Politische Emotionen. Schwerpunktthema am Warburg-Haus 2018
Angst, Sorge, Empörung oder Verachtung, aber auch Vertrauen, Hoffnung, Mitleid, Empathie oder Sympathie werden momentan als politische Kräfte verstärkt diskutiert. Über die zentrale Rolle von Emotionen in politischen Prozessen scheint man sich zwar einig zu sein: Sie gelten als Movens sowohl von Protestbewegungen als auch als Faktor in demokratischen Meinungsbildungsprozessen, sie scheinen den Zusammenhalt politischer Gebilde zu garantieren, sie sind verantwortlich für massenpsychologische Phänomene wie Umsturz und Revolution oder für das Kippen dieser Bewegungen in Terror und Schrecken. Die Einschätzungen des Phänomens divergieren indes beträchtlich. Während die einen den Mangel an ›politischer Leidenschaft‹ bedauern, warnen andere vor Hysterie, vor ›Wutbürgern‹ und vor einer emotionsgesteuerten Politik. Sind ›Gefühlspolitiken‹ also legitim oder wäre vielmehr generelle Skepsis gegenüber emotionalen Überwältigungsstrategien geboten? Sollen und können politische Entscheidungen überhaupt rational getroffen werden, oder sind Emotionen aus der Politik schlicht nicht wegzudenken?
Der Diskussion dieser Fragen will der Themenschwerpunkt »Politische Emotionen« am Warburg-Haus Raum bieten. Die Vortragsreihe im ersten Halbjahr 2018 widmet sich der politischen Gefühlskultur in der Demokratie, dem Mitgefühl und dessen dunklen Seiten sowie gesellschaftlichen Affektlagen im Krieg. Die Vortragsreihe wird von Kooperationsveranstaltungen zur Darstellung und Rolle von Emotionen in Film, Medien, Literatur und Künsten flankiert. Den Abschluss des ersten Halbjahrs bildet im Juli 2018 ein Thementag zur kulturellen Wahrnehmung von (Natur-)Katastrophen, den das Warburg-Haus in Kooperation mit der Forschungsstelle Naturbilder der Universität Hamburg und der Hamburger Kunsthalle veranstaltet. Das diesjährige Internationale Warburg-Kolleg wird sich im Oktober 2018 ›Politischen Emotionen in den Künsten‹ widmen: Von welchen Ikonographien zehren aktuelle Emotionspolitiken, welchen längst kodierten Dramaturgien folgen soziale Bewegungen, welche bekannten Narrative der Mobilisierung oder Eindämmung politische Emotionen werden aufgegriffen?
VORTRAGSREIHE
Warburg-Haus, Heilwigstr. 116, 20249 Hamburg
26.4.2018, 19 Uhr
Hans-Peter Krüger, Potsdam:
Zur politischen Gefühlskultur in der Demokratie
15.5.2018, 19 Uhr
Sigrid Weigel, Berlin:
Vom Mitgefühl
21.6.2018, 19 Uhr
Fritz Breithaupt, Bloomington:
Die dunklen Seiten der Empathie
2.7.2018, 19 Uhr
Alexander Honold, Basel:
Rausch, Taumel, Schicksalsergebenheit: Im Planetarium des Krieges
Eine Veranstaltungsreihe der Aby-Warburg-Stiftung und der Universität Hamburg, Konzept Cornelia Zumbusch und Benjamin Fellmann.
Die Veranstaltungen des Schwerpunktthemas „Politische Emotionen“ finden Sie unter
http://www.warburg-haus.de/forschung/schwerpunktthemen/
Internationales Warburg-Kolleg 2018 "Politische Emotionen in den Künsten":
http://www.warburg-haus.de/forschung/warburg-kolleg/
CfP: https://arthist.net/archive/17395
Quellennachweis:
ANN: Politische Emotionen (Hamburg, 26 Apr–2 Jul 18). In: ArtHist.net, 13.03.2018. Letzter Zugriff 03.05.2024. <https://arthist.net/archive/17584>.