CONF Oct 17, 2003

Kunst und Demokratie (Berlin, 31.10.-2.11.2003)

Dr. Martin Hellmold

Symposium des Ulmer Vereins- Verband für Kunst und Kulturwissenschaften e.V.

Kunst und Demokratie
Die Bundesrepublik Deutschland sammelt
Berlin, 31. Oktober - 2. November 2003

Geht man in Berlin am Reichstag und seinen Verwaltungsgebäuden vorbei,
wird bei Tag und bei Nacht augenscheinlich, dass neben der Architektur
die bildende Kunst eine wichtige repräsentative Funktion einnimmt. Das
Sammeln von Kunst durch Regierungen an sich ist nichts ungewöhnliches,
auch nicht die damit verbundene Ausübung von Macht und Kontrolle.
Gleichwohl ergeben sich dadurch Fragen:
- In welchem Verhältnis stehen die demokratischen Organe der
Bundesrepublik zum Kunstbetrieb?
- Inwiefern wird Kunst hier zur Staatsrepräsentation?
- Wie verhält es sich in einer Demokratie mit der Ankaufspolitik durch
staatliche Stellen?
- Was für Auswirkungen haben die unterschiedlichen Formen von
subventionierter Kulturpolitik?
- Welche Personengruppen werden durch Ankäufe gefördert bzw. bevorteilt
und wie werden diese Vorteile legitimiert?
- Welchen Nutzen hat die Bevölkerung an den erworbenen Kunstwerken?

Die freie Ausübung von Kunst ist im bundesdeutschen Grundgesetz seit
1949 garantiert. Über eine Förderung seitens des Staates gibt es hierbei
keine offiziellen Verlautbarungen. Der Ankauf von Kunst scheint bis 1970
ausschließlich Sache der Länder und Kommunen gewesen zu sein, dem
Föderalismus der jungen Demokratie verpflichtet. Seitdem jedoch vor über
30 Jahren auf Anregung des Künstlers Georg Meistermann unter dem
damaligen Bundeskanzler Willy Brandt eine Kunstankaufskommission
eingerichtet wurde, engagiert sich der Bund, um "der zeitgenössischen
Kunst einen besseren Platz in der Repräsentanz unserer Demokratie
einzuräumen und ihre Inhalte bewusster in das politische Leben
einzubeziehen" (ehemaliger Bundesinnenminister Gerhart R. Baum).

Das Symposium umfaßt mehrere Schwerpunkte. Am ersten Tag geht es um die
Frage nach der Funktion von ,Ämterkunst' in der Demokratie. Am zweiten
Tag werden die Entscheidungsinstrumente einer Politik untersucht, die
den Anspruch hat, mit ihrer Ankaufspolitik demokratisch zu sein. Im
Zentrum der kritischen Befragung steht hier der Antagonismus von
Ankaufkommission versus alleinverantwortlicher/m KuratorIn. Vergleichend
dazu wird die Praxis der niederländischen Kunstpolitik vorgestellt,
welche sich seit Anfang der 1990er Jahre stark verändert hat: Mittels
subventionierter Kunstformen werden dort Ziele festgelegt, die letztlich
die Autonomie der Kunst in Frage stellen.

Das Symposium versteht sich als Diskussionsforum. Es richtet sich an die
Mitglieder des Ulmer Vereins ebenso wie an Fachleute und interessierte
Laien. Im Zentrum der Veranstaltung steht das Gespräch mit Vertretern
aus musealen, kunstwissenschaftlichen und kulturpolitischen Arbeitsfeldern.

Programm

Freitag, 31. Oktober 2003
Anreise der Symposiums-TeilnehmerInnen

18.15 - ca. 20.00 Uhr
Führung Reichstag / Bundestag
Treffpunkt: Besuchereingang West des Reichstagsgebäudes, linker Eingang,
Platz der Republik, 11011 Berlin
(Teilnahme an der Führung nur nach Voranmeldung! Es stehen lediglich 20
Plätze zur Verfügung!)

Sonnabend, 1. November 2003
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Hauptgebäude,
Raum 3071

10.00 - 10.15 Uhr
Begrüßung
Sigrid Melchior / Martin Hellmold (Vorstand Ulmer Verein)
Andreas Kaernbach (Kurator der Kunstsammlung der Bundesrepublik Deutschland)

10.15 - 11.00 Uhr
Einführung in das Symposium
Totalitäre oder demokratische Kunstförderung?

