetik des 20. Jahrhunderts
nachhaltig beeinflusst. Heute sollten wir aber andere Fragen stellen:
Was ist die neue Schönheit, die für die globale
Informationsgesellschaft spezifisch ist? Wenn wir uns tatsächlich vom
Modernismus zum 'Informationalismus' bewegt haben, welche neue
Ästhetik, welche kulturellen Formen und Sensibilitäten sind in diesem
Übergang enthalten."
Lev Manovich ist Medienkünstler und unterrichtet Medienkunst und
-theorie an der University of California, San Diego. Er ist Autor von
The Language of New Media (2001) und des demnächst erscheinenden
Buches Info-Aesthetics.

14.30 - 18.00h

David Eng: The Beauty of Family

"Meine Forschung zu Familie und Verwandschaftsverhältnissen im späten
20. Jahrhundert konzentriert sich insbesondere auf transnationale
Adoptionen asiatischer Kleinkinder durch weiße europäische und
nordamerikanische Eltern. Ich untersuche, wie die mimetische Beziehung
zwischen Eltern und Kind exakt an der Stelle des Ästhetischen
unterbrochen wird, und zwar in der notwendigen Bewertung und
Nachbewertung der Schönheit eines vorher unbekannten Kindes. Auf
welche Weise dient die transnationale Adoption dazu, das elterliche
Mandat in einem globalen Zeitalter des multikulturellen Lebens neu zu
verankern?"
David Eng ist Außerordentlicher Professor für Englisch an der Rutgers
University, New Jersey. Er ist Autor von Loss: The Politics of
Mourning (2003), Racial Castration: Managing Masculinity in Asian
America, (2001), Q & A: Queer in Asian America (1998).

Els van der Plas: Beauty as a Basic need

"Was ist schön? Wo, wann und warum, und wie können wir Kunst in den
unterschiedlichen kulturellen Kontexten verstehen? Ich werde auch die
Rolle untersuchen, die Kunst und Schönheit in komplexen
Gesellschaften, auch zum Beispiel in Kriegsgebieten und
posttraumatischen Gesellschaften spielen."
Els van der Plas ist Kunsthistorikerin, Kritikerin und Kuratorin. Sie
ist Direktorin des Prince Claus Fund for Culture and Development, Den
Haag.

Podiumsdiskussion: The Globalization of Beauty
mit Els van der Plas, Olu Oguibe, Gayatri Spivak
Moderation: Ackbar Abbas, Direktor des interdisziplinären Centre for
the Study of Globalization and Cultures (CSGC)

Kurator der Konferenz und der Reihe Beauty Politics: Ackbar Abbas
Konzeptionelle Mitarbeit: Peter C. Seel und Petra Stegmann

Die Konferenz ist Teil der Reihe Beauty Politics - in Kooperation mit
dem Zentrum für Literaturforschung, Geisteswissenschaftliche Zentren
Berlin.

Petra Stegmann
für das Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin

fon: +49-30-397 87 291
fax: +49-30-394 86 79
email: stegmannhkw.de
www.hkw.de

ÜBER SCHÖNHEIT
18. März - 15. Mai 2005
Ausstellung - Performances - Musik - Filme - Diskussionen - Lectures -
Netzprojekt
http://www.ueber-beauty.com

Reference:
CONF: The Re-Turn of Beauty (Berlin, 13-14 May 05). In: ArtHist.net, May 3, 2005 (accessed May 13, 2025), <https://arthist.net/archive/27196>.

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