CONF 30.06.2004

Sammeln/Ansammeln (23.-25.7.2004, Neuberg an der Muerz)

Andreas Nierhaus

25.7.2004

Sammeln/Ansammeln. Fragen an eine kulturelle Praxis Neuberg an der Mürz
(Steiermark), 23.-25. Juli 2004

"Vielleicht läßt sich das verborgenste Motiv des Sammelnden so
umschreiben: er nimmt den Kampf gegen die Zerstreuung auf."
Walter Benjamin

Gesammelt wurde immer, und (fast) jeder Mensch sammelt. Sammeln ist nicht
zuletzt eine Form von Wissensaneignung und -verwertung. Sammlungen sind
"Datenspeicher", auch wenn es sich um die luxuriöseste Form der Sammlung,
die Kunstsammlung handelt. Sammlungen sind Orte, an denen Objekte in
Ordnungen gebracht werden, und diese Ordnungen, Strukturen, wurden und
werden immer wieder verändert. Wie eine Sammlung aufgebaut ist, lässt
Rückschlüsse auf ihr kulturelles Umfeld ebenso zu wie auf die Person, die
sie zusammen getragen hat.

Wird ein Kunstwerk einer Sammlung entnommen und in eine andere
aufgenommen, so wird es nicht nur in einen anderen Kontext überführt,
sondern erhält auch eine neue Bedeutung, die ihm der neue Besitzer
bewusst oder unbewusst verleiht.

Wollte man versuchen, Typen von Sammlungen zu definieren, so könnte man
von sichtbaren und unsichtbaren, öffentlichen und privaten, großen und
kleinen sprechen; "unbedeutende" dagegen gäbe es keine. Denn jede
Sammlung ist für sich bedeutend, deren Objekte sind mit Bedeutungen
besetzt.

So gesehen wären Sammlungen grundlegend für die - stets schwankende -
Definition dessen, was wichtig und weniger wichtig, wertvoll und weniger
wertvoll ist.

Diese Zuschreibungen hängen aber stark von jenem ab, der die Sammlung
zusammen trägt, sei es nun ein privater Sammler oder der Staat. Seine
Motivation zum Akt des Sammelns muss daher genauso ernst genommen werden.

Zentral neben der inneren Ordnung und Bedeutung der Sammlung und ihrer
Objekte steht die Frage, was damit ausgedrückt werden soll. Sammlungen
sind Statussymbole, Zeichen und Indikator eines kulturellen
Selbstverständnisses, das laufend Veränderungen ausgesetzt ist.

Sammeln kann also als ein grundlegendes Element nicht nur unserer Kultur
angesehen werden, es ist ein globales Phänomen, das unzähliger
verschiedener Annäherungen bedarf. Einige wenige davon will
"Sammeln/Ansammeln" vorstellen.

PROGRAMM

Freitag, 23. Juli

15.00 Uhr

Einführung

15.15 Uhr

Immerwährendes Sammeln

Dir. Dr. Johann Kräftner, Liechtenstein Museum. Die fürstlichen
Sammlungen, Wien

16.15 Uhr

Der Sammler im Film I: Citizen Kane

Regie: Orson Welles, USA 1941

Samstag, 24. Juli

10.00 Uhr

"Sichtbare Geschichte der Kunst" (Christian Mechel, 1783). Zur
Sammlungsgeschichte der kaiserlichen Galerie in Wien Ende des 18.
Jahrhunderts

Mag. Nora Fischer, Da Ponte Institut, Wien

11.00 Uhr

Räume des Sammelns. Zur Wechselwirkung von Sammeln und Bauen im 19.
Jahrhundert am Beispiel von Baron Rothschild und Graf Wilczek

Mag. Andreas Nierhaus, Wien

12.00 Uhr: Pause

14.00 Uhr

Vom Münchner Sammler zum europäischen Kunsträuber: Adolf Hitler

Dr. Birgit Schwarz, Wien

15.00 Uhr

Bibliothek und Museum Stift Admont - KONTRASTreich

Dr. Michael Braunsteiner, Stift Admont

16.00 Uhr: Pause

16.30 Uhr

Der Sammler im Film II: Der Fänger (The Collector)

Regie: William Wyler, GB 1965

Sonntag, 25. Juli

15.00 Uhr

Kaiser Franz Joseph als Sammler?

Exkursion ins Jagdschloss Neuberg

Eine Veranstaltung im Rahmen der Neuberger Kulturtage 2004

Konzept:
Andreas Nierhaus
Ort: A-8692 Neuberg an der Mürz, Stift, Festsaal
Preise:
Gesamte Veranstaltung EUR 15,-
Einzelvortrag EUR 5,-
Kartenbestellung: kartenbueroneuberger-kulturtag.org

Links:
Neuberger Kulturtage: www.neuberger-kulturtage.org
Neuberg an der Mürz: www.neuberg.at

Quellennachweis:
CONF: Sammeln/Ansammeln (23.-25.7.2004, Neuberg an der Muerz). In: ArtHist.net, 30.06.2004. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/26464>.

^