WissensKünste III - Zwischen Evolution und Experiment.
Schönheit in Kunst und Wissenschaft.
Eröffnungsveranstaltung:
13. 01. 2005
"Survival of the prettiest oder die Frage der natürlichen Selektion"
mit Vanessa Beecroft, Winfried Menninghaus und Alan Slater
Das diesjährige Jahresthema der WissensKünste lautet: "Zwischen Evolution
und Experiment. Schönheit in Kunst und Wissenschaft".
Bereits zum dritten Mal veranstaltet das Zentrum für Literaturforschung
in Kooperation mit dem Museum für Gegenwart – Hamburger Bahnhof die Reihe
WissensKünste. Ziel ist es, international renommierte Künstler und
Wissenschaftler in experimenteller Form zusammenzubringen, um ihre
spezifischen Beiträge zu Phänomenen der wissenschaftlichen, technischen
und medialen Entwicklung der Kultur auszutauschen und zu neuen Analysen
der Gegenwart zu gelangen.
Schönheit hat Konjunktur: Im Terrain des Hedonismus als neuer Matrix der
Kultur sind Schönheit und das Schöne konkurrenzlos die Insignien einer
neuen, ästhetisierten Lebenskultur. Sie dominieren die populären Lifestyle
Debatten, Analysen effektvoller Kosmetik-Ergebnisse und Diskussionen um
Sinn und Nachhaltigkeit medizinischer Korrekturen.
Eingeschrieben in dieses Streben nach Schönheit, das mit Vehemenz alle
Kommunikations-Medien des öffentlichen Lebens besetzt, sind immer wieder
geschichts- und konturlose Fragen nach Ethik und Moral der Interventionen
hin zum ‚absolut Schönen’, die diese Arbeit an der Schönheit auf
zweifelhafte und mitunter unseriöse Weise als Korrektiv oder schlichte
Affirmation begleiten. In den aktuellen Debatten gerät das Schöne somit
allzu häufig zum Oberflächenphänomen. Seine Bedeutung für und sein Einfluß
auf unser kulturelles Wissen werden dabei ebenso wenig zur Kenntnis
genommen, wie die Tatsache, daß die Schönheit naturwissenschaftlicher
Objekte, Bilder und Prozesse diesen nicht einfach inhärent, sondern Teil
des Konstruktionsprozesses ist. Zudem werden die vielfältigen
Verflechtungen und Einschreibungen der Schönheitsvorstellungen und
–begriffe für die naturwissenschaftliche Produktion nicht wahrgenommen.
Gerade hier ergeben sich epistemologisch produktive Schnittstellen
zwischen künstlerischem, human- und naturwissenschaftlichem Diskurs.
Die notwendige Konkretisierung der Zusammenhänge von Schönheit, Wissen und
Kultur sind das Thema der Veranstaltung. Die Grundlage sind divergierende,
bzw. sich ergänzende Schönheitskonzeptionen in den Künsten, den Human- und
den Naturwissenschaften. Dabei ist es von Bedeutung, die Verbindung von
Kunst und Wissenschaft, die vor allem Analogiebildungen im Namen des
Schönen sucht, kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren. Zunächst wird
das weite Feld der Schönheit dazu auf den – für die aktuellen Debatten
dringend zu klärenden – Zusammenhang von ästhetischen Prozessen und
naturwissenschaftlichen Verfahren präzisiert. Anhand von fünf
grundlegenden Fragstellungen zu diesen Verbindungen, soll das Wissen, das
der Schönheit eingeschrieben ist, untersucht, analysiert und klar benannt
werden.
13.01.2005, Beginn: 19.00 Uhr
„Survival of the prettiest oder die Frage der natürlichen Selektion“
Gäste: Vanessa Beecroft, Alan Slater und Winfried Menninghaus.
In der Eröffnungsveranstaltung soll die evolutionäre Fundierung eines
‚sense of beauty’ diskutiert werden. Welche Konsequenzen haben die
subtilen und spontanen Unterscheidungen ästhetischer Bewertungen für die
Verhaltensselektion? Welches evolutionären Bedingungen sind diesem ‚Wissen
der Schönheit’ inhärent? In welchem Verhältnis stehen
naturwissenschaftliche Fragen nach der Schönheit mit ästhetischen
Reflexionen, und mehr noch: wie kann die Ästhetische Theorie von der
Naturwissenschaft lernen?
