Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs 626 der FU Berlin
"Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste"
ZWISCHEN DING UND ZEICHEN
29.-31. Oktober 2004
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart - Berlin
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin - Tiergarten
,Ding' und ,Zeichen' sind gegenstandsbezogene Ausdrücke: Sie sollen
kennzeichnen, was oder wie ein ästhetischer Gegenstand ist. Valéry nennt
das Gedicht "dieses ausgehaltene Zögern zwischen Klang und Sinn";
Derrida schreibt vom Kunstwerk, es sei "noch nicht ganz Zeichen, in dem
Sinne, wie wir es verstehen", jedoch "auch kein Ding mehr, das wir nur im
Gegensatz zum Zeichen denken können." Ding und Zeichen, vor allem aber
deren Verhältnis, sind ontologische Bestimmungen des ästhetischen
Gegenstandes. Ästhetische Erfahrung, so die Ausgangsthese der Tagung,
bezieht sich darauf: Sie ist die Erfahrung von künstlerischen
Gegenständen als Verhältnis zwischen Ding und Zeichen.
Die vier Sektionen der Tagung nähern sich dieser Ausgangsthese aus vier
unterschiedlichen Perspektiven:
Sektion 1 (Zur Struktur ästhetischer Erfahrung) widmet sich der
Doppelpoligkeit ästhetischer Erfahrung zwischen aktivem Konstruieren und
passivem Nachvollzug des Kunstwerks. Zu beziehen ist diese Doppelpoligkeit
auf die Verfasstheit des ästhetischen Gegenstandes zwischen Ding und
Zeichen.
Sektion 2 (Ästhetische Welterschließung) fokussiert das Verhältnis, in dem
die ästhetische Erfahrung zur Welt steht: Auf der einen Seite stößt sie
sich von den Gewissheiten der Lebenswelt ab, auf der anderen Seite
schichtet sie sich um jene fiktiven Welten herum, die ein Werk evoziert.
Die Beziehung zwischen Ding und Zeichen verschränkt sich insofern mit der
Beziehung zwischen erfahrenen und fiktiven Welten.
Sektion 3 (Spannungen im ästhetischen Objekt) thematisiert die Aspekte des
Kunstwerks, die in diesem selbst in eine dynamische Wechselbeziehung
treten, beispielsweise Materialität/Medialität oder Zeigen/Verbergen.
Gefragt wird sowohl nach den Modalitäten der Spannungserzeugung wie auch
nach deren Erfahrung.
Sektion 4 (Ästhetische Erfahrung und Urteil) untersucht den Status von
Behauptungen wie denjenigen Valérys und Derridas, die eingangs zitiert
wurden. Sie sagen, was und wie ästhetische Gegenstände sind, zugleich aber
schlagen sie normativ eine richtige Haltung vor, um Kunstwerke bzw. ihre
Erfahrung gelingen zu lassen. In welcher Weise also verschränken sich
Erfahrung und Urteil?
Programm
Freitag, 29. Oktober
14-17 Uhr: Sektion 1: Zur Struktur ästhetischer Erfahrung
Einführung: Christoph Menke (Potsdam)
Karl Heinz Bohrer (Bielefeld/Paris): Erscheinung und Bedeutung. Krieg in
der Ilias und bei Claude Simon
Kommentar: Gert Mattenklott (Berlin)
Alexander García Düttmann (London): Dauer und Revolution. Visconti
Kommentar: Juliane Rebentisch (Potsdam)
Samstag, 30. Oktober
10-13 Uhr: Sektion 2: Ästhetische Welterschließung
Einführung: Gertrud Koch (Berlin)
Gregg M. Horowitz (Nashville): Old Media
Kommentar: Erna Fiorentini (Berlin)
Ruth Sonderegger (Amsterdam): Die Ideologie der ästhetischen Erfahrung.
Versuch einer Repolitisierung
Kommentar: Jens Szczepanski (Potsdam)
15.30-18.30 Uhr: Sektion 3: Spannungen im ästhetischen Objekt
Einführung: Georg Witte (Berlin)
Richard Shiff (Austin): The physicality of picturing
Kommentar: Michael Lüthy (Berlin)
K. Ludwig Pfeiffer (Siegen): Das spannende Fragment: J. Wintersons ,Art
and Lies' und ,Der Rosenkavalier'
Kommentar: Brigitte Obermayr (Berlin)
Sonntag, 31. Oktober
10-13 Uhr: Sektion 4: Ästhetische Erfahrung und Urteil
Einführung: Christiane Voss (Berlin)
Stefan Majetschak (Kassel): Was sind und worüber sprechen ästhetische
Urteile?
Kommentar: Helmut Leder (Berlin)
Thierry de Duve (Brüssel): Aesthetic experience / judgement on art. An
attempt to clarify the issue
Kommentar: Martin Vöhler (Berlin)
______________________________
Dr. Michael Lüthy
FU Berlin, Sonderforschungsbereich 626
Geschäftsführer / Projektleiter TP A3
luethyzedat.fu-berlin.de
www.sfb626.de
--
Reference:
CONF: Zwischen Ding und Zeichen (Berlin 29-31 0ct 04). In: ArtHist.net, Oct 4, 2004 (accessed Jul 5, 2025), <https://arthist.net/archive/26692>.