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Der Orient, die Fremde
Positionen zeitgenössischer Kunst
Tagung in der
Nationalgalerie
Hamburger Bahnhof
Museum für Gegenwart - Berlin 20. und 21.Juni 2003
Schleier, Tschador, Bart und Turban sind Zeichen der visuellen
Repräsentation des Orients - tagtäglich führen uns die Massenmedien dieses
Bild vor. Zeitgenössische künstlerische Positionen nutzen und
problematisieren dieses Zeichenrepertoire. Auch Künstlerinnen und Künstler
arabischer Herkunft verwenden solche Elemente zur Selbstbeschreibung und
Selbstsemantisierung. Wird damit das westliche Bild nicht letztlich
affirmiert? Reflektieren solche Standpunkte die gängigen kulturellen
Klischees oder bringen sie sie auch mit hervor? Wie wird das arabische
Andere medial konstruiert? Werden die Grenzen des Eigenen und Fremden
überschritten oder verfestigt?
In der aktuellen postkolonialen Forschung werden Konstruktionen des
,Anderen' diskutiert und solche binären Oppositionen wie das Eigene und
Fremde, Zentrum und Peripherie, Inklusion und Exklusion hinterfragt. Die
Analysekategorie der Hybridität steht demgegenüber für Polyvalenz und für
die Verbindung des Differenten - beide Seiten der Unterscheidung kommen
zum Tragen. Die Konstitution des Eigenen in Abgrenzung zum Fremden wird
als krisenhaft dargestellt, sowohl in Bezug auf die geschlechtliche als
auch auf die ethnische Identität. Das Subjekt erscheint in der modernen
Gesellschaft nicht als einheitliches, sondern wird zum hybriden
Referenzpunkt einer Vielzahl unterschiedlicher Diskurse. Vor diesem
Hintergrund sollen die künstlerischen Positionen auf der Tagung diskutiert
werden.
Drei Themenkomplexe sollen dabei in den Fokus genommen werden:
1. die Verschränkung von Weiblichkeit und Alterität
2. die Bedeutung von politisch engagierter Kunst gerade in Hinblick auf
aktuelle Ereignisse
3. die Funktion des Museums für solche Debatten.
Die Tagung findet anlässlich der Ausstellung WerkRaum 14: Parastou
Forouhar statt. Die Schau präsentiert neue Arbeiten der aus dem Iran
stammenden und in Frankfurt lebenden Künstlerin Parastou Forouhar. Das
Konzept der Ausstellungsreihe WerkRaum ist es, aktuellen Entwicklungen
der Kunst im Kontext des Museums ein Experimentierfeld zu geben und einen
Dialog zu ermöglichen.
Konzeption und Leitung: Dr. des. Alexandra Karentzos, Dr. Britta Schmitz
Programm:
Freitag, 20.06.2003
19:00 Uhr
Einführung durch Britta Schmitz (Kuratorin, Berlin) in der Ausstellung
"Parastou Forouhar: Tausendundein Tag" im WerkRaum der Nationalgalerie im
Hamburger Bahnhof
Samstag, 21.06.2003
Ort: Aktionsraum der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof
10:00 Uhr
Alexandra Karentzos, Kuratorin / Kunstwissenschaft (Berlin /
Braunschweig): Der Orient, die Fremde. Positionen zeitgenössischer Kunst
10:30 Uhr
Alexander Honold, Deutsche Literaturwissenschaft (Konstanz / Berlin):
Das Fremde. Anmerkungen zu seinem Auftritt in Kultur und Wissenschaft.
Kaffeepause 15 Minuten
Moderation: Sabine Vogel, Berliner Zeitung
11:45 Uhr
Catherine David, Kuratorin (Rotterdam): What Orient? What Other? For a
contemporary Arab Critical Culture (Vortrag in englischer Sprache)
12:45 Uhr
Irit Rogoff, Kunstgeschichte (London): Engendering Terror
(Vortrag in englischer Sprache)
Mittagspause gegen 13:45 Uhr
Moderation: Alma-Elisa Kittner, Graduiertenkolleg Körperinszenierungen,
Berlin
14:45Uhr
Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Kunstgeschichte (Trier):
Fotografische Orientalismuskritik von Clerambeau bis Neshat
15:45 Uhr
Maryam Mameghanian-Prenzlow, Iranistik (Berlin):
Zwischen Wort und Bild. Iranische Literatur und Kunst der Gegenwart im
Austausch
Kaffeepause 15 Minuten
17:00 Uhr
Gerhard Plumpe, Deutsche Literaturwissenschaft (Bochum):
Salman Rushdie und das Problem interkultureller Sinnkonflikte
18:00 Uhr
Abschlussdiskussion mit der Künstlerin Parastou Forouhar
Die Tagung wird unterstützt von der Fritz Thyssen Stiftung, der Heinrich
Böll Stiftung und dem Verein der Freunde der Nationalgalerie.
Kontakt / Contact:
Alexandra Karentzos
Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof
Museum für Gegenwart
Invalidenstr. 50 - 51, 10557 Berlin
assistent.hbfsmb.spk-berlin.de
oder 030- 397834- 23 oder -12
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English Version:
The Orient and the Other
Positions in Contemporary Art
Conference at the
National Gallery
Hamburger Bahnhof
Museum for the Present - Berlin June 20- June 21, 2003
Conception and Direction:
Dr. des. Alexandra Karentzos, Dr. Britta Schmitz
Veils, chadors, beards and turbans are signs of the visual representation
of the Orient - the mass media show us this image on a daily basis.
Contemporary artists both use and proble-matise this repertoire of signs.
Arabian artists also make use of such elements to describe and to
semanticise themselves. Yet is this merely an affirmation of the western
image? Do these points of view reflect the common cultural clichés, or do
they perhaps serve to produce these stereotypes? How is the Arabic Other
medially constructed? Are the borders of the self and the Other
transgressed or fortified? Recent postcolonial discourse questions the
constructions of the "other" and examines binary oppositions of the self
and the Other, centre and periphery, inclusion and exclusion. In contrast,
the analytical category of hybridity stands for polyvalence and for the
connection of difference
- both sides of distinction become noticeable. The constitution of the
self is shown in differentiation to the Other as a crisis, in reference to
gender identity as well as to ethnic identity.
The subject appears in modern society not as unified, but rather becomes a
hybrid reference point for a multitude of different discourses. It is
against this backdrop, that the artistic positions should be discussed at
the conference.
There will be three areas of focus:
1. the intersection of femininity and alterity
2. the significance of politically engaged art in the context of current
events
3. the role of museums in such debates.
The conference takes place in conjunction with the exhibition WerkRaum.
14: Parastou Forouhar. Thousand and One Day. In the exhibition new works
by the Iranian artist Parastou Forouhar, who lives in Frankfurt, are
presented. The concept of the exhibition series WerkRaum is to give recent
developments in art an experimental space and to enable dialogue.
Quellennachweis:
CONF: The Orient and the Other. Positions in Contemporary Art (Berlin D, 20.-21.6.03). In: ArtHist.net, 11.06.2003. Letzter Zugriff 26.12.2024. <https://arthist.net/archive/25722>.