ANN 26.05.2019

Mohr mit Mineralien - Zeitgenoessische Perspektiven (Dresden, 21 Jun 19)

Hans-Nadler-Saal / Dresdner Residenzschloss, 21.06.2019

Mohr mit Mineralien - Zeitgenoessische Perspektiven auf ein historisches Objekt

Seit dem 10. April 2019 hat der Leipziger Künstler Bertram Haude die historische Gesteinsstufe des "Mohren mit Smaragdstufe" im Grünen Gewölbe Dresden temporär gegen eine Stufe mit anthropogenen Substanzen ausgetauscht. Hierbei handelt es sich um "Mineralien", deren Existenzen eng mit menschlichem Wirken auf der Erde verbunden sind. Das Projekt fokussiert einerseits auf einen sich verändernden Begriff von "Natur" – was gilt heute als "natürlich"? Und andererseits ermöglicht die Intervention eine kritische Befragung eines historischen Objekts aus einer postkolonialen Perspektive, denn nicht nur die historische Figur ist ein Erbstück der Epoche des Kolonialismus, die anthropogenen "Mineralien" sind ebenso Produkte einer gegenwärtigen globalen Kolonialisierung – einer geologischen.
Zum interdisziplinären Symposium sind Forscher*innen aus Kunstgeschichte, Mineralogie, Soziologie und Ethnologie eingeladen, sich aus verschiedenen Perspektiven dem historischen Objekt und der künstlerischen Intervention anzunähern.

Das Symposium wird organisiert von Kerstin Flasche und Bertram Haude und findet statt im Rahmen von: "Mohr" mit "Mineralien". Eine temporäre Intervention im Historischen Grünen Gewölbe Dresden, 10. April – 22. Juli 2019.


PROGRAMM

14:00
Prof. Dr. Dirk Syndram (Dresden):
Begrüßung

14:15
Prof. Dr. Dietmar Rübel (München):
August der steinreiche Kannibale. Einverleiben als hybride Überlebensstrategie der Künste

15:00
gemeinsame Begehung der Intervention

15:30 Pause

16:00
Kerstin Flasche M.A. (Dresden):
Kristalline Stolpersteine. Möglichkeiten der Intervention "Mohr mit "Mineralien"

16:45
Prof. Dr. Klaus Thalheim (Dresden):
Anthropogene Minerale – der Mensch als geologischer Faktor

17:30 Pause

17:45
Dr. Christiane Schürkmann (Mainz):
"There is no 'away'!" Von Stoffen, Stäben und Gesteinen und der Frage des 'Was bleibt?'

18:30
Gespräch mit Bertram Haude (Leipzig), Kerstin Flasche M.A. (Dresden), Prof. Dr. Tahani Nadim (Berlin) und Cornelia Wagner M.A. (Berlin)

19:30 Ende der Tagung


Vortragende:
Kerstin Flasche M.A. (Dresden)
ist seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und Kuratorin. Sie promoviert über Geschichte und Theorie der Materialästhetik, mit Schwerpunkt auf mineralische Naturalien als nicht-menschliche Einflüsse in der zeitgenössischen Kunst. Ihre Forschungsinteressen liegen in transdisziplinären Methoden, queerfeministischen, postkolonialen und posthumanen Theorien.

Bertram Haude (Leipzig)
hat bildende Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert. Er hat 2007 seinen Meisterschüler bei Prof Astrid Klein absolviert und lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Leipzig. Zu seinen künstlerischen Interessen gehören im u. A. museale Interventionen und experimentelle Formen der Zusammenarbeit mit Sammlungen und Ausstellungshäusern. Er realisierte Ausstellungen und Interventionen in China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Kolumbien, Niederlande, Schottland, der Schweiz und Taiwan.

Prof. Dr. Tahani Nadim (Berlin)
ist Wissenschaftssoziologin und Juniorprofessorin für Europäische Ethnologie im Institut für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin in einer gemeinsamen Berufung mit dem Museum für Naturkunde Berlin. Sie ist Teil des Centre for Anthropological Research on Museums and Heritage (CARMAH). Ihre Forschung beschäftigt sich mit der Verdatung der Natur und ihren Konsequenzen. Sie leitet die Abteilung Kultur- und Sozialwissenschaften der Natur am Museum für Naturkunde Berlin.

Prof. Dr. Dietmar Rübel (München)
ist seit 2017 Professor für Geschichte und Theorie der Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der modernen und zeitgenössischen Kunst, insbesondere auf der Relation von Kunsttheorie und künstlerischer Praxis, Dingen und der Materialität der Künste, Institutionskritik sowie dem Verhältnis der Bildgeschichte populärer Kulturen zu Film, Design und zeitgenössischer Kunst. Als Kurator war er u. A. am Grünen Gewölbe Dresden, am MAK in Wien, der Nationalgalerie zu Berlin, sowie an der Hamburger und Düsseldorfer Kunsthalle tätig.

Dr. Christiane Schürkmann (Mainz)
ist seit 2010 Mitarbeiterin am Institut für Soziologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und seit 2017 Sprecherin der AG "Posthuman. Perspektiven auf Natur/Kultur" beim Forschungszentrum SoCuM. Seit 2018 arbeitet sie an ihrer Habilitation mit dem Arbeitstitel: "Unendliche Entsorgung. Zur gesellschaftlichen Relevanz radioaktiver Abfallstoffe". Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Kunstsoziologie, der Soziologie der Materialiät, der Umweltsoziologie und in Posthumanen Theorien.

Prof. Dr. Dirk Syndram (Dresden)
ist seit 1993 Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und seit 2003 Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der TU Dresden.

Prof. Dr. Klaus Thalheim (Dresden)
ist Sektionsleiter und Kustos für Mineralogie an den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und Honorarprofessor für Angewandte Mineralogie an der TU Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die regionale Mineralogie einschließlich der Schmuck- und Edelsteine von Sachsen sowie die Wissenschaftsgeschichte der Mineralogie und die Geschichte mineralogischer Sammlungen.

Cornelia Wagner M.A. (Berlin)
ist im Museums- und Ausstellungswesen tätig, wobei ihr Interesse Projekten gilt, die transdisziplinäre Fragestellungen verfolgen. Sie lebt in Berlin und Dresden und arbeitete u. A. für die Lothringer 13, Städtische Kunsthalle München, das Ausstellungsbüro der documenta 12, sowie für das Deutsche Hygiene-Museum Dresden. 2018 ko-kuratierte sie die Ausstellung "The Influencing Machine" in der nGbK Berlin und arbeitet gerade für das Projekt "Mississippi. An Anthropocene River", ein Forschungsprojekt zwischen Wissenschaft, Kunst und Bildung im Anthropozän am Haus der Kulturen der Welt, Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte und Soziologie in Berlin und Stockholm.


Wir danken den Staatlichen Kunstsammlungen für die Bereitstellung der Räumlichkeiten. Das Projekt wird gefördert durch: Andrea von Braun Stiftung München, Sächsisches Staatsministerium des lnnern und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

Quellennachweis:
ANN: Mohr mit Mineralien - Zeitgenoessische Perspektiven (Dresden, 21 Jun 19). In: ArtHist.net, 26.05.2019. Letzter Zugriff 17.04.2024. <https://arthist.net/archive/20849>.

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