11.00 - 12.30 Uhr
Thema 1: "Ämterkunst": Wer braucht die Kunst im politischen Raum?
Moderation: Martin Hellmold
Gesprächspartner:
Karin Stempel, Kassel (Sachverständige für den Kunstbeirat
Reichstagsgebäude)
Hans-Ernst Mittig, Berlin (Kunstwissenschaftler)
Andreas Kaernbach (Kurator der Kunstsammlung der BRD)

12.30 - 13.45 Uhr
Mittagspause

13.45 - ca. 15.30 Uhr
Führung Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages
Treffpunkt: Nordeingang des Reichstagsgebäudes, Paul-Löbe-Allee, 11011
Berlin
(Teilnahme an der Führung nur nach Voranmeldung! Es stehen lediglich 20
Plätze zur Verfügung!)

16.30 - ca. 20 Uhr
Mitgliederversammlung des Ulmer Vereins
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Hauptgebäude,
Raum 3071

Sonntag, 2. November 2003
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Hauptgebäude,
Raum 3071

9.30 - 11.00 Uhr
Thema 2: KuratorIn contra Gremium
Moderation: Sigrid Melchior
Wie kauft man demokratisch Kunst? Beispiel Niederlande
Sabine Dorscheid, Aachen/Krems

11.00 - 11.30 Uhr
Kaffeepause

11.30 Uhr - 13 Uhr
Abschlußdiskussion:
Wie kauft man demokratisch Kunst?
Welche Entscheidungsinstrumente hat die Politik?
Gesprächspartner:
Veit Loers (Kurator für die Neuankäufe der Bundeskunstsammlung 2000-2003)
Erich Liebert (Referat Bildende Kunst bei der Beauftragten des Bundes
für Kultur und Medien)
Michael Diers (Humboldt-Universität zu Berlin)
Klaus Bußmann (Westfälisches Landesmuseum Münster) angefragt

Programmänderungen vorbehalten

Verbindliche Anmeldung (inkl. Überweisung der Teilnahmegebühr) mit
Angabe des Geburtsdatums bis zum 24. Oktober 2003 an die E-mail:
melchiorulmer-verein.de
Für Rückfragen:
Tel. 030_449 54 68
Fax 030_28 09 69 95

Teilnahmegebühr
UV-Mitglieder frei
Nicht Mitglieder 15 EUR / Erm. 10 EUR

Konto des Ulmer Vereins, Kto: 525238-604 bei der Postbank Frankfurt/M.,
BLZ 500 100 60
Stichwort: "Bundesrepublik"

Die Führungen durch die Sammlung der Bundesrepublik sind kostenlos;
allerdings ist die Teilnahme auf 20 InteressentInnen beschränkt. Eine
vorherige schriftliche Anmeldung bei Sigrid Melchior
(melchiorulmer-verein.de) ist unbedingt erforderlich. JedeR BesucherIn
wird gebeten, einen gültigen Lichtbildausweis mit sich zu führen.

Veranstaltungsort:
Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin,
Hauptgebäude, Raum 3071

Anfahrt mit ÖPNV:
Reichstag/Paul-Löbe-Haus: S-Bahn-Station "Unter den Linden";
Bushaltestelle "Reichstag/Bundestag"
Humboldt-Universität: S-Bahn-Station "Friedrichstraße"; Bushaltestelle
"Humboldt-Universität"

Speisen und Getränke sind individuell zu zahlen, Anreise und
Übernachtung müssen selbst organisiert werden (vgl.
http://www.btm.de/deutsch/unterkunft/index.html, Berlin Tourismus
Marketing, Hotels, Infos: Tel. 030_25 00 25).

Der Ulmer Verein (UV) ist ein gemeinnütziger überregionaler
Interessenverband von Kunst- und KulturwissenschaftlerInnen. Seit seiner
Gründung 1968 steht der UV für die Förderung kritischer Wissenschaft in
Theorie und Praxis. Weitere Informationen zu den Positionen und
Angeboten des UV sowie zur Mitgliedschaft unter www.ulmer-verein.de.

Der Ulmer Verein dankt dem Kunstgeschichtlichen Seminar an der
Humboldt-Universität zu Berlin für die Unterstützung des Symposiums.

Reference:
CONF: Kunst und Demokratie (Berlin, 31.10.-2.11.2003). In: ArtHist.net, Oct 17, 2003 (accessed Jan 2, 2025), <https://arthist.net/archive/25954>.

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