CONF 06.12.2019

Kunst am Bau in der DDR (Berlin, 24 Jan 20)

Akademie der Künste, Plenarsaal, Pariser Platz 4, 10117 Berlin, 24.01.2020

Constanze von Marlin

Kunst am Bau in der DDR - gesellschaftlicher Auftrag, politische Funktion, stadtgestalterische Aufgabe

Kunst am Bau ist als Auftragskunst Bindeglied zwischen Architektur, Kunst, Politik und Stadtgestaltung. Sie hat in Deutschland eine lange Tradition, die seit den 1920er-Jahren ein reiches baukulturelles Erbe hervorgebracht hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Förderung der Kunst in der sowjetisch besetzten Zone zur sozialistischen Kulturpolitik der ersten Stunde. Dementsprechend legte die Kulturverordnung 1950 den Etat für baubezogene Kunst an staatlichen Neu- und Umbauten auf ein bis zwei Prozent der Bausumme fest. Kunstwerke sollten die Bauten der Regierung und der Partei, aber auch der Volkseigenen Betriebe, Hochschulen und Kulturhäuser ergänzen. Ihnen kam die Funktion zu, politische Inhalte abzubilden und idealisierte Gesellschaftsbilder zu propagieren.

Ab Mitte der 1960er-Jahre wurde die Kunst am Bau in der DDR um Aufträge für komplexe Umweltgestaltungen erweitert. Neben Skulpturen, Brunnen, Glasgestaltungen und dekorativen Bauelementen war das Wandbild weiterhin die zentrale Kunstform, um inhaltliche Botschaften zu vermitteln. Zu den Themen für öffentliche Aufträge zählten Frieden und Völkerfreundschaft, die Verbundenheit mit der Sowjetunion, technischer Fortschritt sowie Aufbau und Verteidigung der DDR. Die Kunst sollte dem Realismus verpflichtet und damit volksnah und figürlich sein. Viele Künstlerinnen und Künstler folgten der Doktrin, doch parallel zu den gesellschaftspolitischen Veränderungen fand auch ein Wandel in Form und Inhalt in der Kunst am Bau statt. Mit der Wiedervereinigung verloren viele DDR-Bauten ihre Funktion; etliche wurden abgebrochen, andere von neuen Nutzern übernommen und häufig verändert. Die zugehörige Kunst wurde teilweise transloziert, nicht selten aber verschwand sie mit den Bauten. Dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung möchte das Symposium den Blick auf diesen international einzigartigen Kunstbestand und seine Bedeutung für die Kulturgeschichte Deutschlands lenken.


PROGRAMM

10.30 h
Dr. Thomas Flierl, Architekturhistoriker und Publizist, Berlin
„Das sozialistische Gesellschaftsmodell. Stadtplanung, Architektur und Kunst am Bau in der DDR“

11.15 h
Dr. Roman Hillmann, Deutsches Bergbau-Museum Bochum
„Ostmoderne. Ein Staat gestaltet die Architektur“

Kaffeepause

12.15 h
Dr. Paul Kaiser, Dresdner Institut für Kulturstudien
„Kunst am Bau in der DDR. Auftrag, System und Wandel“

Mittagspause

14.00 h
Silke Wagler, Kunstfonds der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
„Künstlerinnen als Repräsentantinnen des Staates?“

14.45 h
Dr. Ulrike Wendland, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)
„Der Umgang mit baubezogener Kunst der DDR nach 1990“

Kaffeepause

15.45 h
Dr. Ute Chibidziura, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
„Kunst am Bau in Ostdeutschland vor und nach 1990“

Pause

17.30 h
Podiumsgespräch mit
Michael Bräuer, Architekt, Rostock
Prof. Sighard Gille, Künstler, Leipzig
Prof. Dr. Sigrid Hofer, Kunsthistorikerin, Marburg
Swantje Karich, Kulturjournalistin, Berlin

Moderation: Prof. Dr. Arnold Bartetzky, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Leipzig

Das Symposium zur Kunst am Bau in der DDR ist eine Veranstaltung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin.

Quellennachweis:
CONF: Kunst am Bau in der DDR (Berlin, 24 Jan 20). In: ArtHist.net, 06.12.2019. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/22242>.

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