Künstlerverbände zur Zeit der Weimarer Republik
Studientag an der Universität Siegen
Im Jahr 2022 blickt die Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstlerinnen und Künstler (ASK) auf ihr einhundertjähriges Bestehen zurück. Der kunstgeschichtliche Lehrstuhl der Universität Siegen nimmt das Jubiläum zum Anlass, um die Geschichte der Künstlerverbände zur Zeit Weimarer Republik im Rahmen eines Studientags zu thematisieren.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Künstlerinnen und Künstler sich auf dem freien Markt zu behaupten hatten, entwickelte sich die Selbstorganisation in lokalen und überregionalen Vereinen und Verbänden zum festen Teil des Kunstbetriebs. Künstlerverbände hatten einerseits funktionale Aufgaben, indem sie berufsständische Interessen wahrnahmen, sich für wirtschaftliche Belange einsetzten, regionale und internationale Netzwerke knüpften und als Ausstellungsorganisatoren auftraten. Andererseits lagen den Zusammenschlüssen häufig politische Ideale und kunstpolitische Agenden zugrunde, für die man in der Öffentlichkeit eintrat.
Mit der Gründung der Weimarer Republik trat die Geschichte der Künstlerverbände in Deutschland in ein neues Stadium ein. 1921 wurde in Weimar mit dem Reichswirtschaftsverband bildender Künstler ein überregionaler Interessenverband gegründet, um die wirtschaftlichen Belange der bestehenden und nach 1919 neu gegründeten Künstlerverbände und -vereine zu bündeln. Vor dem Hintergrund der zunehmend prekären wirtschaftlichen Lage, wurden Dinge wie Künstlersozialversicherung und Urheberrecht, die bis heute die wirtschaftliche Existenz von Künstlerinnen und Künstlern sichern, zu bestimmenden Themen. Zugleich erfasste das Klima der sozialdemokratischen Kulturpolitik und mit ihr das Bemühen, allen Schichten der Bevölkerung Zugänge zur zeitgenössischen Kunst zu schaffen, die Arbeit vieler lokaler Verbände. Die Geschichte der Künstlerverbände wirft damit ein exemplarisches Licht auf die sozialgeschichtlichen und kulturpolitischen Rahmenbedingungen der Weimarer Moderne, ebenso aber auch auf die Bedeutung von Selbstvermarktung und Öffentlichkeitsarbeit für Künstlerinnen und Künstler im 20. Jahrhundert.
Der Studientag findet, sofern die Lage es zulässt, am 29. Juni 2021 als Präsenzveranstaltung in Siegen statt. Erwünscht sind Beiträge, die das Spannungsfeld von ökonomischem Zweckbündnis und kunstpolitischer Interessenvertretung anschneiden oder die Polarität von Zentrum und Peripherie, Regionalismus und Internationalismus, Avantgardismus und Traditionsdenken von Künstlerverbänden in den Blick fassen. Möglich sind dabei ebenso Fallstudien zu spezifischen Verbänden wie sach- und themenbezogene Referate, die auf Einzelaspekte fokussieren.
Die Beiträge des Studientags werden 2022 im Zusammenhang mit dem Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstlerinnen und Künstler in der Reihe »Bild- und Kunstwissenschaften« des Universi-Verlags Siegen publiziert. Die Einsendung von Themenvorschlägen für ein etwa 40-minütiges Referat zusammen mit einem kurzen CV wird erbeten bis zum 20. Dezember 2020.
Kontakt:
PD Dr. Andreas Zeising
Technische Universität Dortmund
Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft
andreas.zeisingtu-dortmund.de
Universität Siegen
Fak. II: Dep. Kunst und Musik: Kunstgeschichte
zeisingkunstgeschichte.uni-siegen.de
Quellennachweis:
CFP: Künstlerverbände zur Zeit der Weimarer Republik (Siegen, 29 Jun 21). In: ArtHist.net, 21.10.2020. Letzter Zugriff 03.12.2024. <https://arthist.net/archive/23755>.