CFP 08.07.2004

Der defekte Kuenstler - der imperfekte Autor (Cottbus 17.-18.12.2004)

Carola Muysers

Call for Paper für das Tagungsvorhaben:

"Der defekte Künstler - der imperfekte Autor. Neue Sichtweisen auf den
männlichen Künstler"

Die Männlichkeitsforschung, die in den Geschichtswissenschaften und der
Soziologie bereits ein größeres Feld einnimmt, hält nun auch Einzug in
der Kunstgeschichte. Bislang hat man sich auf die Themenbereiche der
Künstlermythen und Männlichkeitsbilder konzentriert und erste
ergebnisreiche Konferenzen und Publikationen realisiert.

Dieses Tagungsvorhaben möchte nun das Augenmerk auf den Künstler als
"Autor" richten. Dabei steht die Autorschaft im Mittelpunkt, die den
Künstler seit der Biographik in der Renaissance in ein auratisches Wesen
mit nie versiegender Kreativität und stetem Gelingen verwandelt hat. Seit
der Moderne schliesst dieser Entwurf das "verkannte Genie", seit der
Postmoderne den des "verschwundenen Autors" mit ein.
Schaut man hinter dieses Konstrukt, so offenbaren sich meist völlig
andere, gegenteilige Konstellationen , die man mit dem Terminus "Defekt"
zusammenfassen kann. Der Defekt im Lebensentwurf, Handeln und Wirken
männlicher Künstler äußert sich auf vielerlei Art, so als physisches
Handicap, Blockade, Fehlsteuerung und Versagen der Kreativität, als
psychische Einschränkung durch Mißerfolge und Erfolge oder auch als
autodestruktives Handeln.

Die geplante Tagung visiert kein Défilé von besonders anrührigen oder
effekthascherischen Künstlerdefekten an. Vielmehr soll danach gefragt
werden, was sich aus dem Defekt tradiert. Ist es er, der für die
Popularität des Künstlers sorgt und die Nähe zum Publikum herstellt?
Motiviert er zum kreativen Höhenflug und zur öffentlichkeitswirksamen
Selbstinszenierung im Versuch, ihn zu überwinden? Oder ist er für eine
letztendliche Zerstörung von Karriere, Werdegang und Leben
verantwortlich? Erweist sich der Defekt etwa als unsichtbare Seite des
männlichen Künstlerbildes und -mythos, die diese seit über 500 Jahren
trotz vehementer Dekonstruktionen aufrechterhalten hat?

Um ein breites Spektrum an möglichen Antworten und zugleich den
Forschungsstand zu erschliessen, finden Vorträge zu allen Kunstsparten:
bildende und darstellende Künste, Film, Literatur, Musik und Architektur
Berücksichtigung. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird ein zweiter
Kongress im Sommer 2005 im Kulturzentrum BASF Schwarzheide folgen.

InteressentInnen werden gebeten, bis zum 19.9.2004 einen
Themenvorschlag (1.800 Zeichen) zu einem oder mehreren Künstlern,
auch Künstlergruppen, seit der Moderne einzureichen.

Tagungstermin: 17.-18.12.2004

Ort: BTU Cottbus

Konditionen: Reise- und Übernachtungskosten, evtl. auch eine
Aufwandsentschädigung

Kontakt: Dr. Carola Muysers

BTU Cottbus

LS Kunstgeschichte

LG2d/115

03046 Cottbus

Tel. 0355 692989 und 030 78955498

Muyserstu-cottbus.de und Muysersdiefu.de

Quellennachweis:
CFP: Der defekte Kuenstler - der imperfekte Autor (Cottbus 17.-18.12.2004). In: ArtHist.net, 08.07.2004. Letzter Zugriff 02.06.2025. <https://arthist.net/archive/26504>.

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