25.7.2004
Sammeln/Ansammeln. Fragen an eine kulturelle Praxis Neuberg an der Mürz
(Steiermark), 23.-25. Juli 2004
"Vielleicht läßt sich das verborgenste Motiv des Sammelnden so
umschreiben: er nimmt den Kampf gegen die Zerstreuung auf."
Walter Benjamin
Gesammelt wurde immer, und (fast) jeder Mensch sammelt. Sammeln ist nicht
zuletzt eine Form von Wissensaneignung und -verwertung. Sammlungen sind
"Datenspeicher", auch wenn es sich um die luxuriöseste Form der Sammlung,
die Kunstsammlung handelt. Sammlungen sind Orte, an denen Objekte in
Ordnungen gebracht werden, und diese Ordnungen, Strukturen, wurden und
werden immer wieder verändert. Wie eine Sammlung aufgebaut ist, lässt
Rückschlüsse auf ihr kulturelles Umfeld ebenso zu wie auf die Person, die
sie zusammen getragen hat.
Wird ein Kunstwerk einer Sammlung entnommen und in eine andere
aufgenommen, so wird es nicht nur in einen anderen Kontext überführt,
sondern erhält auch eine neue Bedeutung, die ihm der neue Besitzer
bewusst oder unbewusst verleiht.
Wollte man versuchen, Typen von Sammlungen zu definieren, so könnte man
von sichtbaren und unsichtbaren, öffentlichen und privaten, großen und
kleinen sprechen; "unbedeutende" dagegen gäbe es keine. Denn jede
Sammlung ist für sich bedeutend, deren Objekte sind mit Bedeutungen
besetzt.
So gesehen wären Sammlungen grundlegend für die - stets schwankende -
Definition dessen, was wichtig und weniger wichtig, wertvoll und weniger
wertvoll ist.
Diese Zuschreibungen hängen aber stark von jenem ab, der die Sammlung
zusammen trägt, sei es nun ein privater Sammler oder der Staat. Seine
Motivation zum Akt des Sammelns muss daher genauso ernst genommen werden.
Zentral neben der inneren Ordnung und Bedeutung der Sammlung und ihrer
Objekte steht die Frage, was damit ausgedrückt werden soll. Sammlungen
sind Statussymbole, Zeichen und Indikator eines kulturellen
Selbstverständnisses, das laufend Veränderungen ausgesetzt ist.
Sammeln kann also als ein grundlegendes Element nicht nur unserer Kultur
angesehen werden, es ist ein globales Phänomen, das unzähliger
verschiedener Annäherungen bedarf. Einige wenige davon will
"Sammeln/Ansammeln" vorstellen.
PROGRAMM
Freitag, 23. Juli
15.00 Uhr
Einführung
15.15 Uhr
Immerwährendes Sammeln
Dir. Dr. Johann Kräftner, Liechtenstein Museum. Die fürstlichen
Sammlungen, Wien
16.15 Uhr
Der Sammler im Film I: Citizen Kane
Regie: Orson Welles, USA 1941
Samstag, 24. Juli
10.00 Uhr
"Sichtbare Geschichte der Kunst" (Christian Mechel, 1783). Zur
Sammlungsgeschichte der kaiserlichen Galerie in Wien Ende des 18.
Jahrhunderts
Mag. Nora Fischer, Da Ponte Institut, Wien
11.00 Uhr
Räume des Sammelns. Zur Wechselwirkung von Sammeln und Bauen im 19.
Jahrhundert am Beispiel von Baron Rothschild und Graf Wilczek
Mag. Andreas Nierhaus, Wien
12.00 Uhr: Pause
14.00 Uhr
Vom Münchner Sammler zum europäischen Kunsträuber: Adolf Hitler
Dr. Birgit Schwarz, Wien
15.00 Uhr
Bibliothek und Museum Stift Admont - KONTRASTreich
Dr. Michael Braunsteiner, Stift Admont
16.00 Uhr: Pause
16.30 Uhr
Der Sammler im Film II: Der Fänger (The Collector)
Regie: William Wyler, GB 1965
Sonntag, 25. Juli
15.00 Uhr
Kaiser Franz Joseph als Sammler?
Exkursion ins Jagdschloss Neuberg
Eine Veranstaltung im Rahmen der Neuberger Kulturtage 2004
Konzept:
Andreas Nierhaus
Ort: A-8692 Neuberg an der Mürz, Stift, Festsaal
Preise:
Gesamte Veranstaltung EUR 15,-
Einzelvortrag EUR 5,-
Kartenbestellung: kartenbueroneuberger-kulturtag.org
Links:
Neuberger Kulturtage: www.neuberger-kulturtage.org
Neuberg an der Mürz: www.neuberg.at
Reference:
CONF: Sammeln/Ansammeln (23.-25.7.2004, Neuberg an der Muerz). In: ArtHist.net, Jun 30, 2004 (accessed Apr 19, 2025), <https://arthist.net/archive/26464>.