CFP 03.05.2018

Diskursfeld Angewandte Künste (Dresden, 8-9 Nov 18)

Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, 08.–09.11.2018
Eingabeschluss : 30.06.2018

Ariane Koller, Institut für Kunstgeschichte

CALL FOR PAPERS:

1. Tagung des Fachforums "Angewandte Künste – Schatzkunst, Interieur und Materielle Kultur"

Diskursfeld Angewandte Künste I: Werte und Bewertungen
Dresden, Staatliche Kunstsammlungen
8. – 9. November 2018

Den Umgang der Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts mit den Künsten der Frühen Neuzeit prägen noch häufig, explizit oder implizit, die Bewertungen und Hierarchisierungen des 19. Jahrhunderts: Mit den Gattungen der Malerei, Zeichnung und Skulptur ließen sich kunsttheoretische Diskurse verbinden, die für die angewandten Künste weitgehend zu fehlen schienen; in ihnen manifestierten sich vielmehr handwerkliche Kunstfertigkeit und ostentativ zur Schau gestellte Materialität – also eben die Eigenschaften, die das ingenium des Künstlers doch angeblich überwand. Nur gelegentlich wurde erkennbar, dass der Primat, der Malerei und Skulptur in dieser Rangfolge der Künste eingeräumt wurde, der Bewertung der Werke in ihrer Entstehungszeit nicht entsprach – vielmehr belegen zahlreiche Quellen die hohe Wertschätzung (mit den entsprechenden Preisen), die zuerst Werken der sogenannten angewandten oder dekorativen Künste galt. Namentlich an den europäischen Höfen der Frühen Neuzeit wurde gerade diesen Objekten ein außerordentlich hoher Rang zugemessen, und die Bezeichnung «Schatzkunst» reflektiert nicht allein ihren materiellen Wert und die handwerkliche Meisterschaft, ja Virtuosität, die sie hervorbrachte: In den Situationen, die die historische Forschung in jüngerer Zeit unter dem Aspekt der Performativität betrachtet hat, kam ihnen nicht selten entscheidende Bedeutung zu. Ihre Auswahl für die Ausstattung von Fest- und Empfangsräumen lag häufig in der unmittelbaren Verfügung ihres fürstlichen Besitzers, in Ritus und Zeremoniell vermittelten sie höchst differenzierte Botschaften. In ihnen gewannen dynastische Tradition und dynastischer Rang genauso wie politische Bündnisse oder kulturelle und ökonomische Ansprüche gleichsam materialisierte Gestalt.

Im Rahmen der ersten Tagung des Fachforums "Angewandte Künste – Schatzkunst, Interieur und Materielle Kultur" sollen die historischen Bewertungen von Kunstwerken ernst genommen und zugleich kritisch untersucht werden: Worauf beruhten Wertsetzungen, wie wurden sie begründet, und wie prägten die Bewertungen den Umgang mit den Objekten (die gesammelt, zu bestimmten Anlässen präsentiert, unveräußerlich gestellt, aber auch umgearbeitet oder – im Falle von Gold- und Silberarbeiten – eingeschmolzen und tatsächlich umgemünzt werden konnten)? Argumentationen, wie sie sich etwa in Aushandlungsprozessen zwischen Auftraggebern und Produzenten, im diplomatischen Geschenkverkehr und in Vererbungen nachvollziehen lassen, aber auch implizite Bewertungen, etwa durch Hierarchisierungen, wie sie im höfischen Zeremoniell geläufig sind, können daraufhin analysiert werden. Schließlich gilt es, Strategien und Praktiken in den Blick zu nehmen, mit denen Werte erzeugt, gesichert und (nicht selten über Generationen) vermittelt wurden: Studien, die in letzter Zeit unternommen wurden, weisen darauf hin, dass für die Wertkonstitution und –vermittlung solcher Objekte deren wiederholte Aktivierung – im Sinne einer amplificatio oder einer Bedeutungsakkumulation in der longue durée – eine wichtige Rolle spielte. Untersuchungen in diesem Feld sind geeignet, auch grundsätzlich Wertkategorien und Wertsetzungen in kunsthistorischen Diskursen zu beleuchten.

Wir bitten um Vorschläge zu Vorträgen (ca. 30 Minuten zzgl. Diskussion).
Bitte senden Sie ein Abstract (2000 – 2500 Zeichen) und ein knappes CV an:
birgitt.borkoppikg.unibe.ch oder ariane.kollerikg.unibe.ch

Eingabeschluss: 30. Juni 2018

Organisation:
Prof. Dr. Birgitt Borkopp-Restle und Dr. Ariane Koller,
Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern
Prof. Dr. Matthias Müller, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Universität Mainz
Prof. Dr. Dirk Syndram, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Prof. Dr. Barbara Welzel, Institut für Kunst und Materielle Kultur der TU Dortmund

Quellennachweis:
CFP: Diskursfeld Angewandte Künste (Dresden, 8-9 Nov 18). In: ArtHist.net, 03.05.2018. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/18039>.

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