Sammelband für die Teilnahme von NachwuchswissenschaftlerInnen
- mit begleitendem Kolloquium zum Thema:
Wechselbeziehungen zwischen Text und Bild - Komplementarität, kultureller Bezug, Analogie
In diesem Sammelband und dem für Juni/Juli 2012 an der Humboldt-Universität anberaumten Kolloquium für NachwuchswissenschaftlerInnen (es schliesst an das Kolloquium "Die Schrift findet zum Bild" (im Juni/Juli 2011) an), wird den verschiedenartigen Wechselbeziehungen und -wirkungen von Texten und Bildern nachgegangen. Ein erster Überblick über vielfältige inhaltliche und formale Varianten von Beziehungen zwischen literarischem Text und gemaltem Bild ergab eine Unterteilung in komplementäre und symbiotische "Schreibweisen". Vertiefend und erweiternd soll nunmehr drei Ansätzen einer Betrachtung Raum gegeben werden:
1. Der Untersuchung "komplementärer" (kompensatorischer) Beziehungen zwischen Text und Bild, innerhalb derer sich Bild und Text nicht entsprechen, sich nicht ergänzen oder erklären (wie Bibelillustrationen, Emblemata, Merkbilder), aber dennoch aufeinander bezogen sind, in Abhängigkeit stehen bzw. sich zu einer Synthese oder Symbiose erweitern. Es geht um dialektisch angelegte Überschreitungen der Grenzen von Ausdrucksweisen im jeweiligen Medium, indem komplementäre (kompensatorische) Ausdruckspotentiale der jeweils anderen Gattung einbezogen werden. "Sinn" oder "Bedeutung" des schriftstellerisch-bildnerischen Verbundes oszillieren zwischen den beiden Medien, ergeben sich aus der gegenseitigen Beeinflussung und Erweiterung. Gefragt wird hier nach intermedialen Verschränkungen sowie ob diese möglicherweise genderspezifisch zu differenzieren sind. Keines der Medien ist vorrangig; sie stehen in einer nicht-hierarchischen Beziehung zueinander. Beispiele für gattungsübergreifende Fusionen finden sich bei Else Lasker-Schüler, Unica Zürn, Friederike Mayröker, Frida Kahlo.
2. Ein weiterer Ansatz der Betrachtung soll sich auf die Verbindung von getrennt entstandenen Texten und Bildern beziehen, die allerdings kulturell verhafteten Prinzipien einer Wechselwirkung unterlagen. Hier wären geistes- und kulturgeschichtlichen (literarischen, philosophischen, künstlerischen) Zusammenhängen nachzugehen, transmediale Einflüsse und Übereinstimmungen zu erkennen, d.h. auch ein Netzwerk von Bezügen (anhand von Quellenstudien) zu erarbeiten. Es könnte gezeigt werden, wie Werke der bildenden Kunst bzw. der Literatur nicht selten unlösbar im Zusammenhang der aktuellen Kulturszene (ent-)stehen, wie hier auch (weibliche) Genealogien (Bezüge zwischen LiteratInnen und KünstlerInnen) auszumachen sind. Vergleichende Analysen von Texten und Bildern zielen darauf ab, ihre kulturelle, auch genderspezifische Zusammengehörigkeit festzustellen. Herausragend sind hier die Beiträge von Reinhard Brandt (Philosophie in Bildern) über u.a. Las Meninas von Velazquez oder Die Schule von Athen von Raffael.
3. Darüber hinaus fordern "analogische" Entsprechungen zur Diskussion heraus: Selbst wenn Text und Bild unvergleichbar scheinen, möglicherweise verschiedenen Epochen angehören, können sie auf analoge Ausdrucksintentionen verweisen. Als Beispiel sei die Darstellung des Ehebruchs in Madame Bovary genannt, den Flaubert literarisch verhüllt, ebenso wie Jan Vermeer van Delft in seinem Bild Das Glas Wein den Moralbruch der Verführung der Dame durch den Kavalier. Der Fokus der Betrachtung läge hier auf - eventuell auch genderspezifisch zu differenzierende - Darstellungstechniken zum Beispiel des Unausgesprochenen oder Nicht-Dargestellten. Fragen ergeben sich, wie anhand der medial zu unterscheidenden Darstellungsweisen ein gleicher künstlerischer Ausdruck (z.B. des "Innehaltens", einer "Anspannung", eines "Moments höchster Dramatik") erzeugt wird. Bei einem solchen Vorgehen wären die unterschiedlichen Ausdruckspotentiale von Literatur und bildender Kunst exemplarisch an ihrer zeitlosen Gegenüberstellung bewußt zu machen. Die sich ergebenden Parallelen beruhen nicht zwingend auf einer wechselseitigen Rezeption, vielmehr auf Konstanten bzw. Grundstrukturen der literarischen und bildkünstlerischen Produktion.
InteressentInnen am Sammelband (2 Bände) und/oder Kolloquium nehmen bitte Kontakt auf mit:
Professor Dr. Renate Kroll, Humboldt-Universität, Philosophische Fakultät II, Unter den Linden 6, 10099 Berlin, Tel: 030-2093/5146; 030-2123.2668, renate.kroll(at)romanistik.hu-berlin de
oder mit:
Kim Carolin Holtmann, Humboldt-Universität, Philosophische Fakultät II, Unter den Linden 6, 10099 Berlin, Tel: 0163 - 574.11.17, kim.holtmann(at)gmx.de
Quellennachweis:
CFP: Wechselbeziehungen zwischen Text und Bild (Berlin, Jun 12). In: ArtHist.net, 17.01.2012. Letzter Zugriff 15.11.2024. <https://arthist.net/archive/2565>.