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Forming Collectives: Strategies in Modern and Contemporary Art
Studienkurs am Warburg-Haus
Petra Lange-Berndt / Isabelle Lindermann
Since the nineteenth century a multitude of artists have been experimenting with forms of collective work, habitation in colonies and communes, or group-orientated activism. In a post-communist world these projects are taken up again and revisited within contemporary practices. In this Warburg-Seminar we would like to ask: How is the desire to speak in a collective voice relevant today? Under what conditions does the need to organise in collaborative structures occur and what kind of dynamics are being produced? What does it mean to speak together on a commonly shared platform, to assemble as a group, cooperative, commune, network, sect, horde, pack, or swarm? And how are artists enacting change and proposing alternative ways of being in the world?
Collective actions are closely connected to a critique of the 'new spirit of capitalism' (Boltanski / Chiapello) and current crises. In this experimental field, through the fusion of art and activist strategies, social relations can be investigated exemplarily - with actual consequences (Bourriaud / Bishop). At times these processes strengthen the institutions that control events and gain the symbolic capital of increased attention. More productive case studies, however, are investigating if and how one can escape or redesign the digital networks of post-Fordist societies or the neoliberal concept of the Ikea Family. We would therefore also like to assemble and debate the historic and current meanings that are connected to collective and collaborative artistic strategies. Is there an afterlife of the utopian concepts of the early avant-gardes? How have these concepts been adapted under current capitalism? What kind of many-handed practices can be described and how do they work? How do the bodies assembling in collective alliances have critical potential (Butler)? How can one describe the psychological aspect of being with, the processes of becoming a community (Nancy)? Is it possible to form collectives that are functioning as a plurality but where the 'we' is not acting as a totality? Are collectives at all suitable to oppose power structures in the expanded field of the arts and beyond? And what does this mean for the practices of art and art history?
This workshop is directed towards PhD students, postdocs and emerging scholars who wish to discuss their current academic and / or artistic research. Please send a CV, an abstract of c. 350 words for a possible talk or artists' contribution and your estimated travel costs to petra.lange-berndtuni-hamburg.de and isabelle.lindermannuni-hamburg.de. The Warburg-Seminar will take place at the Warburg Haus Hamburg, Germany (http://www.warburg-haus.de), and papers will be in German and English (you do not have to speak German in order to apply). We can contribute towards travel costs and pay for accommodation in Hamburg in full. The deadline is the 2nd May 2017; we will notify participants by mid-May.
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Forming Collectives: Strategien moderner und zeitgenössischer Kunst
Seit dem 19. Jahrhundert experimentiert eine Vielzahl von Künstlerinnen mit Formen kollektiver Arbeit, dem Wohnen in Kolonien und Kommunen oder aktivistischen Praktiken in Verbünden. In einer post-kommunistischen Welt werden solche Projekte erneut aufgegriffen. In diesem Warburg-Seminar möchten wir daher fragen: Inwiefern ist es heute relevant, mit einer kollektiven Stimme zu sprechen? Unter welchen Bedingungen ist es notwendig, sich in kollaborativen Strukturen zu organisieren, welche Dynamiken entstehen? Was heißt es, gemeinsam auf einer Plattform zu sprechen, sich als Gruppe, Kooperative, Kommune, Netzwerk, Sekte, Horde, Rudel oder Schwarm zu versammeln? Und mit welchen Strategien setzten sich Künstlerinnen für Veränderungen ein oder schlagen alternative Lebenskonzepte vor?
Kollektive Aktionen sind eng mit einer Kritik am "neuen Geist des Kapitalismus" (Boltanski / Chiapello) sowie den gegenwärtigen Krisen verbunden. Durch die Verbindung von Kunst und Aktivismus lassen sich in diesem Testfeld soziale Beziehungen – und ihre Konsequenzen in alltäglichen Kontexten – exemplarisch untersuchen (Bourriaud / Bishop). Teilweise stärken diese Prozesse jene Institutionen, die diese Events kontrollieren und symbolisches Kapital in Form von Aufmerksamkeit akkumulieren. Gleichzeitig sind künstlerische Strategien auszumachen, die auf produktive Weise die Frage stellen, ob und wie den digitalen Netzwerken der postfordistischen Gesellschaft oder dem neoliberalen Konzept der Ikea Familie entkommen und wie diese Strukturen umgenutzt werden können. Daher wollen wir uns ebenfalls versammeln und die historischen wie gegenwärtigen Bedeutungen diskutieren, die sich mit kollektiven und kollaborativen künstlerischen Strategien verknüpfen. Ist ein Nachleben der utopischen Konzepte der frühen Avantgarden zu verzeichnen? Wie wurden sie dem aktuellen Kapitalismus angepasst, beziehungsweise wie hat er sich diese Konzepte einverleibt? Welche vielhändigen Praktiken sind auszumachen, wie genau können die Arbeitsprozesse beschrieben werden? Welche Rollen, welche Positionen, nehmen die Körper jener ein, die sich in kollektiven Verbünden versammeln und über welches kritische Potential verfügen sie (Butler)? Wie ist der psychologische Aspekt des Mit-Seins und damit der Prozess des Entstehens einer Gemeinschaft zu beschreiben (Nancy)? Ist es möglich, Kollektive zu bilden, die als Pluralität funktionieren aber in denen das "Wir" nicht als Totalität agiert? Sind Kollektive überhaupt für eine Machtkritik im erweiterten Feld der Künste geeignet? Und was bedeutet dies für die Praktiken der Kunst und der Kunstgeschichte?
Der Workshop richtet sich an Doktorandinnen, Postdocs und angehende Forscherinnen, die ihre aktuellen – akademischen und / oder künstlerischen – Projekte diskutieren möchten. Bitte senden Sie Ihren CV, ein kurzes Abstract (350 Wörter) für einen Vortrag oder einen künstlerischen Beitrag sowie die ungefähren Reisekosten an petra.lange-berndtuni-hamburg.de und isabelle.lindermannuni-hamburg.de. Das Warburg-Seminar wird im Warburg Haus, Hamburg, auf Deutsch und Englisch stattfinden (http://www.warburg-haus.de). Die Kosten für die Übernachtung werden übernommen und Reisekosten bezuschusst. Die Bewerbungsfrist ist der 2. Mai 2017. Teilnehmer*innen werden bis Mitte Mai benachrichtigt.
Prof. Dr. Petra Lange-Berndt
Kunstgeschichtliches Seminar
Universität Hamburg Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg, Germany
Isabelle Lindermann, M.A.
Kunstgeschichtliches Seminar
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg, Germany
Quellennachweis:
CFP: Forming Collectives (Hamburg, 9-13 Oct 17). In: ArtHist.net, 03.04.2017. Letzter Zugriff 19.09.2025. <https://arthist.net/archive/15120>.