Q 29.08.2001

Re: Q: Diaprojektion in der Kunstgeschichte (8)

H-ArtHist (Mahnke)

8 Antworten auf:
A. Schaich <Anne.Schaichmailbox.tu-dresden.de> am 27.8.01
"Sehr geehrte Listenmitglieder,
fuer ein Referat, das sich unter anderem auch mit der Veraenderung
der Vortragspraxis in der Kunstgeschichte befasst, suche ich Antwort
auf die folgende Frage: Wann wurde das heute uebliche Konzept, zwei
Dias nebeneinander zu projizieren und mit einem muendlichen Vortrag
zu begleiten, in der Kunstgeschichte eingefuehrt? Ich freue mich auf
Hinweise, auch zur "Technikgeschichte" der Diaprojektion.
Anne Schaich, TU Dresden"

1.) Karen Lang <klangclarkart.edu>
Dear Anne,
Dual projection is reputed to have begun with Wolfflin. In this
regard a recent essay might be of interest: Robert Nelson, "The Slide
Lecture, or the Work of Art History in the Age of Mechanical
Reproduction," Critical Inquiry 26, no. 3 (Spring 2000): 414-434 Kind
regards,
Karen Lang University of Southern California

2.) Irmgard Muesch <i.mueschgmx.de>
Liebe Anne Schaich, zur Frage, wann die
Vermittlungsform 'Vortrag + Diaprojektion' Eingang in die
Kunstgeschichte gefunden hat, kann die Magisterarbeit von Wiebke
Ratzeburg "Die Anfaenge von Fotografie und Lichtbildprojektion in der
Kunstgeschichte" Auskunft geben. Frau Ratzeburg ist unter
wieratzegmx.de auch per email zu erreichen.
Mit freundlichen Gruessen
Dr. Irmgard Muesch, Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig

3.) "Sigrid Schulze" <s.schulzeblinx.de> Sehr geehrte Frau Schaich,
bezueglich Ihrer Frage zur Diaprojektion moechte ich Sie auf einen
Text aufmerksam machen, den ich im letzten Jahr veroeffentlicht habe.
Ich gehe darin auch auf die Anfaenge der Diaprojektion an den
Universitaeten ein (H. Grimm, Berlin 1892).

Sigrid Schulze: Lichtbild und Schule. Zur Verwendung der Diaprojektion
im Schulunterricht in den Zwanziger Jahren, in:
DIA/SLIDE/TRANSPARENCY. Materialgeschichgte zur Projektionskunst, hg.
v.d. Neuen Gesellschaft fuer Bildende Kunst, Berlin 2000, S. 166-172
(ISBN 3-926796-64-2)

Auf Wunsch der Herausgeber war bei der Veroeffentlichung auf einen
Anmerkungsapparat zu verzichten. Eine vollstaendige Veroeffentlichung
ist in Vorbereitung. Allerdings koennte Ihnen die beigegeben
Literaturliste - darin auch der Hinweis auf die genannte
Veroeffentlichung von Heinrich Dilly - bereits jetzt weiterhelfen .

Mit freundlichen Gruessen
Sigrid Schulze, Berlin

4.) "Ute Wrocklage" <UWrockfreenet.de>
Liebe Frau Schaich, zur Projektion hat es ein
Themenheft der "Fotgeschichte" vor ca. zwei Jahren gegeben, in dem das
Thema nicht nur technikgeschichtlich abgehandelt wurde. Vielleicht
hilft es Ihnen weiter. Ein Index aller Jahrgaenge der Zeitschrift ist
im Internet zugaenglich. Viel Erfolg
Ute Wrocklage

5.) Rainer.Donandtt-online.de
Liebe Frau Schaich, das Lexikon der Kunst datiert die Einfuehrung der
Diaprojektion in der kunstgeschichtlichen Lehre auf die 1880er Jahre,
traegt damit aber vielleicht eher der technik- als der
wissenschaftsgeschichtlichen Seite des Problems Rechnung (ich
vermute, dass Sie dieser Vorbehalt nach dem Zeitpunkt fragen liess).
Denn ueberhaupt erst Ende des Jahrzehnts wurde die problematische
Kampferflamme des "Skipotikons" durch elektrisches Bogenlicht ersetzt
und die Apparatur somit fuer Laien gefahrlos handhabbar. Daher ist
wohl weniger Bruno Mayer, der bereits in den 1860ern mit
Lichtbildprojektionen experimentierte, als vielmehr Hermann Grimm die
Durchsetzung der neuen Vortragstechnik zu verdanken.