27.01.2005, Beginn: 19.00 Uhr
„Im Auge des Betrachters“
Gäste: Rineke Dijkstra, Mike Page und Hubertus Gaßner.
Im Mittelpunkt steht die Bedeutung des Betrachter bei der Definition des
Schönen und daher die Fragen, nach welchen Kriterien etwas als ‚schön’
bewertet wird und welche Faktoren in dieser Definition eine Rolle spielen.
10.02.2005, Beginn: 19.00 Uhr
„Compulsive Beauty“
Gäste: Mariko Mori mit Ken Ikeda und Peter Weibel.
Untersucht werden die Zusammenhänge von Schönheit und Grotesken, Absurdem,
Bizarrem, Skurrilem und Abjektem und somit die Frage, welche Phantasien
und Phantasmen in ekstatische Schönheit eingeschrieben sind.
24.02.2005, Beginn: 19.00 Uhr
„Schönheit als Handicap“
Gäste: Sam Samore, Peter Geimer und Michael Lachmann.
In synergetischer Fortschreibung der vorangegangenen Veranstaltung wird
nun die Bedeutung spektakulärer Accessoires und auffälliger Körpersignale
als Zeichen der Macht, Dominanz und Stärke thematisiert. Was bedeutet der
Transfer eines evolutionsbiologischen Mechanismus in die Welt der Mode und
Kosmetik?
10.03.2005, Beginn: 19.00 Uhr
„The Politics of Beauty oder: „Der menschliche Körper als Organ der Mode“
Gäste: der Künstler Wolfgang Tillmans*, der Schönheitschirurg Afschin
Fatemi, der Leiter des Kulturressorts der Vogue Bernd Scupin, der Autor
des Buches Darwin und die Anstifter Thomas P. Weber, der Kurator des
Hauses der Kulturen der Welt Shaheen Merali, Moderation: die Moderatorin
der Sendung ASPEKTE, Luzia Braun.
In einem erweiterten Horizont sollen die Verbindung von
evolutionsbiologischen Entwicklungen des Körpers, die Bedeutung für die
sozialen Kontakte des Menschen und die Auswirkungen auf kulturelle
Prozesse diskutiert werden. Die Diskussion bildet zudem die Schnittstelle
zu einer Veranstaltung des Kooperationspartners Haus der Kulturen der
Welt, die die transkulturelle Dimension des Themas „Schönheit“ in den
Blick nehmen wird.
08.04.2005, Beginn: 20.00 Uhr Abschlussevent
VB 55 - Performance von Vanessa Beecroft in der Neuen Nationalgalerie
Berlin. (Finanziert durch den Verein der Freunde der Neuen
Nationalgalerie, Berlin)
Mit der Veranstaltung „Zwischen Experiment und Evolution - Schönheit in
Kunst und Wissenschaft“ wird also erstmals ein transdiziplinärer Dialog
zwischen den Wissenschaften und Künsten zur Erkundung eines Phänomens
initiiert, dessen gesellschaftliche Relevanz in Geschichte und Gegenwart
weit über seine ästhetischen Implikationen hinausgeht.
Alle Veranstaltungen – außer der Abschlussperformance - finden statt im
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart
Aktionsraum
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 4 Euro
Ansprechpartner: Dr. Sabine Flach, Zentrum für Literaturforschung,
Tel: 030 - 20192-178 (-164, -155)
Mail: flachzfl.gwz-berlin.de
Eine Veranstaltung des Zentrums für Literaturforschung in Kooperation
mit dem Museum für Gegenwart – Hamburger Bahnhof.
Medienpartner: kulturradio RBB
Dr. Sabine Flach
Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin
Zentrum für Literaturforschung
Jägerstraße 10/11
10117 Berlin
Fon: +49-030 - 201 92 178 (Sekr.:-155)
Fax: +49-030 - 201 92 154
eMail: mailto: flachzfl.gwz-berlin.de
http://www.zfl.gwz-berlin.de
Reference:
ANN: WissensKuenste III (Berlin Jan-Apr 05). In: ArtHist.net, Jan 6, 2005 (accessed May 9, 2025), <https://arthist.net/archive/26920>.