Ästhetischer Genuss als Metapher populärer Kunstvermittlung
Ein gemeinsamer Workshop des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Universität Siegen und des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr-Universität Bochum am Kunsthistorischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 21./22. März 2019Organisiert von Andreas Zeising, Stephanie Marchal und Joseph Imorde
Die Rede vom ästhetischen Genuss war um 1900 in Kunstkritik und Kunsterziehung allgegenwärtig. Der damit angesprochene sensualistische Zugang sollte unvoreingenommen BetrachterInnen Kunst nicht nur nahe bringen, sondern ihnen ein innerlich nachschaffendes Erleben ermöglichen. Der mit Empfindung und Emotionalität identifizierte Begriff »Genuss« stand dabei im Gegensatz zu dem Bemühen, das Fach Kunstgeschichte wissenschaftlich auszurichten und methodisch auf eine distanzierte Wahrnehmung festzulegen. Während man im bürgerlich-liberalen Feuilleton noch die Auffassung vertreten konnte, Kunstgenuss sei allein die Sache kultivierter Kenner, profilierten idealistische Erzieher und Volksbildner Genuss als ein Mittel zur Emanzipation und Demokratisierung, um den Vielen den Weg aus den zivilisatorischen Niederungen in die Höhen wahrer Kultur zu weisen.
Der Workshop will die Facetten und Bedeutungsdimensionen eines zentralen ästhetischen Konzepts historiografisch nachzeichnen. Er stellt auch die Frage danach, welche Rolle der Begriff »Genuss« bis heute für die Rezeption von Kunst spielt.
Tagungsort:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Kunsthistorisches Institut
Regina-Pacis-Weg 1
D-53113 Bonn
Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird bis spätestens 15. März 2019 gebeten: zeisingkunstgeschichte.uni-siegen.de
PROGRAMM
Donnerstag, 21. März
13.30
Begrüßung und Einführung
14.00
Joseph Imorde (Siegen)
Genuss. Zur »Tiefe« eines ästhetischen Begriffs
15.00
Joris Corin Heyder
Plaisir des yeux, sentiment, goût. Sinnliche Dimensionen kennerschaftlicher Praktiken im 18. Jahrhundert
16.30
Yvonne Zindel (Hamburg/Berlin)
Genuss erlernen. Der Salon im Begriffsspektrum von Erkenntnis bis Sinnlichkeit
17.30
Alexandra Axtmann (Karlsruhe)
Wilhelm Lübke – Populäre Kunstvermittlung und die Frage nach dem ästhetischen Genuss zur Frühzeit der Kunstgeschichte als Wissenschaftsdisziplin
18.30
Keynote
Peter Ulrich Hein (Duisburg-Essen)
Leide, wenn Du kannst und genieße, wenn Du musst. Zum historischen und aktuellen Antihedonismus in der Kunstpädagogik
Freitag, 22. März
8.30
Stephanie Marchal (Bochum)
Julius Meier-Graefe. Anleitung zum Genuss der Kunstwerke der Moderne
9.30
Jane Boddy (Wien)
»Pleasure« for abstract Line and Color in the Name of a Universalism in »Der Kunstwart«
11.00
Andreas Zeising (Bonn/Siegen)
Rudolf Schulzes Untersuchung »Die Mimik der Kinder beim künstlerischen Genießen« von 1906
12.00
Thorsten Schneider (Lüneburg/Münster)
Genuss gegen den guten Geschmack. Peter Gorsens Kunstkritik als enthemmter Kunstgenuss
Quellennachweis:
CONF: Ästhetischer Genuss als Metapher populärer Kunstvermittlung (Bonn, 21-22 Mar 19). In: ArtHist.net, 15.02.2019. Letzter Zugriff 21.11.2024. <https://arthist.net/archive/20177>.