Dass dies Konsequenzen fuer die inhaltliche und methodische
Orientierung des Faches haben wuerde, was bereits den Akteuren und
ihren Zeitgenossen bewusst. Naeheres koennen Sie Heinrich Dilly,
Lichtbildprojektion - Prothese der Kunstbetrachtung, in: Irene von
Below (Hrsg.): Kunstwissenschaft und Kunstvermittlung, Giessen 1975,
sowie Howard B. Leighton, The Lantern Slide and Art History, in:
History of Photography 2, 1984 und Carla Conrad Freeman, Visual Media
in Education: An Informal History, in: Visual Resources 6, 1990
entnehmen. Rainer Donandt

6.) "Wolfgang Ullrich" <Wolfgang.Ullrichadbk.mhn.de> Sehr geehrte
Frau Schaich, einer der ersten 'authentischen' Berichte zu Ihrer
Frage stammt von Hermann Grimm aus dem Jahr 1892 unter dem Titel "Die
Umgestaltung der Universitaetsvorlesungen ueber neuere
Kunstgeschichte durch die Anwendung des Skioptikons",
wiederabgedruckt bei Wolfgang Kemp: Theorie der Fotografie Bd. 1,
Muenchen 1980, S. 200ff. - Ein grossartiger Text, der die frische
Begeisterung des Professors fuer das neue Medium belegt: Er geht
gerade auch auf die neuen Moeglichkeiten des Werkvergleichs ein, den
die Parallelprojektion erlaubt und referiert, wie sich sein
Verhaeltnis zu bestimmten Kuenstlern dadurch veraendert hat, dass er
sie erstmals neben anderen Kuenstlern sah. Beinahe darwinistisches
Gedankengut kommt hier durch: Werke muessen sich durch die
Parallelprojektion neben anderen Werken behaupten. Duerer gewinnt
ploetzlich gegen Raphael etc... Wenn ich mich recht erinnere, hat
Annette Tietenberg in ihrem Beitrag zur Festschrift fuer Hans-Ernst
Mittig auch einen einschlaegigen Aufsatz verfasst - ich bin mir aber
nicht ganz sicher, da ich das Buch nur einmal durchgeblaettert und
nun nicht hier habe. Die bibliographischen Angaben hierfuer: Annette
Tietenberg (Hg.): Das Kunstwerke als Geschichtsdokument. Festschrift
fuer H.-E. Mittig, Muenchen 1999. So weit. Mit einem herzlichen Gruss
aus Muenchen Wolfgang Ullrich

7.) Kohle <Hubertus.Kohlelrz.uni-muenchen.de>
Ich empfehle zu der Frage die Publikationen von H. Dilly. z.B.

Das Auge der Kamera und der kunsthistorische Blick
Author(s):DILLY, Heinrich
Source:Marburger Jahrbuch fuer Kunstwissenschaft, XX (1981) 81-89

Viel Glueck
Hubertus Kohle, Muenchen

8.) "Prof. Dr. H. Dilly" <dillykunstgesch.uni-halle.de>
Anbei sende ich die bibliographischen Angaben zu meinen
Beitraegen ueber die Diaproketion in der Kunstgeschichte. Vielleicht
helfen sie ein Stueckchen weiter. Mit besten Gruessen
Heinrich Dilly

Lichtbildprojektion - Prothese der Kunstbetrachtung, in:
Kunstwissenschaft und Kunstvermittlung, hrsg. von Irene Below,
Giessen 1975, S.153-172.

Die Bildwerfer. 121 Jahre kunstwissenschaftliche Dia-Projektion. In:
Rundbrief Fotografie, N.F.5, 1995, S.39-44; und in: Zwischen Markt
und Museum. Beitraege der Tagung >Praesentationsformen von
Fotografie<, Reiss-Museum der Stadt Mannheim, Rundbrief Fotografie,
Sonderheft 2, 1995, S.39-44.

Die Bildwerfer. In: Im Bann der Medien. Texte zur virtuellen
Aesthetik in Kunst und Kultur. Hrsg. von Kai-Uwe Hemken, Weimar 1997.

Quellennachweis:
Q: Re: Q: Diaprojektion in der Kunstgeschichte (8). In: ArtHist.net, 29.08.2001. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/24580>.

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