CALL FOR PAPERS
„Neisse. Kunst in der ehemaligen Hauptstadt des bischöflichen Fürstentums“
Konferenz, Museum in Neisse (Schlesien), Oktober 2005
Der europäische Ruhm und die historische Bedeutung von Neisse wurde schon
1493 auf den Seiten der „Weltchronik” Hartman Schedels betont, wo die
Stadt neben Breslau und Krakau eine der drei dargestellten Orte in den
heutigen Grenzen Polens ist.
Als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum, das an der Grenze der
mittelalterlichen Burgvogtei der Piasten lag, entwickelte sich Neisse seit
Mitte des 14. Jh. zur Hauptstadt des selbständigen Fürstentums der
Breslauer Bischöfe. In der Neuzeit erlebte die Residenzstadt Neisse wieder
eine Blütezeit – am Anfang des 17. Jh. und in der Zeit der
Gegenreformation, unter dem Schutz der mächtigen geistlichen Mäzene, wie
der Habsburger, Waza und Wittelsbacher Fürstbischöfe. Den aufgeklärten
Stiftern verdankt man u.a. die Entwicklung des Humanismus und das
Schulwesen des Jesuitenordens. Die kirchliche Verwaltung wurde aufgelöst
nachdem Schlesien zusammen mit dem größten Teil des bischöflichen
Fürstentums 1741 an Preußen gelangte. Seit dieser Zeit kümmerte sich die
weltliche Staatsadministration eher um die militärische Bedeutung von
Neisse als einer Festung und später als moderner Stadt. Die Blütezeiten
der Stadt wurden durch ihre Kunst dokumentiert – durch monumentale
Architektur, Skulptur, Malerei wie auch durch die berühmte Neisser
Goldschmiedekunst, die seit der Gotik bis zur Zeit des Barock und von 1741
bis zum 20. Jh. entstand. Den hohen Rang Neisses als künstlerisches
Zentrum bezeugen seit dem Ende des 19. Jh. auch die Sammlungen des
Museums, das sich heute im Gebäude des ehemaligen Bischofspalastes befindet.
Die Veröffentlichungen zu Neisse aus der Vorkriegszeit sowie der
polnischen Kunsthistoriker bilden eine unersetzliche Basis für die
Erforschung der Stadt und der Kultur Schlesiens. Jüngste Entdeckungen und
neue Zuschreibungen in Denkmalpflege und aktuellen Forschungsarbeiten zu
bekannten Neisser Kunstwerken gilt es bekannt zu machen. Die geplante
Eröffnung des St. Jakob Schatzes in Neisse, eines der reichsten
Kirchenschätze Schlesiens, bildet einen zusätzlichen Impuls, um einen
Ideenaustausch der Kunst- und Kulturhistoriker zu organisieren.
Die Tagung, die durch das Kunsthistorische Institut der Breslauer
Universität zusammen mit dem Museum in Neisse und dem Pfarramt St. Jakob
in Neisse organisiert wird, ist der Kunst in Neisse vom Mittelalter bis
zum 20. Jh. gewidmet, unter Berücksichtigung der bischöflichen Stiftungen
im ehemaligen Neisser Fürstentum. Erwartet werden Beiträge, die sowohl zur
Kunst in Neisse im europäischen Kontext – z.B. der Aspekt des Stils, der
Typologie, der Künstlerbiographien und des Mäzenatentums – als auch
monographische Studien zu einzelnen kirchlichen und sakralen
Kunstdenkmälern, die ihre Formbedingungen, ikonographischen Besonderheiten
und ursprünglichen Funktionen zeigen.
Geplant sind Vorträge in Form eines Referates (20 Min.) und eines
Kommunikates (10 Min.).
Die Vorschläge können zusammen mit einem kurzen 1-seitigen Exposé bis
28.02.2005 an die folgende Adresse gesendet werden:
Instytut Historii Sztuki
Uniwersytetu Wroclawskiego
ul. Szewska 36
50-139 Wroclaw, Polen
mit dem Vermerk auf dem Briefumschlag: „Neisse – Konferenz”
oder per e-mail: mateuszkuni.wroc.pl
Die Konferenzsprachen sind Polnisch, Tschechisch, Deutsch und Englisch.
Vorgesehen ist die Veröffentlichung der gehaltenen Beiträge in einem
Konferenzband.
Ryszard Holownia M.A.
Dr. Mateusz Kapustka
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Quellennachweis:
CFP: Kunst in Neisse / Schlesien (Oct 05). In: ArtHist.net, 10.11.2004. Letzter Zugriff 09.05.2025. <https://arthist.net/archive/26812>.