Kunstlehre/Lehrkunst
Kunstlehre als Paradigma von Bildung, Erziehung und Vermittlung
Erfahrungen im praktischen Tun und Erfahrungen mit der Lehre dieses Tuns wurden seit der Antike über Generationen gesammelt und systematisiert, um ihrerseits als „Kunstlehre“ die Lehre dieses Tuns anzuleiten. Überliefert sind diese Erfahrungen insbesondere in den Fachbüchern etwa zu Rhetorik, Poetik, Malerei, Bildhauerei und Architektur. In ihrer Didaktisierung und Verschriftlichung haben sich diese gestaltenden Künste in einem bis heute nachwirkenden Prozeß als eigene Felder des Wissens systematisiert und konstituiert. In dieser Tradition von Τέχνη und Ars als der Lehre eines erfahrungsbasierten, zielgerichteten, seiner Mittel bewußten und regelgeleiteten Tuns, wurde um 1600 dann wiederum die Allgemeine Didaktik als eine Kunst des Unterrichtens, Bildens und Erziehens begründet. Kunst und Didaktik stehen so in ihrem jeweiligen Anfang wie in ihrer Begründung historisch und systematisch in einem engen Wechselverhältnis.
Im interdisziplinären Diskurs zwischen Fachdidaktiken, Fachwissenschaften und Bildungswissenschaften untersucht die Tagung Wechselwirkungen zwischen gestalterischen Kunstlehren sowie Pädagogik und Didaktik. Vom Ausloten historischer Bezüge ausgehend, wird dabei gefragt, was ihr didaktischer Ursprung aus der Kunstlehre für das Selbstverständnis der Künste bedeutet. Im Verbund damit wird der Frage nachgegangen, was ein historisch und systematisch vertieftes Verständnis von Unterrichten, Bilden und Erziehen als Kunst für die Kohärenzherstellung in der Lehrerbildung leisten kann.
PROGRAMM
Donnerstag, 23. November 2017
14:00 – 14:10 Grußwort des Rektorats
14:10 – 14:30
Björn Blankenheim, Ulrich Heinen (Bergische Universität Wuppertal)
Begrüßung und Einführung in die Fragestellung
Kunstlehre und Lehrkunst in der Frühen Neuzeit
14:30 – 15:10
Johann Anselm Steiger (Universität Hamburg)
ars docendi, praedicandi et meditandi: Die Kanzel in St. Marien zu Rostock als Kompendium und Predigerin des christlichen Glaubens
15:10 – 15:50
Andreas Lischewski (Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft)
Compendiose, Jucunde, Solide. Die comenianische Lehrkunst (ars docendi) als Anweisung und Versprechen
15:50 – 16:20 Pause
16:20 – 17:00
Björn Blankenheim (Bergische Universität Wuppertal)
Zu Behuf der lehrgierigen Jugend und in VI. Stunden einzugiessen – Georg Philipp Harsdörffer als Lehrkünstler
17:00 – 17:40
Anna Schreurs-Morét (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Kosmopolitische Kunstlehre – Bildung durch Kunst in Joachim von Sandrarts Teutscher Academie (1675-80)
17:40 – 18:10 Pause
18:10 – 18:50
Jörg Ruhloff (Bergische Universität Wuppertal)
Über Lehrbarkeit und Nichtlehrbarkeit von Kunst
18:50 – 19:30
Werner Oechslin (Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln)
„Paedagogus“ und der Bildungsrahmen der Architektur – Er prorsus signum scientis est, posse docere (Aristoteles)/ Segno manifesto del sapere è il poter insegnare & ammaestrare altrui (Daniele Barbaro)
Freitag, 24. November 2017
09:00 – 09:10 Begrüßung
Konvergenzen und Divergenzen von Kunstlehre und Lehrkunst
09:10 – 09:50
Dietmar Till (Universität Tübingen)
Rhetorik in Bildung und Ausbildung
09:50 – 10:30
Lutz Koch (Universität Bayreuth)
Analogien zwischen rhetorischer und pädagogischer Kunstlehre. Eine pädagogische Annäherung an die Aktualität der Rhetorik.
10:30 – 11:00 Pause
11:00 – 11:40
Rotraud Coriand (Universität Duisburg-Essen)
Erziehungslehre und Didaktik bei Johann Friedrich Herbart
11:40 – 12:20
Birgitta Fuchs (Technische Universität Dortmund)
Die Pädagogik als ethische Kunstlehre
12:20 – 13:20 Mittagspause
13:20 – 14:00
Hans Christoph Berg (Philipps-Universität Marburg/Lahn)
Die Lehrkunst-Vision 2027 – Das Lehrstückrepertoire 2017 ausbauen zum Spielplan im Lehrplan
14:00 – 14:40
Hubert Sowa (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)
Die verborgene Kunst und die Selbstreflexion des künstlerischen Könnens in der Lehre
14:40 – 15:10 Pause
Grundlagen einer Kunstlehre der Lehrkunst (Workshop)
15:10 – 15:20 Einführung in die Workshops
15:20 – 16:20 Arbeit in Workshopgruppen
16:20 – 17:00 Präsentation und Diskussion der Resultate im Plenum
17:00 – 17:30 Schlussrunde und Verabschiedung
Veranstaltungsort
Bergische Universität Wuppertal
Design-Sammlung Schriefers
Gebäude I, Ebene 13, Raum 47
Fuhlrottstraße 10, 42119 Wuppertal
Konzeption & Organisation
Björn Blankenheim
Bergische Universität Wuppertal
Fakultät für Design und Kunst
Gaußstraße 20
42119 Wuppertal
Telefon: 0202 / 439 - 5772
Telefax: 0202 / 439 - 5712
blankenheimuni-wuppertal.de
Das Vorhaben „Kohärenz in der Lehrerbildung“ (KoLBi) der Bergischen Universität Wuppertal wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert (Förderkennzeichen: 01JA1507). www.qualitaetsoffensive-lehrerbildung.de
Reference:
CONF: Kunstlehre/Lehrkunst (Wuppertal, 23–24 Nov 17). In: ArtHist.net, Oct 22, 2017 (accessed Apr 19, 2025), <https://arthist.net/archive/16555>.