kunsttexte.de, issue: Die documenta 14 – Horizonte und Perspektiven einer Ausstellung
62 Jahre nach der ersten documenta in Kassel ist 2017 das Jahr der 14. Auflage dieser Gegenwartskunstschau, die noch immer, trotz erheblicher postkolonialer Einwände, von dem Anspruch zehrt, ein Weltereignis des Ausstellungsbetriebes zu sein. Wiewohl derzeit wirtschaftspolitisch Welten zwischen Deutschland und Griechenland zu liegen scheinen, kann auch die Verteilung der diesjährigen documenta auf zwei Hauptspielorte, neben Kassel Athen, keine Abkehr vom Eurozentrismus verkörpern. Konzeptionell (und konkret räumlich, mit dem Einbezug außereuropäischer Plattformen) wurde zugleich spätestens seit der documenta Okwui Enwezors (d11, 2002) wiederholt versucht, eine Weltperspektive wörtlicher bzw. multipolarer einzulösen; wobei die Frage, was eine Art Kanon der Gegenwartskunst heute ausmachen könnte, so ihrem Horizont gemäß noch weitgespannter geworden ist.
Wie begegnen kuratorische Konzepte der documenta Heterogenität, ja bisweilen einer Disparität, die bis in die Beweggründe von Kunst wirkt? Ist es z.B. überhaupt möglich (und wünschenswert), im Rahmen selbst einer großen Ausstellung, ebendas global auf eine präsentierbare Linie zu bringen, was Adam Szymczyk, künstlerischer Leiter der d14, nicht müde geworden ist, als Credo auszugeben, nämlich – aus kunsthistorischer Sicht keine neue Einsicht – dass „Kunst eine politische Dimension hat“. Und, in Umkehrung der Perspektive, interessiert uns für die nächste Ausgabe der kunsttexte-Sektion Gegenwart auch die Frage, wie dann nicht-politische Kunst aussehen könnte und (wo) sie zu denken wäre? Kommt sie auf der aktuellen documenta vor, hat sie eine documenta-Tradition (etwa in Harald Szeemanns Abteilung zu sog. ‚Volkskunst‘)? Ohnehin stellt sich in Kassel immer wieder die Frage nach Antagonisten und dem Ausgeschlossenen: wo etwa verlaufen bzw. wie werden sie konstruiert, die Grenzen zwischen Kunst und Nicht-Kunst, zwischen Kunstzentren und -peripherien? Beiträge zu diesen und benachbarten Fragen wünschen wir uns genauso wie Beiträge zu einzelnen künstlerischen Positionen der aktuellen Schau oder aus der jüngeren documenta-Geschichte.
Kunst- und Kulturwissenschaftler(inn)en laden wir ein, entsprechende Beiträge zur Veröffentlichung einzureichen. (Informationen zu den Veröffentlichungsbedingungen/ Autor_inn_enrichtlinien und zu unserer Sektion finden Sie auf den Internetseiten der kunsttexte.de.)
Bitte senden Sie uns ein Abstract (min. eine halbe A4-Seite) bis zum 1.9.2017 zu. Der vollständige Beitrag sollte bis zum 1.10.2017 vorliegen.
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Sektion Gegenwart
c/o Institut für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
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Reference:
CFP: kunsttexte.de, issue: Die documenta 14. In: ArtHist.net, Apr 7, 2017 (accessed Sep 23, 2025), <https://arthist.net/archive/15179>.