CONF 25.05.2017

Wandmalerei des Trecento in Padua (Berlin, 23 Jun 17)

Technische Universität Berlin, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik - Fachgebiet Kunstgeschichte, Straße des 17. Juni 150/152 (Architektur-Gebäude), Hörsaal A 060, 23.06.2017

Andreas Huth

"Leuchtende Bilder, wunderbar ausgeführt": Wandmalerei des Trecento in Padua
Formen, Bedingungen und Intentionen von Kunstpatronage in Padua im 14. Jahrhundert

Workshop im Rahmen des Exkursionsseminars Peripheres Zentrum. Kunst im Padua des 14. und 15. Jahrhunderts (SS 2017) an der TU Berlin, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik - Fachgebiet Kunstgeschichte

Konzept und Organisation: Andreas Huth, Technische Universität Berlin

Kurz nach 1300 wurde Giotto in die prosperierende norditalienische Kommune Padua gerufen, um dort für die bedeutendsten Auftraggeber der Stadt Wandbilder auszuführen: für die Regierung im Palazzo della Ragione, für die Franziskaner im Santo und für den reichsten Bürger der Stadt in dessen neuerrichteter Palastkapelle. Sie engagierten mit Giotto einen überregional bekannten Künstler, der gerade im Atrium von St. Peter in Rom ein vielbeachtetes Mosaik geschaffen hatte. Auch sie erwarteten offensichtlich etwas Neues, Großartiges von ihm. Dass ihre Hoffnungen nicht enttäuscht wurden, belegen zeitgenössische Quellen wie Giovanni da Nonos Visio Egidii regis Pataviae, worin es über die "leuchtenden“ Wandbilder im Ratssaal des Palazzo della Ragione heißt, sie seien "a Zotho summo pictorum mirifice laborata“. Auch in den folgenden Jahrzehnten beriefen prominente Auftraggeber für Aufgaben von besonderem Rang renommierte Meister von außerhalb, unter ihnen den gebürtigen Florentiner Giusto de' Menabuoi und Stefano di Benedetto aus Ferrara sowie Altichiero da Zevio und Jacopo di Silvestro aus Verona. Die Künstler arbeiteten unter anderem im Baptisterium, im Oratorio di S. Giorgio, in der Eremitani-Kirche und im Santo. Die umfangreichen Freskenzyklen Guariento d'Arpos in der Hauptchorkapelle der Eremitani-Kirche und in der Palastkapelle der Reggia Carrarese zeigen indes, dass die Beauftragung eines Künstler aus Padua mit vergleichbar dimensionierten Aufgaben nicht ausgeschlossen war.

Der Workshop widmet sich anhand der großen Freskenzyklen Giottos, Guarientos, Giusto de' Menabuois und Altichieros der Frage, unter welchen Bedingungen es zu solchen Großaufträgen kam und welche Rolle die politische und gesellschaftliche Situation in Padua und die quasi-höfische humanistische Kultur hierbei spielten. Dementsprechend sollen weniger die Künstlerpersönlichkeiten oder ihr individueller Anteil an der Entwicklung innovativer Bildformeln im Mittelpunkt stehen, sondern das Interesse und die Erwartungen der verschiedenen Auftraggeber - Stadtregierung, Orden, Carraresi, private Stifter - gegenüber den Malern. Zu diskutieren ist ferner, ob sich die Arbeiten als Folge und Ausdruck einer gezielten lokalen Kunstpolitik, vielleicht sogar im Sinne einer Strategie zur Durchsetzung einer bestimmten Ästhetik begreifen lassen und welche Intentionen ihr darüber hinaus oder stattdessen - auch im Vergleich zu anderen italienischen Städten - zugrunde gelegen haben.

Folgende Fragestellungen stehen im Fokus:
- Wer beauftragte auswärtige bzw. lokale Künstler und war die Herkunft des Künstlers dabei von Belang? Welchen Charakter hatten die Aufträge? Welche Kunstwerke dienten als Maßstab?
- Wie wirkte sich die jeweilige politische Situation - freie Kommune, Carraresi-Herrschaft, die Bedrohung durch die Scaliger und die Visconti - auf die Beauftragung und die Aufträge aus?
- Welchen Einfluss hatte die wirtschaftliche Situation Paduas hinsichtlich Auftraggeberschaft und Publikum?
- Welche Bedeutung hatten in diesem Zusammenhang die Universität und die in der Stadt lebenden Gelehrten und die Studenten? Wie wirkte sich das enge Verhältnis der Humanisten zur Macht aus?
- Welche Erwartungen verbanden die Auftraggeber mit den Künstlern/den beauftragten Werken? Wer konzipierte den Inhalt der Freskenzyklen? Welche Aufgabe hatten die integrierten Porträts?
- Welche Rolle spielen die gewählte Ästhetik, die Bildsprache und die Motive?
- Wird städtische Identität in den Bildern thematisiert bzw. konstruiert? Gab es so etwas wie eine lokale Kunstpolitik und wie ließe sie sich charakterisieren? Was vereint bzw. unterscheidet die Wandmalerei und Kunstpatronage in Padua und anderen italienischen Städten?


PROGRAMM

14.00 Uhr
Magdalena Bushart, Technische Universität Berlin
Begrüßung

14.15 Uhr
Andreas Huth, Technische Universität Berlin
Einführung, Moderation Teil I

14.30 Uhr
Imke Wartenberg
Kommunale Gerichtspraxis in einem Großraumbüro. Die Allegorien von Iustitia und guter Regierung im Salone von Padua

15.15 Uhr
Peter Scholz, Staatsgalerie Stuttgart
Kunstpatronage und Wissenskultur. Zum Auftraggeberkontext der Werke des Giusto de' Menabuoi in Padua

16.00 Uhr
Kaffeepause

16.15 Uhr
Friederike Wille, Freie Universität Berlin, Kollegforschergruppe BildEvidenz
Moderation Teil II

16.20 Uhr
Iris Helffenstein, Freie Universität Berlin, SFB 980 Episteme in Bewegung
Guarientos Fresken bei den Paduaner Augustiner-Eremiten: Eine Standortbestimmung

17.00 Uhr
Simone Westermann, Universität Zürich
"Ein vornehmes Bild verlangt einen ausgewählten Schauplatz und passende Farben; fehlt dies, wird es betrachtet, aber mit Verachtung" (Giovanni Conversini, De dilectione regnantium, Padua 1399) – Überlegungen zum Verhältnis von politischen und ästhetischen Aspekten in Altichieros Werken am Santo

17.45 Uhr
Wolf-Dietrich Löhr, Freie Universität Berlin/Kunsthistorisches Institut in Florenz - Max-Planck-Institut
Zusammenfassung, Schlussdiskussion, Ausblick

18.30 Uhr
Aperitivo

Quellennachweis:
CONF: Wandmalerei des Trecento in Padua (Berlin, 23 Jun 17). In: ArtHist.net, 25.05.2017. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/15654>.

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