CONF 30.04.2003

Geist und Macht: Friedrich der Große (Potsdam D, 30.-31.05.03)

Max Biehahn

Tagungsankündigung:

GEIST und MACHT: Friedrich der Große - Akteur der europäischen
Kulturgeschichte

Internationale Tagung in Potsdam (30./31. Mai 2003)

Ort: Forschungszentrum Europäische Aufklärung e.V. Potsdam
Gregor-Mendel-Straße 21/22, 14469 Potsdam
(Plan: http://www.uni-potsdam.de/u/fea/lage.htm)

ausführliche Information (Tagungsprogramm, Kontakt) unter
http://www.uni-potsdam.de/u/fea/wehinger/geist.htm

Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive steht Friedrich der Große in
einer historischen Konstellation, die Einblicke in die Möglichkeiten und
Grenzen eines Bündnisses von Geist und Macht eröffnet. Als roi philosophe
gelang es ihm, dem Ideen- und Kulturtransfer nachhaltige Impulse zu
verleihen und die Dynamik der Modernisierung auf der Grundlage der
grenzüberschreitenden Kulturbeziehungen zu intensivieren. Dass ihm dabei
die Rolle eines entscheidenden Akteurs zukam, liegt daran, dass er sich in
Abkehr von der höfischen Konvention als Intellektueller auf dem Thron
verstand und dies als Autor eines umfangreichen Werkes unter Beweis
stellte. In diesem Selbstverständnis wusste er sich als Mäzen dem
Kulturverständnis der Aufklärung verpflichtet und partizipierte am
europäischen Commerce von Kunst und Kultur.

Zum anderen nahm er diese Rolle als Monarch wahr, der entschlossen
war, auch auf der politischen Bühne eine epochale Rolle zu spielen. Die
mit seiner Person verknüpften Attribute Kultur und Politik oder Geist und
Macht, die einander widerstreitenden Aktionsfeldern zugeordnet wurden und
werden, sind mit seiner Person untrennbar verbunden und galten ihm selbst
als keineswegs inkompatibel. Jedoch unterzogen bereits die Zeitgenossen
die friderizianische Verknüpfung von (politischer) Macht und (allgemeiner)
Kulturentwicklung einer grundsätzlichen Kritik. Diese Kritik wiegt umso
mehr, als sie sich auf dieselben aufgeklärten Ideen berief, die Friedrich
für sich in Anspruch nahm.

Auf der Potsdamer Tagung wird das von Friedrich II. angestrebte
Bündnis von Geist und Macht kritisch beleuchtet und die Frage nach seiner
historischen Rolle als Akteur der europäischen Kulturgeschichte erörtert.
Dabei stehen Form und Funktion seines schriftstellerischen Werkes ebenso
zur Diskussion wie dessen Wirkung und also der Ort, den Friedrich II. im
kulturellen Gedächtnis und in der europäischen Erinnerungspolitik einnimmt.

Die internationale und interdisziplinäre Tagung steht im Kontext der
Erforschung der Geschichte der europäischen Kulturbeziehungen, sie greift
die derzeit in den Kulturwissenschaften diskutierte Frage nach der
Existenz einer europäischen Erinnerung und einer europäischen Identität
auf und stellt sie in den historischen Zusammenhang.

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Quellennachweis:
CONF: Geist und Macht: Friedrich der Große (Potsdam D, 30.-31.05.03). In: ArtHist.net, 30.04.2003. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/25570>.

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